Mit Friday for Future vom Klimacamp zum Tagebau „So groß, so gewaltig, so erschreckend“

Erkelenz · Das Klimacamp am Laheypark organisierte eine Radtour für Teilnehmer der Fridays-for-Future-Bewegung nach Garzweiler II. Die erste Begegnung mit „dem Loch“ sorgte für Erschrecken.

 In Keyenberg startete, von der Polizei eskortiert, eine Fahrrad-Demo zum Tagebau Garzweiler.

In Keyenberg startete, von der Polizei eskortiert, eine Fahrrad-Demo zum Tagebau Garzweiler.

Foto: Ruth Klapproth

Vom Klimacamp am Laheypark nach Keyenberg, von dort zum Aussichtspunkt des Braunkohlentagebaus Garzweiler II bei Hochneukirch und dann über Keyenberg und Berverath zurück ins Camp – Mitglieder der Fridays-for-Future-Bewegung aus Erkelenz und Hochneukirch boten am Dienstagmittag Teilnehmern des Klimacamps eine Radtour auf den Spuren der zerstörten und bedrohten Dörfer an. Für die meisten der überwiegend jugendlichen Mitfahrer war die Begegnung mit dem Tagebau eine neue Erfahrung. Aus Solingen und dem Bergischen Land waren einige zum Klimacamp nach Erkelenz gekommen, um über Klimagerechtigkeit zu diskutieren und über mögliche Aktionen zum Schutz des Klimas zu sprechen; angesichts der tatsächlichen Begegnung mit einer der Ursachen für den Klimawandel blieb ihnen fast die Sprache weg. So groß, so „erschreckend“, so gewaltig hatten sie sich den Tagebau nicht vorgestellt. Rund 30 Teilnehmer waren zu der von der 16-jährigen Christina Schliesky aus Odenkirchen im Namen der Fridays-for-Future-Bewegung angemeldeten Fahrraddemonstration gekommen.

Begleitet von drei Polizeiwagen und zwei Motorrädern und stets unter dem wachen Blick des RWE-Werkschutzes hatte sich die Truppe auf den Weg gemacht. Britta Kox aus Berverath als Mitglied der Gruppe „Alle Dörfer bleiben“ informierte aus ihrer Sicht am Aussichtspunkt über den Irrsinn des Tagebaus und der überflüssigen Verbrennung der Braunkohle. Im Sinne eines ernsthaft gemeinten Klimaschutzes sei der sofortige Ausstieg aus der Braunkohlenverbrennung zwingend erforderlich, meinte sie, und zeigte in den Tagebau, der für sie das „Loch“ ist: „Da hinten übrigens, da war Otzenrath.“ „Und nicht weit davon entfernt war Borschemich, wo vor zehn Jahren das erste Klimacamp stattfand“, ergänzte Taalke Wolf, eine der Organisatorinnen des Klimacamps.

Diese Dörfer waren einmal. Jetzt ist dort nur noch das „Loch“. Wie ein Dorf aussieht, das keine Zukunft haben soll, zeigte Britta Kox später am Beispiel ihres Heimatortes in der Kapelle. „Der Ort soll verschwinden und diese Kapelle.“ Das Dorf selbst verliere im Vorfeld des Tagebaus immer mehr Einwohner. Unvermittelt bekamen die Radfahrer einen Eindruck über die Zerstrittenheit der Dörfer, als sich vehement eine Bewohnerin von Berverath über Kox und deren „Lügen“ beschwerte. Sie wolle weg aus Berverath. Es sei falsch, wenn behauptet werde, viele wollten bleiben. An der Diskussion der jungen Menschen über Klimagerechtigkeit und Maßnahmen zum Klimaschutz änderte dieses Intermezzo nichts. Für sie war die Praxis und die erste Erfahrung am Tagebau eine Bestätigung, sich noch mehr zu engagieren.

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