Erkelenz Leiter des Berufskollegs verabschiedet sich

Erkelenz · In Kürze geht Schulleiter Paul-Günther Threin nach 16 Jahren in Erkelenz in den Ruhestand. Im Gespräch blickt er auf eine Zeit voller Veränderungen zurück. Sein Nachfolger wird Jan Pfülb.

 Der scheidende Berufskolleg-Schulleiter Paul-Günther Threin (r.) mit seinem Nachfolger Jan Pfülb, der als stellvertretender Leiter das Berufskolleg schon bestens kennt.

Der scheidende Berufskolleg-Schulleiter Paul-Günther Threin (r.) mit seinem Nachfolger Jan Pfülb, der als stellvertretender Leiter das Berufskolleg schon bestens kennt.

Foto: LAASER

Für viele Schülergenerationen gehörten das Berufskolleg in Erkelenz und Paul-Günther Threin untrennbar zusammen - jetzt hört der Schulleiter auf und übergibt an Jan Pfülb, der mit seinen 45 Jahren wiederum die Chance hat, viele Generationen von Berufsschülern zu begleiten und zu prägen. Ende des Monats wird der Wechsel vollzogen.

Über den Kreis Heinsberg hinaus ist das Berufskolleg in Erkelenz mit seinen fast 2700 Schülern die größte Schule. Heute sind dort 120 Lehrer und 15 weitere Angestellte tätig. Vor gut 16 Jahren, als Threin die Schulleitung übernommen hatte, waren die Zahlen noch andere. "Damals hatten wir ein Drittel weniger Lehrer und 20 Prozent weniger Schüler." Die in dieser Zeit erlebten Veränderungen gehen jedoch weit über solch nackte Zahlen hinhaus, macht Paul-Günther Threin im Gespräch deutlich. Die Schulverwaltung, das Unterrichten und die Haltung der Schüler gegenüber der Schule haben sich verändert, die Lerninhalte und die Ausbildungslandschaft befinden sich im Wandel.

Spaß macht die Arbeit dem scheidenden Schulleiter bis zum letzten Tag. Und zwar eine Menge. Er liebt das Lehrersein, betont Threin, auch wenn dieses in der jüngeren Vergangenheit zurücktreten musste. "Die landespolitisch inzwischen gewollte größere Selbstständigkeit der Schulen hat meinen Arbeitsalltag verändert", erzählt Threin über seine Zeit als Schulleiter, die am Berufskolleg Erkelenz im Herbst 2001 begonnen hatte. "Dies hat dazu geführt, dass ich seit einigen Jahren keine Zeit mehr für das Unterrichten habe." Seither fehle ihm etwas. Noch mehr fehlen werden ihm, wenn er zum Monatsende in den Ruhestand gehe: "Die Menschen."

Stolz ist Paul-Günther Threin darauf, dass das Berufskolleg Erkelenz im Kreis Heinsberg wertgeschätzt wird. Das habe ihm die Arbeit stets erleichtert. "Der Kontakt zu den Unternehmen ist sehr gut, und in unsere Schule wurde viel investiert - dafür war immer wichtig, dass im Kreis Heinsberg Schulpolitik nicht nach Parteifarben gemacht wird, sondern nach den didaktisch begründeten Bedarfen", erklärt Threin. Für den Kreis Heinsberg als Schulträger ist er voll des Lobes: "Millionen sind über das Land und den Kreis in den Jahren investiert worden: in die Kfz-Halle, die Werkhalle und die Sporthalle. Das komplette Haus wurde saniert, derzeit ist der Keller an der Reihe." Obendrein verfüge das Berufskolleg über "eine total gute technische Ausstattung", die wiederum Threins Nachfolger Jan Pfülb weiterhin beschäftigen wird. Dieser erklärt: "Ein großes Thema wird für mich die Ausbildung 4.0, die Digitalisierung, sein. Es wird wichtig sein, kritisch zu schauen, welche Technik wirklich für den Unterricht nötig ist und nicht zu investieren um des Investierens Willen."

Veränderung gehört zum Schulalltag. Threin weiß viel darüber zu berichten: "Wir hatten in meinen Jahren in Erkelenz keine größeren Einbrüche oder mussten gar Ausbildungsgänge einstellen. Allerdings haben wir zwischendurch die Ausbildung von Kinderpflegerinnen ruhen lassen, aber auch die Ausbildung zur Fachkraft für Lagerwirtschaft neu aufbauen dürfen, weil vor allem aus Hückelhoven heraus ein Bedarf entstanden war." Die aktuellsten Veränderungen betreffen die internationalen Förderklassen, von denen es drei gibt und die 54 Schüler mit Flüchtlingshintergrund besuchen. Threin spricht von "einer Riesenherausforderung", die das Lehrerkollegium gerne angenommen habe. Herausfordernd sei, dass manch einer der betreuten Jugendlichen und jungen Erwachsenen noch nie eine Schule besucht hätten. Zunehmend zu einer Herausforderung werde außerdem, dass "dafür Lehrer fehlen. Allgemein wird es immer schwerer, neue Lehrer zu bekommen". Mehrere Stellen könnte das Berufskolleg Threin zufolge sofort besetzen.

Nicht nur der in der Region lebenden Flüchtlinge wegen werden Lehrer gebraucht. "Wir haben heute 20 Prozent mehr Berufsschüler in Erkelenz als zu meinem Beginn. Vor allem aber haben wir darunter viel mehr Schüler in der Vollzeitbeschulung", erklärt Threin. Vor allem Hauptschulabsolventen bekämen seltener eine unmittelbar an diesen Abschluss anknüpfende Chance auf dem heutigen Arbeitsmarkt und besuchten zunächst ein Berufskolleg. Er warnt jedoch vor einer Fehlinterpretation: "Es ist falsch, einseitig zu sagen, dass Schüler heute schlechter sind. Vielmehr sind auch die Anforderungen der Berufe deutlich gestiegen." Was er am Ende seiner Schullaufbahn allerdings feststellen könne und was alle Schüler betreffe: "Sie kommen heute mehr mit einer Konsumhaltung zur Schule: ,Bring mir mal was bei.' Sie kommen heute weniger, weil sie etwas lernen wollen."

(spe)
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