Erkelenz Klavier-Wettstreit als Konzertthema

Erkelenz · Das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau und die serbische Pianistin Natasa Veljkovic gastierten beim Meisterkonzert in der Stadthalle. Werke von Beecke, Mozart, Rosetti und Haydn standen auf dem Programm.

 Unter Leitung von Johannes Moesus musizierte das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau auf höchstem Niveau.

Unter Leitung von Johannes Moesus musizierte das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau auf höchstem Niveau.

Foto: Jürgen Laaser

Der Klavier-Wettstreit zwischen Mozart und seinem Rivalen Ignaz von Beecke beherrschte das zweite Meisterkonzert aus der traditionsreichen Reihe für Liebhaber klassischer Musik. Auf Einladung der Anton-Heinen-Volksschule des Kreises Heinsberg gastierten das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau und die serbische Pianistin Natasa Veljkovic in der Erkelenzer Stadthalle.

Für die Besucher barg das Programm in der Gegenüberstellung von Klavierkonzerten beider Komponisten die reizvolle Begegnung mit einem fast vergessenen Werk. Denn während von Beecke beim musikalischen Kräftemessen seinerzeit der Sieg zugesprochen wurde, schien dessen Klavierkonzert F-Dur lange Zeit verschollen.

Mit Sinfonien von Rosetti und Haydn rundete Dirigent Johannes Moesus ein attraktives Programm ab und konzentrierte sich auf Werke von Komponisten, deren Wege sich in einem kleinen Fürstentum bei Augsburg kreuzten. Zum Verständnis half das Programm, während die Interpreten zunächst ausschließlich die Musik sprechen ließen.

In gekonnt servierten Wechseln von fein nuanciertem Spiel und lebhaften Steigerungen eröffnete das Orchester das Konzert mit dem Allegro vivace aus Rosettis Sinfonie Es-Dur Murray A27. In einer charakteristischen Ausgestaltung der vier Sätze lotete es unter Moesus' Dirigat fein und zugleich überaus lebendig die Instrumentierung aus.

Für von Beeckes Klavierkonzert F-Dur wurde der Bösendorfer Flügel ins Zentrum gerückt. Erfrischend leicht eröffnete das Orchester die Komposition in der Hinführung zum konzertanten Wettstreit mit der Pianistin Natasa Veljkovic. Die in Wien lebende Professorin gestaltete zunächst schlicht, nahm mit scheinbarer Selbstverständlichkeit rasant perlende Läufe auf und fügte filigran leuchtende Verzierungen ein. Ihr Spiel war energisch, beharrend und dann wieder wunderbar einfühlsam.

Strahlkraft und Anmut beherrschten ebenso die Interpretation von Mozarts Klavierkonzert Nr. 6 B-Dur KV 238. Das Orchester ziselierte gekonnt feine Pianoabstufungen im schönen Gegensatz zu temperamentvoll aufblühenden Passagen. Versiert gelang der Dialog mit dem Klavier sowie innerhalb der Instrumentengruppen, wie etwa beim sanften Pizzicato der Cellisten zum feinen Legato der Geigen. Die Pianistin spielte virtuos, klar gestaltend, mit Temperament und Feingefühl, dabei niemals süßlich, sondern immer im Pulsschlag einer unendlich variablen Energie. Im reich differenzierten Anschlag beeindruckte etwa das Andante durch gehaltvolle Tiefe.

Angesichts der fortgeschrittenen Stunde kündigte Johannes Moesus am Ende mit Haydns Sinfonie Nr. 63 C-Dur "La Roxelane" eine Komposition an, die "gar nicht so lang" sei. Die Besucher hörten dies mit einem Schmunzeln, doch nach diesem schönen Finale mochten sie die Gäste noch nicht gehen lassen - auch noch nicht nach der Zugabe.

Erst als der Dirigent den Musikfreunden mit einer Geste signalisierte, dass doch bald Schlafenszeit sei, machten sie sich bereitwillig auf den Heimweg.

(anw)
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