Anspruchsvolles Konzert in Erkelenz Furiose h-Moll-Messe in St. Lambertus

Erkelenz · Mit mehr als 40 Musikern erklang am Sonntagabend in der Erkelenzer Pfarrkirche das imposante Meisterwerk von Johann Sebastian Bach. Die Besucher in der gut gefüllten Kirche quittierten das Spiel mit lang anhaltendem Applaus.

 Näher als am Sonntag in der Kirche kommt man einem Ensemble und den Sängern wohl selten.

Näher als am Sonntag in der Kirche kommt man einem Ensemble und den Sängern wohl selten.

Foto: Ruth Klapproth

„Dona nobis pacem – schenk uns Frieden“ – mit dem abschließenden Chorgesang des „Agnus Dei“ endete die furiose Aufführung der Messe h-moll von Johann Sebastian Bach in der Pfarrkirche. Mit lang anhaltendem Beifall bedankte sich das Publikum stehend im gut gefüllten Kirchenraum für das Konzert bei den Solisten, dem Vokalensemble und den Musikern der Philharmonie, die unter der Gesamtleitung von Kantor Stefan Emanuel Knauer auftraten. Insbesondere das Spielen auf alten Instrumenten verlieh der Darbietung einen ungewöhnlichen und zugleich authentischen Rahmen.

Auch Pfarrer Roland Scheuren, der schon in einem Einführungsvortrag am Vorabend einen musikalischen und theologischen Einblick in das Werk und das Leben von Bach gegeben hatte, dankte den Mitwirkenden in der Begrüßung. „Für viele ist Erkelenz schon zur zweiten musikalischen Heimat geworden. Diejenigen, die heute zum ersten Mal mitwirken, kommen hoffentlich bald wieder.“

Knauer bezeichnete die Aufführung als das bisher größte und anspruchsvollste Projekt seines nunmehr 16-jährigen Wirkens in der Pfarrei Christkönig. Die Aufführung hielt, was Manfred Bühl vorab verkündet hatte. Bühl, der Knauer bei der Erstellung der Aufführung tatkräftig unterstützte und für die Auswahl der Solisten verantwortlich zeichnete, meinte, die Messe h-moll sei kein trauriges, sondern ein lebensbejahendes Stück.

Deutlich wurde diese Darstellung insbesondere mit dem „Gloria“, das die Zuhörer verzauberte. „Bachs Musik lässt den Himmel über dir aufgehen, von dem du sonst nur hoffst, dass es ihn überhaupt gäbe“, erklärte Bühl. Festliche Chöre, innige Arien und Duette sowie ein farbiger Orchesterklang bestimmen diese Messe. Bach fand in seinem letzten großen Vokalwerk immer wieder neue Vokal- und Instrumentalkombinationen, um dem Text musikalischen Ausdruck zu verleihen. Bis 1749 hat Bach (1685 bis 1750) an dieser Messe, die Teile früherer Komposition enthält, gearbeitet.

Dem Bass Bühl gebührte ebenso der Beifall des Publikums wie Knauer, der Sänger und Instrumentalisten engagiert und konzentriert durch das Werk führte. Der herzliche und lautstarke Dank des Publikums galt auch den Chorsängern und Solisten Katharina Borsch (Sopran), Katharina Georg (Alt), Uta Christina Georg (Alt), Linda Hergarten (Sopran), Gustavo Martin Sanchez (Tenor), Mechthild Georg (Alt), Marina Schuchert (Sopran), Manon Blanc-Deisalle (Alt), Benjamin Hoffmann (Bass) und Maximilian Flieth (Tenor) sowie der Philharmonie Düsseldorf mit Konzertmeisterin Anke Becker.

Für Musiker und Sänger stelle Bachs h-moll-Messe eine gern angenommene Herausforderung dar, wie Scheuren in seinem Vortrag ausführlich und informativ dargelegt hatte. Die Messe gehöre zu den bedeutendsten Werken geistlicher Musik überhaupt. Sogar als „das größte Kunstwerk, das die Welt je gesehen hat“, bezeichnete 1834 der Direktor der Berliner Sing-Akademie, Carl-Friedrich Zelter die Messe, die am 20. Februar 1834 erstmals in der Akademie aufgeführt wurde. Ob diese Annahme noch Gültigkeit hat? Knauer, der mit Bühl aus Unterstützer in einigen Jahren die Matthäus-Passion von Bach aufführen möchte, bezeichnete diese Passion als „das größte musikalische Werk, das es überhaupt gibt.“

Ihrem Ruf als kirchenmusikalische Schwerpunktgemeinde im Bistum Aachen wurde die Pfarrei Christkönig auf jeden Fall wieder gerecht – auch wenn dieses Mal die gewaltige Scholz-Orgel stumm blieb.

Dass das Stück in Städten in der Größenordnung von Erkelenz überhaupt aufgeführt wird, sei bereits eine kleine Sensation, hatten Knauer und Bühl angekündigt – allein aufgrund der Vielzahl der benötigten Stimmen in verschiedenen Zusammensetzungen sei es eigentlich nur von professionellen Musikern aufführbar.

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