Erkelenz Lautstark für Toleranz: Lärm und Glockengeläut gegen Rechts

Erkelenz · Bürger wollen während der Demo der Rechten in Erkelenz ein Zeichen gegen Rassismus setzen.

Zur geplanten Kundgebung der Rechten unter dem Motto "Bürger stehen auf - Asylmissbrauch stoppen" heute ab 13.30 Uhr auf dem Burgvorplatz in der Erkelenzer Innenstadt planen Erkelenzer Bürger neben einer großen Gegendemonstration eine Aktion unter dem Motto "Lautstark für Toleranz". Alle, die nicht an der Gegendemonstration teilnehmen können, sollen damit die Möglichkeit haben, ihre Meinung zum Aufmarsch der Rechten in der Erkelenzer Innenstadt kundzutun, teilt CDU-Ratsherr Marwin Altmann mit.

Zwischen 14 und 15 Uhr sollen die Bürger 20 Minuten lang möglichst viel Lärm in der Erkelenzer Innenstadt machen. Den Auftakt machen die Glocken von St. Lambertus. Das soll gleichzeitig das Signal an alle Bürgerinnen und Bürger sein, bei der Aktion mitzumachen. "Dafür können Trillerpfeifen, Autohupen und alle weiteren Hilfsmittel genutzt werden, um möglichst viel Lärm zu erzeugen", teilt Altmann mit. Die Aktion sei eine Initiative Erkelenzer Bürger und keinem konkreten Organisator zugeordnet.

Dem Wunsch der Rechten, dass ihre Demonstration auf dem Erkelenzer Markt stattfinden sollte, erteilte die Polizei eine Absage. Die Beamten werden die Kundgebung der Rechten auf dem Burgvorplatz und die angemeldeten Gegendemonstrationen im Ziegelweiherpark sowie den folgenden Spaziergang durch die Innenstadt mit einem massiven Aufgebot begleiten. "Wir sind mit mehreren Hundert Polizisten vor Ort", sagte Polizeisprecherin Angela Jansen gestern auf Anfrage unserer Redaktion. Aus einsatztaktischen Gründen nennt die Polizei keine detaillierten Zahlen. Zu ihrer Kundgebung auf dem Burgvorplatz haben die Rechten 150 Teilnehmer gemeldet, die Gegendemonstranten vom Bündnis gegen Rechtsextremismus im Kreis Heinsberg rechnen mit 500 bis 600 Teilnehmern. Außerdem wurde unter dem Titel "Solidarität mit allen Geflüchteten" eine dritte Versammlung (20 Personen) angemeldet. Wo diese stattfinden wird, konnte die Polizei gestern noch nicht sagen. Auch die Strecke, welche die Teilnehmer beim Spaziergang durch die Erkelenzer Innenstadt zurücklegen sollen, war nach Polizeiangaben bis gestern Abend noch nicht abschließend festgelegt. Die bürgerlichen Demonstranten wollen hinter den Rechten herziehen, um mit Besen symbolisch die Straßen zu säubern.

Auf der Rednerliste der Rechten, die seit Tagen im Internet kursiert, stehen Namen wie Karl Richter, Dr. Björn Clemens und Dominik Roeseler. Karl Richter ist Mitglied der NPD, Björn Clemens ein Rechtsanwalt, der Anhänger des rechten Spektrums vor Gericht vertreten haben soll, darunter der Erkelenzer NPD-Ratsherr Christian Remberg. Dominik Roeseler ist Ratsmitglied in Mönchengladbach und wurde mehrfach vom sozialen Netzwerk Facebook ausgesperrt. Erst in der vergangenen Woche hatte der frühere Pro-NRW-Vize, gegen den ein Parteiausschlussverfahren läuft, eine neue Seite ins Netz gestellt und Facebook als "asoziales, deutschfeindliches System" bezeichnet. Dominik Roeseler hatte mit seiner Äußerung über eine Attacke auf die Tochter des Bläck-Fööss-Gitarristen Gino Trovatello für Empörung gesorgt: "Für das Mädchen tut es mir leid. Allerdings hat es bei dem Vater die Richtige getroffen."

Christoph Stolzenberger vom Bündnis gegen Rechtsextremismus im Kreis Heinsberg geht davon aus, dass heute aufseiten der Rechten mehrere gewaltbereite Hooligans und vorbestrafte Kriminelle zu finden sein werden. Das breite bürgerliche Bündnis gegen Rechts möchte der Kundgebung und dem Spaziergang der Rechten in der Erkelenzer Innenstadt ein friedliches Fest als Zeichen gegen Hass, Gewalt und Rassismus entgegensetzen. Mehr als 50 Parteien, Institutionen und Privatpersonen haben den Aufruf der "Bürger gegen Hass, Gewalt und Rassismus - Für eine offene, tolerante, friedliche und bunte Stadt Erkelenz" unterzeichnet - darunter neben den demokratischen Parteien und Fraktionen der Erka-Stadt unter anderem die evangelische Kirchengemeinden Erkelenz und Ratheim-Gerderath, Pax Christi Hückelhoven, die Evangelische Jugend- und Familienhilfe gGmbH Kaarst, die SPD Wegberg und die Erkelenzer Karnevalsgesellschaft.

(RP)
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