Richtig bewässern will gelernt sein Die Natur braucht jetzt Menschenhilfe

Erkelenz · Nicht nur die Menschen, auch Bäume und Pflanzen sind in diesen Tagen im Hitzestress. Die extreme Trockenheit lässt einige Pflanzen an den Rand ihre Kraft kommen. Gärtnermeister Kleo Montforts gibt Tipps, wie man richtig bewässert.

 Kleo Montoforts bewässert die Pflanzen und Bäume in der Baumschule Morjan.

Kleo Montoforts bewässert die Pflanzen und Bäume in der Baumschule Morjan.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

In der Baumschule Morjans in Grambusch ebenso wie in seinem privaten Garten in Klinkum hat Kleo Montforts alle Hände voll zu tun, um die Pflanzen durchzubringen und zu verhindern, dass sie bei der anhaltenden Trockenheit und großen Hitze verdorren und eingehen. Da der ergiebige Regen schon seit Wochen ausbleibt, fehlt schlichtweg das lebensnotwendige Wasser. „Das ist in einer Baumschule nicht anders als in einem Garten“, meint Montforts, der deutlich sagt: „Unsere Natur braucht jetzt unsere Hilfe.“ Da ist es nicht damit getan, einmal am Abend mit einer Gießkanne voll Wasser durch den Garten zu laufen und oberflächlich das Erdreich zu befeuchten.

Die derzeitige, schon extreme Trockenheit lasse einige Pflanzen an den Rand ihre Kraft kommen, meint Kleo Montforts. Böden und Pflanzen hätten keine Reserven mehr. Das gelte im Garten, das gelte aber auch für die Straßenbäume, bei denen oft noch ein nicht optimaler Boden und der Standort in einer gerade einmal zwei Quadratmeter großen, sogenannten Baumscheibe hinzu kommen. „Ich kann da nur an die Anwohner appellieren, die Straßenbäume vor ihren Häusern zu wässern. Die Verwaltungen kommen einfach nicht mehr nach.“

Aber in erster Linie hat Kleo Montforts den Privatmann mit den Hausgärten im Blick, wenn er über die aktuelle Situation mit Trockenheit und Hitze spricht, die sich noch einige Zeit fortsetzen werde. „Der braungewordene Rasen wird sicherlich irgendwann einmal auch ohne Unterstützung wieder grün. Aber Büsche, Bäume, Topfpflanzen, die brauchen jetzt reichlich Wasser“, sagt der Gärtnermeister. Was unter reichlich zu verstehen ist, macht der Fachmann an einem Beispiel deutlich: „Wer 10 Liter Wasser auf einen Quadratmeter verteilt, erreicht dadurch gerade einmal, dass das Wasser fünf Zentimeter tief in den Boden eindringt.“ Das Wasser erreiche niemals die Wurzeln der Pflanzen. Der Boden sei im Moment so trocken, das er die erste Wassergabe nicht sofort aufnehmen kann. Deshalb sein Ratschlag: „Wässern Sie erst langsam den Boden an und dann, wenn er etwas feuchter ist, einige Male gründlich wässern. Am besten geht man erst eine Runde zu den Pflanzen und wiederholt anschließend seine Runden.“

Kleo Montforts wird nicht müde zu betonen, dass beim schnellen Wässern das meiste Wasser wieder über den noch trockenen Boden abfließt und die Pflanze gar nichts davon abbekommt. Immergrüne Pflanzen, wie etwa Bambus, Rhododrendon oder Azaleen bräuchten jetzt viel Wasser, aber auch Pflanzen, die in den letzten ein bis vier Jahren gepflanzt wurden, müssen richtig durchgewässert werden. Welche Menge er meint, macht Montforts wieder an einem Beispiel deutlich: Ein Baum von fünf bis sechs Metern Höhe kann 50 bis 100 Liter Wasser aufnehmen, das meiste Wasser nimmt sowieso der Boden rundherum auf.

Ertränken könne man die Pflanzen nicht, beruhigt der Mann, der mit seiner Gießkanne quasi im Dauereinsatz ist. Eine Faustregel hat er für den Gartenfreund: Genauso lange, wie er brauchen würde, um mit einer Gießbrause am Schlauch einen 10-Liter-Einer mit Wasser zu füllen, genauso viel Zeit braucht es für die Bewässerung jeder einzelnen Pflanze.

„Gezielt und richtig gießen hilft den Pflanzen und uns“, meint Montforts, der ein Argument nicht gelten lassen will: die Wasserkosten. „Ein 50 Jahre alter Rhododendron ist quasi unbezahlbar. Wenn er verdörrt, habe ich nichts mehr.“ Die Annahme, die Natur werde sich schon selbst helfen, trifft nach Montforts Überzeugung nicht zu. „Wir, Mensch und Natur, sind in unseren Regionen nicht auf diese langen Perioden der Trockenheit und Hitze eingerichtet. Da muss unterstützt werden.“

Das gelte übrigens auch für freilebende Tiere wie Igel. Eine Schüssel oder ein Napf mit Wasser sollte in jedem Garten stehen. „Helfen Sie der Natur, wir brauchen sie“, sagt Kleo Montforts.

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