Kristallisationspunkt der Klimaproblematik Polizei macht sich „Bild von der Lage“ in Lützerath

Lützerath · Mit Schlagstöcken und Einsatzschilden hat eine Hundertschaft der Polizei das besetzte Dorf am Tagebau Garzweiler besucht. Die Aktivisten sehen in dem Einsatz eine Provokation.

Lützerath - Chronik des Dorfs zwischen Klimastreik und Tagebau
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Lützerath - verlassenes Dorf zwischen Klimastreik und Tagebau

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Foto: Arend Dechow

Eine Hundertschaft der Polizei ist am Montagmorgen durch das von Aktivisten besetzte Dorf Lützerath am Tagebau Garzweiler gegangen. Die Beamten, die mit schwerer Montur inklusive Schlagstöcken und Einsatzschilden unterwegs waren, wollten sich nach eigenen Angaben „ein Bild von der Lage“ in dem Weiler machen, wie sie mitteilten. Ein Sprecher sprach von einer „Ortsbegehung“, bei der Lützerath auf den asphaltierten Wegen umrundet worden sei. In das Aktivistencamp, in dem derzeit nach Angaben der Besetzer knapp 100 Menschen leben, sind die Polizisten nicht gegangen. Der Einsatz fand im Schneetreiben statt.

Die Polizei betonte, dass ihr Ziel „Aufklärung“ sei. Der Einsatz stelle nicht den Beginn einer Räumung dar. „Er ist jedoch unerlässlich, um eine professionelle und angepasste Einsatzvorbereitung zu gewährleisten“, hieß es in einer Mitteilung. Aktuell plant das Land NRW, Lützerath im Januar räumen zu lassen. Anschließend sollen bis Ende Februar die letzten Häuser und Höfe abgerissen und die Bäume gerodet werden, ehe die Fläche zur Braunkohlegewinnung abgebaggert wird.

Bilder: So leben die Aktivisten in Lützerath​
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So leben die Aktivisten in Lützerath

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

In den Häusern des Erkelenzer Dorfs, deren einstige Bewohner weggezogen sind, leben Aktivisten, die um den Ort kämpfen wollen. Für das Abbaggern und Verbrennen der Kohle sehen sie keine „energiewirtschaftliche Notwendigkeit“. Mittlerweile gilt Lützerath als Kristallisationspunkt der Klimaproblematik.

Die Aktivisten sprachen angesichts des Polizeieinsatzes von einer „Machtdemonstration“ und einem „völlig überzogenen“ Auftritt, der „eine Eskalation provozieren“ wolle. „Die Regierung zeigt damit, dass sie eine Räumung um jeden Preis autoritär durchdrücken will“, teilte eine Sprecherin der Initiative „Lützerath lebt!“ mit. Die Aktivisten riefen dazu auf, sich einer möglichen Räumung im Januar in einem „bunten Protest“ entgegenzustellen.

(cpas/toc/dpa)
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