Klostergut in Erkelenz Neue Glocke erklingt auf Hohenbusch

Erkelenz · Die alte Glocke im ehemaligen Kreuzherrenkloster hatte nicht einmal zehn Jahre gehalten. Nun ist dank einer großzügigen Spende in den Niederlanden eine neue gefertigt worden.

 Pater Provinzial Peter Snijkers segnet die neue Glocke, die auf Haus Hohenbusch am Wochenende erstmals erklang.

Pater Provinzial Peter Snijkers segnet die neue Glocke, die auf Haus Hohenbusch am Wochenende erstmals erklang.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Als Marta Jungfleisch von dem schlimmen Riss in der Glocke erfuhr, zögerte die Erkelenzerin keine Sekunde, dem Förderverein Haus Hohenbusch ein passendes Nachfolge-Modell zu ermöglichen. Nun, einige Monate später, bei der offiziellen Einweihung in den Parkanlagen vor dem altehrwürdigen Herrenhaus des ehemaligen Kreuzherrenklosters betätigte die spendable Seniorin aus der Erka-Stadt den entsprechenden Knopf auf dem Smartphone, um das Läuten in Gang zu setzen.

Im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes unter freiem Himmel wurde die neue Glocke, die im niederländischen Asten in der Königlichen Glockengießerei angefertigt wurde, feierlich eingeweiht. Kreuzherren-Pater Peter Snijkers nahm die Einsegnung mit Weihwasser vor, stellte heraus, dass Glocken „von den Höhen und Tiefen des Lebens künden“. Bei dem neuen Modell solle es sich ganz bewusst um kein Museumsstück handeln. Vielmehr werde die Glocke in das Leben rund um Haus Hohenbusch integriert. „Glocken begleiten uns bis zum letzten Atemzug“, so der Geistliche, der mit zwei seiner Glaubensbrüder zur Einweihungsfeier angereist war und den festlichen Freiluft-Gottesdienst gemeinsam mit dem Erkelenzer Kaplan Philipp Schmitz gestaltete. Von den kräftigen Regenschauern ließen sich die geladenen Gäste – darunter die komplette Verwaltungsspitze aus der Erka-Stadt und Heinz Küppers als Ehrenvorsitzender des Fördervereins – nicht abhalten, die neue Glocke in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken.

Läuten soll sie künftig pünktlich um 15 Uhr, wie Fördervereinsvorsitzender Frank Körfer ankündigte. Damit wolle man nicht nur an die Todesstunde Jesu erinnern, sondern auch auf die beste Zeit für Kaffee und Kuchen im nahe gelegenen Klostercafé aufmerksam machen.

Der Glocken-Sachverständige Matthias Dichter aus Selfkant gab einen kurzen Einblick in die etwa halbjährige Projektarbeit. Sein Gutachten besiegelte das Aus für das Vorgänger-Modell, dessen Herstellerfirma wegen Insolvenz nicht mehr zu Schadensersatz verpflichtet werden kann. Erst 2012 war die Glocke schließlich in Betrieb gegangen. Der Vorstand des Fördervereins folgte dem Vorschlag des 26-jährigen Glocken-Experten, die Kirchenglocke aus dem nahe gelegenen Wanlo zum Vorbild zu nehmen, nachdem das Modell in Keyenberg kurzfristig im Rahmen der Umsiedlung entfernt worden war.

Bei der kaputten Glocke hatte Matthias Dichter neben mangelhaftem Guss einen abgerissenen Kronenhenkel ausgemacht. Der Schaden, der im Mai festgestellt wurde, war schließlich so schwer, dass eine Reparatur nicht mehr in Frage kam. Der Klang der neuen Glocke sei dem Mittelalter nachempfunden und passe deshalb gut zu Hohenbusch mit seinem ehemaligen Kreuzherrenkloster.

Elektrotechnikermeister Markus Muckel hatte den Kontakt zum Glocken-Sachverständigen hergestellt. „Wir sind befreundet“, verriet er. Mit Hilfe eines 3D-Scanners hatten die Mitarbeiter der Königlichen Glockengießerei die vorhandenen Maße umgerechnet auf das neue Modell, das seinen Platz exakt an der Stelle gefunden hat, an der sich früher der Glockenturm der Hohenbuscher Kirche befand. Die alte Klangfarbe des 15. Jahrhunderts füge sich sehr gut ein, betonte Matthias Dichter. Als das ehemalige Kreuzherrenkloster im Zuge der Säkularisierung aufgelöst worden sei, habe man die ursprüngliche Hohenbusch-Glocke 1802 oder 1803 nach Kückhoven gebracht, wo sie später eingeschmolzen worden sei, als sie nicht mehr dem Ideal der damaligen Zeit entsprochen habe, wusste der Gutachter. Auf diese Weise habe man Materialkosten für eine neue Glocke sparen wollen. Vor 2012 habe also knapp 210 Jahre lang keine Glocke mehr auf Hohenbusch geklungen. Die Zeit der Stille ist nun aber wieder vorbei.

Für den musikalischen Rahmen des ungewöhnlichen Gottesdienstes sorgte die angehende Kirchenmusikerin Valerie Schippers am Keyboard.

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