Klimacamp gestartet Klimacamp am Tagebau: Diskussion zur Zukunft des Rheinlands

Mönchengladbach · Bürger, Gewerkschafter und Umweltschützer diskutierten zum Auftakt des Klimacamps, wie es nach dem Tagebau mit der Region weitergehen soll. 

 Klimacamp am Tagebau (hier ein Archivbild).

Klimacamp am Tagebau (hier ein Archivbild).

Foto: dpa/Caroline Seidel

„Zwei Jahre Dialog mit der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie“ (IG BCE) stellte Moderator Christoph Laumann heraus. Insofern war es auch kein Wunder, dass die Podiumsdiskussion zum „Rheinland der Zukunft“ beim Klimacamp am Lahey-Park bei Erkelenz-Kückhoven im Ton sachlich ablief. Neuigkeiten konnten keine erwartet werden, der Austausch drehte sich um die seit Jahren bekannten Themen „Klimawandel“ vonseiten der Tagebaugegner und „Keiner fällt ins Bergfreie“, dem Erhalt von Arbeitsplätzen, aufseiten der Bergbau-Gewerkschaft IGBCE.

Fiktionen oder Visionen wollte man nach den Eingangserläuterungen der Moderatoren Tina Keller und Christoph Laumann vom „Klimacamp im Rheinland“ („wir setzen der Kohlekommission den Strukturwandel von unten entgegen“) vom Podium und später vom gut 100 Köpfe starken Auditorium hören, wie nämlich das Rheinische Revier in fünf Jahren aussehen solle. Christiane Heinzl, Umsiedlungsbetroffene aus Keyenberg, wollte die fünf Rest-Dörfer noch stehen sehen, nachhaltige Energie nutzen und eine intensive Landwirtschaft auf Löss betreiben können. Ortskollege Ingo Bajerke wollte seinen Kirchturm und keinen Bagger in Keyenberg sehen. Manfred Malesch als Bezirksleiter Alsdorf der IG BCE wollte die EU in den Energiewandel einbezogen, vor allem zeitweise mehr Geld in die Energie-Speicher-Technologie in Großanlagen als in die Erneuerbaren Energien gesteckt sehen. Pauline Esser von der Initiative „AusgeCO2hlt“ dagegen plädierte unter anderem für dezentrale Energie-Speicherung ohne Braunkohlebagger.

Oliver Wagner vom Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie plädierte für Arbeitsplatzperspektiven für die RWE-Arbeitnehmer, forderte energisch, dass auch die Bereiche Verkehr und Wärmeproduktion zur Schadstoffreduzierung herangezogen werden. Manfred Malesch legte dar, dass Deutschland einen Anteil von lediglich 2,3 Prozent am Welt-CO2-Ausstoß habe, die Braunkohle sogar nur 0,5 Prozent. Einig war man sich in Hinsicht auf zukunftsfähige Technologien und Arbeitsplätze, dass RWE durch seine Versager-Manager, so Oliver Wagner, die Energiewende verschlafen hat. Die Frage, wie sich die angestrebte Elektro-Mobilität, Elektrofahrzeuge aller Art und die Speicherung auf die Versorgung mit Strom auswirken wird, blieb außen vor – allerdings erläuterte Christoph Laumann am Ende der Veranstaltung, dass die Energie des Abends für Beleuchtung und die Beschallungsanlage aus offensichtlich leistungsfähigen alten E-Bike-Akkus gekommen war.

Das Diskussions-Zelt steht neben dem Lahey-Park auf einem abgeernteten Kornfeld, erkennbar war bei der Mehrheit der Beteiligten unterm himmelblauen Sternendach, dass die „Ernte“ von Braunkohle schneller als 2045 oder 2050 zu Ende gehen soll.

Über die kommende Woche sind zahlreiche Veranstaltungen am Klimacamp geplant. Menschen aus der Region sind täglich zum gemeinsamen Abendessen um 18 Uhr eingeladen, für sie gibt es zudem erstmals das „Zelt des lokalen Widerstands“. Außerdem werden regelmäßig Führungen über das Camp angeboten. Informationen zum Programm sind online unter www.klimacamp-im-rheinland.de verfügbar. Gegen Ende der kommenden Woche trifft sich dann die europäische Klimagerechtigkeitsbewegung zu zwei Konferenzen im Rheinland. Es werden 500 Teilnehmende erwartet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort