Erkelenz Martin Schulz versetzt SPD in Euphorie

Erkelenz · Die Kanzlerkandidatur von Schulz, einstiger EU-Parlamentspräsident mit Wurzeln in Würselen, begeistert vor Ort. Gesehen wird die Chance auf einen Neuanfang und auch für den NRW-Wahlkampf.

Natürlich kennt der Vorsitzende des SPD-Ortsverbandes Hückelhoven den künftigen Kanzlerkandidaten. "Der Martin", ruft Heinz Meißner aus, "der kommt doch aus Würselen. Dem habe ich schon öfter die Hand gedrückt." Nur positive Reaktionen habe er auf die Neuigkeit gehört, dass "der Martin" jetzt gegen Angela Merkel antritt. Sigmar Gabriels Rückzieher finde er "okay", aber die Art, wie die Nachricht an die Öffentlichkeit drang?

"Die Überraschung, die er uns bereitet hat - na ja", sagt Meißner, und Rüdiger Birmann, der Vorsitzende der SPD in Wegberg, findet: "Sigmar Gabriel hat mit seinem Verzicht auf die Kandidatur die Parteibasis damit so konfrontiert, wie er es oft in den letzten Jahren gemacht hat: überraschend." Dass er aus freien Stücken auf Kanzlerkandidatur und Parteivorsitz verzichtet, verdiene Respekt und Hochachtung. Das sagt Rüdiger Birmann ebenso wie Heinz Meißner sowie Dieter Spalink und Hermann Thissen, die Vorsitzenden der SPD in Erkelenz beziehungsweise Wassenberg. Sehr positiv denken sie auch über Martin Schulz, ihren künftigen Mann an der Partei- und Kandidatenspitze. Sie setzen in ihn unterschiedliche, vor allem aber viele Hoffnungen. So denkt Birmann, dass "mit Schulz an der Spitze ein Neuanfang und eine Neuausrichtung möglich sind". Er rechnet damit, dass Schulz' Stärken nicht nur im Wahlkampf für den Bundestag zum Tragen kommen, der im September gewählt wird, sondern zuvor schon bis Mai: "Im anlaufenden Landtagswahlkampf wird die Kanzlerkandidatur von Schulz der NRW-SPD neue Impulse geben."

Eigentlich hatte die Mehrheit der Sozialdemokraten damit gerechnet, dass Gabriel kandidiert - irgendwie hatte sie allerdings auch mit Schulz gerechnet. Wie sich diese in sich widersprüchliche Einschätzung erklären lässt, erläutert Dieter Spalink: "Ich war erstaunt und überrascht über den Wechsel und den Zeitpunkt. Auf der anderen Seite war ich wiederum auch nicht überrascht, weil ich Martin Schulz für mich persönlich schon länger als den besseren Kandidaten eingestuft hatte."

Besonders schätzen die Vorsitzenden der SPD-Ortsverbände dessen rhetorische Fähigkeiten. Sie sehen darin die Chance, dass die SPD sich wieder stärker von der CDU und von Kanzlerin Merkel unterscheiden wird. Chancen sehen sie aber auch darin, dem politischen Rand eine starke Stimme entgegensetzen zu können. Dazu Spalink: "Schulz kann sehr klare Positionen beziehen und sehr klar Positionen abgrenzen." Das werde nicht zuletzt in der Auseinandersetzung mit der AfD wichtig sein. Diesem Gedanken geht auch Thissen nach: "Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass er das derzeitige Haupthema, sie sogenannte Flüchtlingskrise, pragmatisch anpackt. Als Bundeskanzler bestimmt man die Richtlinien der Politik, das heißt konsequente Anwendung der vorhandenen nationalen und europäischen Regelwerke durch Verwaltung und Justiz. Hierfür benötigt man keine AfD, insofern glaube ich, dass Wechselwähler, für die eine Kanzlerin Merkel untragbar ist, doch noch einen SPD-Kanzler mit pragmatischen Lösungansätzen bevorzugen." Und als pragmatisch, authentisch und bürgernah beschreiben Birmann, Meißner, Spalink und Thissen ihren künftigen Spitzenkandidaten alle.

Die Menschen im Kreis Heinsberg dürften sich, so glaubt Heinz Meißner, davon im Wahlkampf ein persönliches Bild machen können. Schulz hatte im letzten Bundestagswahlkampf noch Norbert Spinrath im Kreis Heinsberg unterstützt, die beiden kennen und mögen sich, weiß er und ist deshalb optimistisch: "Ich bin der festen Überzeugung, dass wir Martin Schulz im Wahlkampf bei uns sehen werden."

(gala/hec/spe)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort