Erkelenz Klares Plädoyer für christliche Werte

Erkelenz · Theologin Dr. Margot Käßmann referierte auf Einladung der Volksbank in der ausverkauften Erkelenzer Stadthalle.

 Margot Käßmann rief in Erkelenz unter anderem dazu auf, Lebensentwürfe der Mitmenschen zu tolerieren und diese nicht herabzuwürdigen.

Margot Käßmann rief in Erkelenz unter anderem dazu auf, Lebensentwürfe der Mitmenschen zu tolerieren und diese nicht herabzuwürdigen.

Foto: jürgen laaser

Eine Mischung aus Ernsthaftigkeit, gewürzt mit einer Prise Humor, so präsentierte sich die Theologin Margot Käßmann als Gastrednerin bei der Forums-Veranstaltung der Volksbank Erkelenz. Zum Thema "Was wirklich zählt. Christliche Werte in unserer Gesellschaft" bezog Käßmann klare Positionen. So forderte sie ihre Zuhörer dazu auf, darüber nachzudenken, welche Werte unserer Gesellschaft überhaupt zugrunde lägen.

Sie warb dafür, Blickwinkel und Einstellungen zu ändern. "Die Würde des Menschen sollte sich nicht über seine Erwerbstätigkeit definieren." Denn so könnten Menschen ohne Ausbildung und auch Behinderte leichter in die Gesellschaft integriert werden. Zudem hielt sie humorvoll und nachdenklich den Zuhörern das auf Konsum fixierte Gesellschaftsstreben vor Augen: Am Werbeslogan "Geiz ist geil" zerlegte sie die Bedeutung der Worte und fragte, wer von seinem Partner so angeredet werden wolle: "Schatz, ich finde Dich geil, weil Du geizig bist." Damit traf sie den Nerv des Publikums, das mehrmals während des Vortrags applaudierte.

Aufruf zu Toleranz

Weiterhin appellierte Käßmann unter Einbeziehung der Zehn Gebote und der Bibel daran, Lebensentwürfe des Mitmenschen zu würdigen und zu tolerieren, statt diese herabzuwürdigen. Hier lenkte sie den Blick auf Mütter, die ihre Berufstätigkeit zugunsten der Kinder aufgäben und nicht das moderne Bild der Vereinbarkeit von Familie und Beruf lebten, und ebenso auf Menschen, die Angehörige pflegten. Die Sinnfrage müsse wachgehalten werden, es drohe eine "Karnevalisierung" der Gesellschaft. Einen kollektiven gesellschaftlichen Burn-out befürchte sie, wenn der Sonntag seinen besonderen Status verlieren würde. "Der Sonntag dient dazu, zur Ruhe zu kommen, die Frage nach dem Sinn des Lebens zu stellen."

Obwohl sie es als Theologin für gewagt hielt, sich auf das Thema Wirtschaft einzulassen, schlug sie gekonnt den Bogen zum griechischen Ursprungswort der Wirtschaft "Oikos" (Haus- und Wirtschaftsgemeinschaft). Dabei arbeitete sie klar heraus, dass wirtschaftliches Handeln von Werten geprägt sein müsse.

Die Bibel sieht Käßmann als Basis für alle Kulturen. Denn die Historie und Orte, die die Bibel erwähne, verbänden unterschiedliche Religionsgemeinschaften und ließen diese ins Gespräch miteinander kommen. Doch zurzeit bestehe die Gefahr, dass diese religions- und kulturell übergreifende Basis verloren gehe, da Europa sich von der christlichen Religion distanziere. "Käßmann: "Doch alles ist eine Frage des Blickwinkels: Fünf Millionen Menschen gehen am Wochenende in Deutschland in die Kirche, aber nur 700 000 ins Bundesliga-Stadion."

(bart)
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