Erkelenz Mal rezitativisch, mal inszeniert

Erkelenz · Schüler des Erkelenzer Berufskollegs haben ein Rezitations- und Musikprojekt auf die Beine gestellt. Das Thema lautete "Vorstellung(s)Gespräche". Unterm Strich stand ein gelungenes Programm.

 Szenen und Gedankensplitter präsentierten die Schüler des Erkelenzer Berufskollegs als Ergebnis eines Rezitations- und Musikprojekts. Zusammengefasst war die Darstellung als Bühnenprogramm.

Szenen und Gedankensplitter präsentierten die Schüler des Erkelenzer Berufskollegs als Ergebnis eines Rezitations- und Musikprojekts. Zusammengefasst war die Darstellung als Bühnenprogramm.

Foto: UWE HELDENS

Wie bereite ich mich auf mein Vorstellungsgespräch vor? Soll ich ehrlich sein, wie viel gebe ich von mir preis? Im ersten Moment scheinbar banal. Doch das ist alles andere. Unter dem Thema "Vorstellung(s)Gespräche" erarbeiteten etliche Schüler des Berufskollegs in verschiedenen Workshops eigene Texte. Nun präsentierten sie ihre vielfältigen Ideen im Rahmen eines schulübergreifenden Bühnenprogramms in der Aula des Berufskollegs.

Mal rezitativisch, mal inszeniert und mal musikalisch setzten die Schüler die Grundidee um. Entstanden sind Szenen und Gedankensplitter, die nur im ersten Moment eine scheinbare Alltagssituation widerspiegeln. Gefühlsmäßig erfassen sie stattdessen auch betroffene Zuhörer, die sich in den gleichen Situationen mit denselben Fragen wiederfinden. Auf den zweiten Blick erfassen die Zuschauer, dass über die Ängste vor diesem Augenblick, auch persönliche Lebenssituationen eine wesentliche Rolle spielen. Fragen nach "Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich?" tauchen wieder auf. Mal ironisch, mal überzogen, mal völlig verklärt und manchmal auch grundehrlich stellten die Schüler sich dem Publikum. Sie sorgten zwischen humorvollen Momenten auch für betroffene Augenblicke der Stille: Dann, wenn es über die Gefühle des Vorstellungsgespräches hinausging, persönliche Lebenssituationen für die Persönlichkeitsentwicklungen in den Blick gerückt worden, die so oft von Mitschülern und Lehrern nicht wahrgenommen werden.

Gedankensplitter dreier verschiedener Bewerber im Wechsel ohne Bezug auf den anderen veranschaulichten plastisch, wie sehr jeder einzelne mit seinen eigenen Gedanken vor dem Bewerbungsgespräch beschäftigt ist: "Fleck auf der Hose", "Mein Akku vom Handy ist leer" und eine dritte Bewerberin denkt "Mein Nagel splittert ab", gekonnt im Wechsel veranschaulichte dieses Trio das Gedankenkarussell und das Gefühlschaos vor einem solchen entscheidenden Vorstellungsgespräch.

Gelungen auch das Trio, das ein Wortspiel mit dem Aufgreifen des letzten Wortes des Vorredners in Szene setzte. Jérome bekannte vorweg, dass er sicher mit seinem Vortrag vielen auf die Füße treten werde. Er hinterfragte den Trend, seine Mitmenschen nach Modetrends und Smartphone zu beurteilen. Es werde jedem von Eltern, Lehrer und Mitschülern schwergemacht, er selbst zu sein. Kommunikation miteinander sei völlig auf der Strecke geblieben und sein Fazit: "Einfach Jérome sein, jeden anderen als Dich gibt es ja schon!"

Das Bühnenbild zeigte eine Leinwandpräsentation, auf der bei einigen Vorträgen auch Bilder eingespielt wurden. Schulleiter Paul-Günther Threin lobte das Kulturprojekt und betonte, dass die Schüler dadurch nicht nur für ihren Beruf lernten, sondern auch den Blick auf andere Dinge richten. Die Lehrer Melanie Wahnemühl, Sebastian Schade, Annette Weichert sowie der freie Journalist Helmut Wichlatz unterstützen die Schüler bei diesem Projekt.

(bart)
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