Vor Dosenpfand-Einführung in Holland Warum Deutsche diesen Supermarkt hinter der Grenze leerkaufen

Kreis Heinsberg · Zum 1. April führen auch die Niederlande das Dosenpfand ein. Für den grenznahen Supermarkt Rothenbach wird es ein merklicher Einschnitt sein. Wie hoch das Pfand sein wird und warum keine Panikkäufe nötig sind.

Ein Blick in den Verkaufsraum. Lange hält der hier aufgestapelte Vorrat an Coladosen nicht.

Ein Blick in den Verkaufsraum. Lange hält der hier aufgestapelte Vorrat an Coladosen nicht.

Foto: Marvin Wibbeke

Wenige Meter hinter der Stadtgrenze Wassenbergs, auf niederländischem Staatsgebiet, liegt der Supermarkt Rothenbach. Auf dem Parkplatz vor dem Laden ist an diesem Freitagvormittag eine Menge los. Niederländische Kennzeichen erblickt man dort aber nur wenige. Die meisten Kunden kommen mit dem Auto aus Deutschland über die Grenze gefahren – und das nicht nur aus dem benachbarten Kreis Heinsberg, sondern auch aus Viersen, Neuss und sogar aus Düsseldorf. Das sei allerdings nichts Ungewöhnliches, sagt Lars Strikers, der den Supermarkt Rothenbach mit seinem Bruder Björn leitet. „Wir sind kein klassischer Supermarkt. Beim Grenzhandel kommen die Kunden nicht so häufig, kaufen dafür aber mehr. Und sie kommen in der Regel wegen ganz bestimmter Produkte“, ergänzt er.

Das wird auch auf dem Parkplatz deutlich. Das offensichtliche Produkt der Begierde: Getränkedosen. Nahezu jeder Autofahrer hievt Softdrinks oder Bier palettenweise in seinen fahrbaren Untersatz. Eine Frau müht sich ab, schiebt einen Einkaufswagen voller Getränkepaletten und zieht einen weiteren hinter sich her. Der Grund, warum derzeit besonders viele Menschen massenhaft Getränke von jenseits der Grenze bunkern, ist das Dosenpfand, das in den Niederlanden zum 1. April eingeführt wird. Künftig wird auf jede Getränkedose dann ein Pfand von 15 Cent erhoben.

Doch nur weil dieses Gesetz zum 1. April in Kraft tritt, seien derartige Vorratskäufe, wie sie derzeit täglich bei Rothenbach stattfinden, gar nicht nötig, wie Lars Strikers betont. „Wir dürfen auch über den April hinaus die pfandfreien Dosen verkaufen, die wir auf Lager haben“, sagt er. Erst danach werden Pfanddosen geordert und diese schließlich auch an die Kunden verkauft. Bei einigen der Kunden ist diese Info aber scheinbar noch nicht angekommen, wie Gespräche im Supermarkt zeigen. Da heißt es dann, lieber noch eine Palette mehr mitzunehmen, weil ja im April das Pfand komme.

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Foto: Bauch, Jana (jaba)

Lars Strikers und seinem Bruder Björn kann es egal sein, wann die Dosen gekauft werden. Sie haben sich vorbereitet, um das Ende der pfandfreien Dose hinauszuzögern. Nicht nur die Lager am Supermarkt selbst und in einer Halle gegenüber, sondern auch in anderen Städten sind bis oben hin gefüllt. Er gehe davon aus, dass die Vorräte noch bis in den Herbst reichen werden, sagt Lars Strikers.

Er kann den Schritt seitens der Regierung durchaus nachvollziehen, sagt er. „Natürlich verdienen wir an dem Handel. Aber ich sehe auch oft die Dosen in der Natur liegen. Für die Umwelt ist es sicher besser“, betont er. Das Dosenpfand wird auch für seinen Supermarkt Auswirkungen haben. Auch dadurch, dass es ein geschlossenes System sein wird und niederländische Dosen auch nur in den Niederlanden zurückgegeben werden können, erwartet Strikers einen Kundenschwund. Er hätte sich ein einheitliches System mit den Nachbarländern gewünscht.

Die sozialen Medien sind für den Grenzmarkt sehr wichtig. Auf der Facebook-Seite informiert der Markt über Angebote, aber eben auch über die Neuerungen mit dem Dosenpfand. Und es werden immer mal wieder Fotos von den vollbepackten Kofferräumen deutscher Autos gezeigt, die so viele Getränkedosen gekauft haben, wie reinpassen. Der Einkauf von Alexander Knorren aus Wassenberg hat es nicht auf die Seite geschafft. Er komme regelmäßig wegen Kaffee und Getränken, sagt er. Und auch er kann verstehen, dass der Schritt hin zum Pfand gemacht werde.

Hinter dem Geschäft haben die Verantwortlichen ein Zelt aufgebaut, in dem ein Teil der Getränkedosen gelagert wird.

Hinter dem Geschäft haben die Verantwortlichen ein Zelt aufgebaut, in dem ein Teil der Getränkedosen gelagert wird.

Foto: Marvin Wibbeke

Der Supermarkt Rothenbach sei auch wegen seiner ländlichen Lage bei vielen deutschen Kunden so beliebt, sagt Strikers. Viele verbinden den Einkauf etwa mit einer Wanderung im Nationalpark de Meinweg. Nur leider landen dort dann auch ein paar der pfandfreien Dosen. Hinterhertrauern will Strikers der Entscheidung aber nicht. Der Grenzhandel lebe von Veränderungen. So werden die Brüder neue Möglichkeiten finden, um deutsche Kunden anzulocken.

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