Erkelenz Künstlerische Mahnmale der Zeit

Erkelenz · Der Erkelenzer Karl-Heinz Laufs stellt neue Arbeiten in Haus Spiess aus. Auch die Umsiedlung wird ins Bild gesetzt.

 Der Erkelenzer Künstler Karl-Heinz Laufs (Mitte) erläutert Christel Honold-Ziegahn und Christoph Stolzenberger die künstlerischen Arbeiten, die er derzeit im Haus Spiess ausstellt.

Der Erkelenzer Künstler Karl-Heinz Laufs (Mitte) erläutert Christel Honold-Ziegahn und Christoph Stolzenberger die künstlerischen Arbeiten, die er derzeit im Haus Spiess ausstellt.

Foto: JÜRGEN LAASER

Unaufhörlich rinnt der Sand einer jeden Lebensuhr weiter, geht der Mensch seinen täglichen Aufgaben nach und findet eher selten Gelegenheit, im Augenblick innezuhalten und die aktuelle Situation zu betrachten. Manchmal geht mit diesen Momenten Verwunderung darüber einher, wie viel Zeit bereits verstrichen ist und wie sehr sich die Dinge um einen herum wieder gewandelt haben. In Zeiten von Frieden und relativem Wohlstand ist das Vorwärtsschreiten und Zeitverlieren meist recht gut zu verkraften, ist anzunehmen. Was jedoch, wenn die Lebenszeit in widrigen Umständen verbracht oder regelrecht vergeudet wird und es schier unerträglich ist, etwa in Gefangenschaft und unter Gewalteinfluss ausharren zu müssen?

Fragen, die sich in der Vernissage der Ausstellung "Im Laufe der Zeit" des Künstlers und Kunstlehrers (am Cusanus-Gymnasium in Erkelenz) Karl-Heinz Laufs dem Betrachter im Haus Spiess am Franziskanerplatz unter anderem stellen: Themen wie Judenverfolgung, Massenmord oder Verlust von Heimat durch den Tagebau setzt er mit Grafik, Malerei, Plastik und Fotografie eindrucksvoll um, hält eine große Vielzahl an Momenten in ganz unterschiedlichen Lebenslagen künstlerisch anspruchsvoll fest.

Die Möglichkeiten der Fotografie habe er zeigen wollen, sagte Laufs während der Schau und hatte sie für seine Bildaussagen eingesetzt. In den Fotocollagen "In Pesch III" oder "In Pesch IV" lässt er einen Abriss-Container mit einem Gebäudeteil verschmelzen — in Stücke zerlegt war es quasi für einen Umzug bereitgemacht worden. Oder er setzt hinter ein bestehendes, halb abgerissenes Gebäude neu erstellte weiße Häuser ohne Makel.

Eine verblüffend plastische Wirkung strahlten die großformatigen UV-Drucke aus, die näheres Hinsehen einfordern. Im Einzelnen sorgen hierbei Werke wie "Mona Lisa" oder "Srebrenica, Männerhaus" für Aufsehen: Ein gesichtsartiger Umriss auf der kahlen Betonwand stellt nach längerem Anschauen den Bezug zum weltbekannten lächelnden Frauengesicht her und schafft einen Gegensatz, der größer nicht sein könnte. In dem zweiten Druck scheint die einfache Lampe, im kahlen Raum hängend, aus dem Bild heraus zu ragen. Ebenso hat Laufs mit den UV-Drucken "Bruchteile der Zeit I bis IV" aufrüttelnde bis verstörende bildgewordene Mahnmale der Zeit geschaffen. Leicht verschwommen festgehalten zeugt etwa ein trostloses Zimmer mit Stuhl von einem Ort, an den sich wohl niemand freiwillig begeben würde, um Lebenszeit zu verbringen.

Nach einführenden Worten der zweiten Stellvertretenden Bürgermeisterin Christel Honold-Ziegahn, die den Künstler als heimatverbundenen Erkelenzer vorstellte, lobte Christoph Stolzenberger, Geschäftsführer des Kultur GmbH Laufs' großartig präsentierte Ausstellung und hob dessen Freude am Material, am Handwerk, hervor.

(cole)
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