Erkelenz Kunst in der Martinuskirche

Erkelenz · "Steinkirchener Stundenbuch" nennt sich die Fotoausstellung, die gestern in der Martinuskirche eröffnet wurde. Zum ersten Mal ist in dem leerstehenden Kirchenbau Kunst ausgestellt. Die Exponate erinnern an die Fotografie des 19. Jahrhunderts.

STEINKIRCHEN Es sind unscharfe Fotos in schwarz-weiß, die älter wirken als sie sind. Aufnahmen von Kirchentüren, Figuren, Wänden und Menschen – oder doch nicht? Die Exponate des Fotografen Dettmar Fischer zeugen vom Spiel mit Licht, Schatten und lassen Raum für Interpretationen. Einen besseren Ausstellungsort, als die vom Verfall bedrohte Martinuskirche in Steinkirchen hätte man wohl kaum finden können. Auch die Kirche wirkt älter, als sie ist. Was mit ihr wird, ist unklar.

Heute sei man es gewohnt, scharfe, schnell erkennbare Bilder zu sehen, sagte Gabriele Teuteberg, freie Mitarbeiterin des Aachener Museum Ludwig. Damit habe die Arbeit des Heinsberger Fotografen Fischer nichts gemein, so die Kunsthistorikerin. Fischer fotografierte verschiedene Kirchenräume aus den Niederlanden, Frankreich, Belgien und Deutschland und fotografierte diese wiederum mit einer Studiokamera ab. Dadurch entstanden Fotos von Fotos, entfremdet und mit sichtbarer Körnung des Fotofilms. Abzüge machte er auf Barytpapier, das den Aufnahmen eine eigene Ästhetik gibt. Die Bilder werfen Rätsel auf. Mit "Entschleunigung" bezeichnete das Teuteberg. So lässt sich der Name der Ausstellung, "Steinkirchener Stundenbuch", nicht nur in seiner Bedeutung als Gebetsbuch für Laien, sondern auch im Bezug auf verlangsamte Zeit verstehen.

Die Martinuskirche ist nicht nur als Motiv der Ausstellung zu sehen, sie verbindet auch einiges andere miteinander. Ähnlich wie die Motive der Fotos ist auch die Zukunft der Martinuskirche schwer auszumachen. Seit Jahren organisiert das Ehepaar Mieke und Fred Küppers Konzerte in der sanierungsbedürftigen Kirche. Eine Kunstausstellung findet hier zum ersten Mal statt. Erklärtes Ziel des Ehepaares ist es, die Kirche der Bevölkerung zu erhalten und bekannt zu machen.

Suche nach dauerhafter Nutzung

Leicht sei dies nicht. Denn einen Förderverein gebe es nicht. Die Gründung koste Geld und brauche Freiwillige. Sie seien jedoch zu wenige. Ohne Verein könne man jedoch auch keine Spenden sammeln. Was bei ihnen eingehe, müsse ans Bistum in Aachen weitergeleitet werden. Das Ehepaar wartet schon seit langem auf eine Reaktion des Bistums, wie mit dem Bauwerk weiter verfahren werden solle, erklärten beide. "Aber Aachen spricht sich nicht aus", so Mieke Küppers. Dabei empfänden beide regelmäßige kulturelle Veranstaltungen in der Martinuskirche als Gewinn. Das sei auch für Wassenberg touristisch interessant, sagt Küppers. Den musikalischen Part übernahm gestern Dr. Burkhart Ollertz. Er rundete die Vernissage mit modernen Stücken auf der Querflöte ab.

(RP)
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