Erkelenz Lichte Klinikräume helfen bei Genesung

Erkelenz · 5,5 Millionen Euro hat die ViaNobis GmbH in die Renovierung von Gebäuden auf dem Gangelter Gelände investiert. Aber auch die Dezentralisierung wird vorangetrieben. Die Zahl von Menschen mit psychischen Problemen nimmt zu.

 Blick in die Außenanlagen der Suchtstation: Nach anderthalb Jahren wurde die Renovierung der Häuser der Gangelter Einrichtungen nun abgeschlossen.

Blick in die Außenanlagen der Suchtstation: Nach anderthalb Jahren wurde die Renovierung der Häuser der Gangelter Einrichtungen nun abgeschlossen.

Foto: Angelika Hahn

Triste Stationen mit dem früher krankenhausüblichen PVC-Muff gehören in der Fachklinik für Psychiatrie/Psychotherapie/Psychosomatik und der Eingliederungshilfe der ViaNobis GmbH der Vergangenheit an. Auf dem Gelände der "Gangelter Einrichtungen", die ihre offizielle Bezeichnung im vergangenen Jahr bekanntlich geändert haben, weht in durchrenovierten Bauten ein frischer Wind.

Die Suchtstation zeigt wie andere Bereiche auch dieses neue Gesicht: Laminatböden, moderne große Küche, in der auch die Patienten aktiv werden können, großzügige helle Aufenthaltsbereiche, Terrasse und Garten vermitteln wohnliche Atmosphäre. Rund zehn Jahre nach der letzten Neubau- und Sanierungswelle wurde noch einmal auf rund 4000 Quadratmetern modernisiert und in Brandschutz und energetische Effizienz investiert. Im Mai wurde das 5,5 Millionen-Projekt nach anderthalb Jahren abgeschlossen, erläuterten jetzt Geschäftsführer Michael Minten und Kaufmännischer Direktor Martin Fuchs.

Klinikleiter Dr. Michael Plum und Pflegedirektorin Bettina Vieten unterstreichen, dass mit der Modernisierung auch Arbeits- und Therapieabläufe neuen Gesichtspunkten angepasst wurden, für Menschen mit Demenz in der Gerontopsychiatrie gibt es jetzt zum Beispiel Rundwege. Von den Baumaßnahmen betroffen waren Bereiche des Krankenhauses wie auch Bereiche der Eingliederungshilfe (für Menschen mit geistiger und psychischer Behinderung.)

Auf dem "Muttergelände" an der Gangelter Bruchstraße wuchs die ViaNobis um 15 stationäre Plätze auf insgesamt 133 Betten, die Tageskliniken in Heinsberg, Erkelenz und Gangelt konnten ihr Angebot um zehn auf 55 Plätze erweitern.

Und weiterer Bedarf zeichnet sich schon ab - innerhalb und außerhalb des Gangelter Geländes. Die ViaNobis erweitert in Psychiatrie und Behindertenhilfe stetig auch die Möglichkeiten der ambulanten Hilfen und dezentralen Unterbringung in Wohnstätten der Region. 120 Wohnplätze für Menschen mit Behinderung (insgesamt 1500 Bewohner) hat der Träger in den vergangenen Jahren in Hückelhoven, Geilenkirchen und Erkelenz geschaffen. Weitere 155 dezentrale Plätze visiert die ViaNobis für die kommenden vier Jahre an, sagt Minten.

"Die Nachfrage nimmt in allen Bereichen zu", betont Dr. Plum. "Wir spüren, dass frühere Haltesysteme und familiäre Netze geringer werden." Das bedeutet auch einen veränderten Blickwinkel: Vorsorge, Nachsorge und Begleitung Betroffener in ihrem gewohnten Lebensumfeld werden ein zunehmend wichtiger Sektor neben der Klinik, erläutert Plum. Ihm geht es darum, so intensiv wie möglich die Selbstheilungskräfte Betroffener zu aktivieren durch kreative Angebote und vor allem die gesellschaftliche Einbindung. Den Bürgern, die sich nicht krank fühlen, zu zeigen, dass man schnell selbst Betroffener sein kann, wird Ziel einer "Woche der seelischen Gesundheit" im Oktober sein, kündigt der Klinikleiter an. Immerhin seien laut Robert Koch Institut über 33 Prozent der Bevölkerung jedes Jahr von mindestens einer psychischen Störung betroffen, mit 16,2 Prozent nehmen Angststörungen den Spitzenplatz ein. Statistisch gesehen, könnten 40 000 Bürger im Kreis Heinsberg unter dieser Erkrankung leiden. Auf dem dritten Platz folgen Depressionen, zu denen die viel diskutierten Brunout-Symptome gehören.

(RP)
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