Erkelenz Lesespaß mit guten Freunden

Erkelenz · Im Kreis Heinsberg hat sich der Verein "Mentor – die Leselernhelfer" gegründet. Erwachsene begleiten Kinder dabei, lesend die Welt zu erfahren. Der Verein sucht nun Menschen, die mitmachen wollen.

Lesen eröffnet neue Welten, egal, ob es sich um ein gutes Buch oder um einen informativen Bericht handelt. Lesenkönnen ist aber auch eine Kompetenz, die in anderen Lebensbereichen wichtig ist, sei es für den Grundschüler, um in Mathematik eine Textaufgabe zu verstehen, oder für einen Erwachsenen, um Formulare oder Behördenbriefe begreifen zu können. Es ist daher wichtig, dass Kinder früh das Lesen lernen – selbstverständlich ist es aber nicht, dass sie außerhalb der Schule dabei gefördert werden.

Diese Information von Heinrich Spiegel, dem ehemaligen Leiter der Betty-Reis-Gesamtschule Wassenberg, mag verstören. Vielleicht auch, weil er sagt, dass dieses Phänomen in allen gesellschaftlichen Gruppen gleichermaßen anzutreffen sei. In dieser Information steckt allerdings auch Hoffnung, und zwar für jene Kinder aus dem Kreisgebiet, die gerne mehr lesen möchten und denen vielleicht nur der richtige Impulsgeber fehlt. Im Kreis Heinsberg hat sich der Verein "Mentor – die Leselernhelfer" gegründet (die RP berichtete), der sich jetzt erstmals der Öffentlichkeit vorstellte. Über ihn werden Mentoren geschult und eingesetzt, um mit Kindern und Jugendlichen das Lesen zu üben und um mit ihnen über das Gelesene zu sprechen. Denn auch das ist für Kinder wichtig, erklärt Heinrich Spiegel. Kinder wollen über Bücher oder Filme reden. Auf die Weise verarbeiten sie deren Inhalte, lernen es, Texte zusammenzufassen und bekommen ein Gefühl für Sprache.

Im Dezember hatte sich der Verein gegründet. Er basiert auf einem bundesweiten Netz von Vereinen, deren Schirmherr der Publizist Richard David Precht ist. Der war 2012 auf Einladung der Kreissparkasse Heinsberg für einen Vortrag in der Kreisstadt und hatte angeregt, eine Kreisgruppe des Vereins zu gründen. Diese Idee fiel auf fruchtbaren Boden. Beim ersten öffentlichen Termin des Vereins waren mehr als 80 interessierte Menschen gekommen, die sich erklären ließen, wie sie Mentoren werden können.

Der Verein wird sie schulen. Sowohl einmalig im Juni vor Aufnahme der Tätigkeit als auch fortlaufend während ihrer Arbeit. Treffen sollen den Austausch fördern. Und auch Dankeschönangebote für die ehrenamtliche Arbeit sind geplant, erklärt Thomas Pennartz, Sparkassenvorstand und Kassierer des Vereins. Dessen Vorstand wird ab April die Schulen im Kreis Heinsberg ansprechen, ob dort Bedarf bei Schülern besteht. Er wird es später auch sein, der die Mentoren koordiniert. Da die Treffen zwischen Mentor und Schüler nur im öffentlichen Raum von dessen Schule stattfinden sollen, wird der Verein für die Mentoren eine Haftpflichtversicherung abschließen.

Einige Dinge sind über den neuen Verein wichtig zu wissen, sowohl für Mentoren als auch Schüler, Eltern und Lehrer. Es handelt sich um keinen Förderunterricht. Das heißt, "es wird nicht der Unterrichtsstoff angereichert", betont Peter Kaiser, Vorstandsmitglied und ehemaliger Schulamtsdirektor. Der Schüler soll nicht zur Teilnahme bewegt werden, sondern freiwillig mitmachen können. Auch wird nicht das Schreiben vermittelt. Das Angebot wird in den Tagesablauf der Schüler – zum Beispiel im Ganztag – eingebunden werden. Die Mentoren sollen in einer freundlichen Atmosphäre mit jeweils einem Kind lesen und vielleicht zusätzliche Motivationen wie Spiele oder Tänze einbauen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort