Kommentar Orientierungslos und unerwünscht
Meinung | Erkelenz · Oft reicht ein kurzer Perspektivenwechsel im Leben bereits aus, um sich besser in einen anderen Menschen hineinversetzen zu können.
Und wer nur zehn Minuten als Blinder durch die belebte Erkelenzer Innenstadt geht, dem wird klar, wie unfassbar schwer es für Sehbehinderte sein muss, sich hier zurechtzufinden.
Eine baulich relativ einfach herzustellendes Leitsystem im Boden gibt es nicht. Und was erschreckend hinzukommt: Andere Passanten sind in vielen Fällen nicht nur nicht hilfsbereit, sondern sogar genervt und unfreundlich. Als Sehbehinderter fühle ich mich also nicht nur orientierungslos, sondern auch noch unerwünscht. Da müssen wir als Gesellschaft besser werden.
In den kommenden drei Jahren werden alle wichtigen Straßen und Plätze in der Erkelenzer Innenstadt umgebaut – das wäre für die Stadtverwaltung doch mit einer barrierefreien Bauweise die perfekte Gelegenheit zu beweisen, dass „gelebte Inklusion“ nicht nur eine hohle Phrase ist.
