Erkelenz Mal ruhig, mal rasant

Erkelenz · Von den Gegensätzen lebt die Kirmes zum Erkelenzer Lambertusmarkt - hier das ruhige Riesenrad, dort der rasante "BoosterMax".

Erkelenz: Die Kirmes zum Lambertusmarkt in Bildern
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Die Kirmes zum Erkelenzer Lambertusmarkt in Bildern

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Wegen der Kinder seien sie mit dem Riesenrad gefahren, sagt Richard Nußbaum. Der 36-jährige Familienvater und seine Frau wollten einmal gucken, ob ihre beiden kleinen Kinder sich trauten. Und ja, das haben sie. Von der Gondel des Riesenrads aus hätten sie gut gucken können, wie Erkelenz von oben aussieht, sagt Nußbaum. Und die Kinder? Die wirken glücklich. Die Fahrt muss ihnen wohl gut gefallen haben.

"Es sind vor allem Leute, die es etwas ruhiger haben wollen", sagt der Niederländer Eric Dullaart, Betriebsleiter des Europa-Rads, über seine Fahrgäste. Das Riesenrad ist während der Erkelenzer Kirmes auf dem Franziskanerplatz aufgebaut. In einem gemütlichen Tempo steigen die 24 Gondeln in eine Höhe von 38 Metern. Von dort haben die Gäste einen guten Überblick über die Innenstadt. Das wuselige Kirmestreiben in den Straßen lässt sich beobachten, und wenn man normalerweise zur Turmhaube von St. Lambertus hinaufblicken muss, kann man sie aus der Riesenradgondel heraus frontal anschauen.

Eine Fahrt mit dem Riesenrad hat auch etwas Romantisches. Pärchen sitzen in den Gondeln und liegen sich in den Armen. 15.000 LEDs und 1000 Smart-LEDs beleuchten das 120 Tonnen schwere Riesenrad und sorgen vor allem in den Abendstunden für eine gemütliche Atmosphäre. Blau und Gelb sind die Farben, die das weiße Riesenrad beleuchten. Davor ist ein roter Teppich ausgerollt. Das Riesenrad soll einen besonderen Flair ausstrahlen: elegant, gemütlich, romantisch, einladend.

Auf dem ruhigeren Teil der Kirmes - zwischen den Bäumen am Franziskanerplatz - läuft Schlagermusik. Es ist eine angenehme Lautstärke. Lieder von Marianne Rosenberg sind zu hören. Gerade läuft "Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben" von Jürgen Marcus. Es folgt Rex Gildo mit "Fiesta Mexikana". Das Riesenrad dreht sich derweil immer weiter. Die einen Gondeln steigen auf, die anderen ab. Und die Leute, die es etwas gemütlicher haben wollen, das sind vor allem Familien, wie die von Richard Nußbaum. Auch viele Paare kaufen sich bei Betriebsleiter Dullaart Tickets für eine gemütliche Fahrt. Jugendliche in größeren Gruppen tummeln sich hingegen weniger rund um das Riesenrad auf dem Franziskanerplatz. Die sind auf der Kirmes andernorts zu finden.

In drei Sekunden beschleunigt das Loopingkarussell "BoosterMax" von null auf 100 Stundenkilometer. Das ist fast so schnell wie ein Formel-1-Auto. In einer Minute drehen sich die 16 Fahrgäste dann bis zu zehn Mal - auch um die eigene Achse. Damit bei einer Fahrt auf dem 55 Meter hohen Gerät nichts passiert, sind die Sitzplätze mehrfach verriegelt. Die Technik dafür ist sechsfach elektronisch überwacht.

Ein Bild des Superhelden "Iron Man" prangt auf der Achse des Fahrgeschäfts vor der Erkelenzer Burg. So wie auf dem "BoosterMax" muss sich Marvels fiktiver Actionheld wohl fühlen. Und während aus der Luft Schreie zu hören sind, spricht Nicole Kuschel, Geschäftsführerin des Fahrgeschäfts, von einer "ganz angenehmen und sanften Fahrt". Ihr Fahrgeschäft, mit dem sie das erste Mal auf der Erkelenzer Kirmes ist, sehe schlimmer aus, als es sei. Seit 2009 betreibt die Firma Hofnagels das Loopingkarussell. Etlichen Fahrgästen hat Kuschel durch ihr Mikro bereits "Und Tschüss!" zugerufen, bevor die rasant aussehende Fahrt startete. Eigentlich führen alle Altersgruppen mit dem "BoosterMax", sagt sie. Doch vor allem Mädchen scheine das wilde Fahrgeschäft anzulocken: "Die Mädels müssen die Jungs hier reinziehen."

Und tatsächlich: Ein Blick auf die Warteschlange am "BoosterMax" zeigt, dass der überwiegende Teil der abenteuerlustigen Kirmesbesucher Mädchen sind - schätzungsweise zwischen zwölf und 18. Und während man durch die Popmusik, die aus den Lautsprechern dröhnt, ganz genau hindurchhört, scheinen auch die vereinzelten Schreie aus der Luft Mädchenschreie zu sein. Drei zwölfjährige Freundinnen haben gerade eine Fahrt hinter sich. Ob sie Angst gehabt hätten? Oder sich überwinden mussten? "Nein, überhaupt nicht." Sie seien schon viele Male mit dem Fahrgeschäft gefahren. Die Zwölfjährigen klingen euphorisch. "Man ist halt voller Adrenalin danach", sagt eine von ihnen. Vor allem der Überschlag mache Spaß. Und glücklich. Auch sehe es ziemlich cool aus, sagt eine andere. Gleichzeitig bilden sich vor dem Fahrgeschäft kleine Menschentrauben. Die Meisten schauen ein bisschen ungläubig in die Luft. Manche gehen kopfschüttelnd an dem blinkenden Fahrgeschäft vorbei. "Das ist ja verrückt", sagen sie.

(anek)
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