Erkelenzer Land Kirche baut Barrieren ab

Erkelenzer Land · Jens Sannig, unlängst für weitere fünf Jahre zum Superintendenten des Evangelischen Kirchenkreises gewählt, stellt seine Pläne vor. Er will den Abbau finanzieller, kultureller, sprachlicher und anderer Barrieren vorantreiben.

 Einen zentralen Platz gewährt Superintendent Jens Sannig der Frage, wo Kirche die Menschen erreichen kann und wie diese an die Gemeinde gebunden werden können.

Einen zentralen Platz gewährt Superintendent Jens Sannig der Frage, wo Kirche die Menschen erreichen kann und wie diese an die Gemeinde gebunden werden können.

Foto: Andreas Speen

Die nächsten fünf Jahre möchte Superintendent Jens Sannig dazu nutzen, die evangelischen Gemeinden in der Region so auszurichten, dass Kirche zwischen Wegberg und Düren auch in 20 Jahren noch gelebt werden kann. Zwar halten sich die Kirchenaustritte in einem überschaubaren Maße, doch macht sich die demografische Entwicklung bemerkbar. Einen zentralen Platz gewährt Jens Sannig deshalb der Frage, wo Kirche die Menschen erreichen kann und wie diese an die Gemeinde gebunden werden können. Im Gespräch mit der Rheinischen Post erklärt der Superintendent seine Vorstellungen.

Dem Kirchenkreis Jülich gehören 19 Kirchengemeinden mit mehr als 85 000 Gliedern an. Er ist einer von 38 Kirchenkreisen der Evangelischen Kirche im Rheinland. Das Gebiet reicht von den Ausläufern der Eifel bis zur niederländischen Grenze. Verwaltungszentrum ist Jülich. Im Juni hat die Synode des Kirchenkreises Jülich den Kurs der vergangenen fünf Jahre von Jens Sannig und dessen Mannschaft durch seine Wiederwahl bestätigt. Die evangelische Kirche in der Region erklärt sich zu politischen Prozessen sowie zu sozialen und ökologischen Entwicklungen. Das werde in der Landeskirche gehört, sagt Jens Sannig. Bewusst werde dieser Weg weiter beschritten. "Kirche ist immer parteiisch", erklärt der Superintendent, "zum Beispiel ist sie auf der Seite der Verlierer des Globalisierungsprozesses." Die Partnerschaft mit der evangelischen Kirche in Marokko und die Flüchtlingssituation an den EU-Außengrenzen ist ein Aspekt, den der Kirchenkreis in Zukunft mehr betonen möchte. "Dort werden Menschenrechte ausgehöhlt", erklärt Jens Sannig. Darauf müsse hingewiesen werden. Und das habe auch Folgen in der Heimat: "Unser Einsatz für dieses Thema dient auch dazu, hier für die Menschenwürde einzutreten."

Kinderarmut im Evangelischen Kirchenkreis soll in diesem Zusammenhang zu einem der wichtigen Themen der Zukunft werden: "Wir erleben diese als stetig wachsend in unseren Gemeinden. Wir erleben, dass wir immer mehr Familienhilfen leisten müssen." Die Erkelenzer Gemeinde habe deshalb eine neue Stelle in der Diakonie geschaffen. "Die Menschen müssen Gottes Liebe, Treue und Nähe spüren", solche konkrete Hilfe – dazu zähle beispielsweise die Tafel in Wassenberg – verhelfe ihnen zu einem neuen Zugang zur Kirche.

Andere Barrieren will Jens Sannig abschaffen, um wieder mehr Menschen einen Zugang zur Kirche zu ermöglichen. Die können in der Sprache liegen, im Denken und in Vorurteilen, im gegenseitigen kulturellen Verständnis und im Geld. Zwei Beispiele: "In Übach-Palenberg ist ein Mitglied der Moscheengemeinde in den Jugendausschuss der evangelischen Kirche berufen worden, um das gegenseitige Verstehen zu verbessern." Oder: "Geld spielt eine Rolle bei der Teilhabe an manchen kirchlichen Angeboten. Wir dürfen keinen ausgrenzen. Wir als Kirche haben in der Vergangenheit zu stark mittelstandsorientiert gelebt." Man wolle noch mehr zur "einladenden Gemeinde" werden.

(RP)
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