Erkelenz Kinder lernen im Wald

Erkelenz · Seit voriger Woche besuchen zehn Kinder den neuen Waldkindergarten "Wühlmäuse" in Lövenich. Zwei Erzieherinnen betreuen die Gruppe, die sich bis zum kommenden Jahr verdoppeln soll. Träger sind die Eltern.

Die beiden Mädchen Summer (3) und Joyce (3) genießen den Sommermorgen auf ihre Weise. Entspannt liegen sie zusammen in einer Hängematte in allen Farben des Regenbogens, die gelegentlich von Erzieherin Bettina Löpers angeschaukelt wird. Die Matte hängt zwischen zwei großen Bäumen im Schatten. Und die Mädchen können ausgiebig die Baumkronen betrachten oder den älteren Jungen beim Klettern im Hang zuschauen.

Überhaupt geht es beim freien Spiel der Waldkindergarten-Kinder an diesem warmen Morgen friedlich zu. Erst wenige Tage zuvor hat der erste Waldkindergarten auf Erkelenzer Stadtgebiet, getragen von der Elterinitiative "Wühlmäuse", mit den Erzieherinnen Löpers und Ramona Recker seinen Betrieb an der Bruchstraße aufgenommen.

Vorangegangen waren Diskussionen mit Anwohnern, Absprachen mit der Unteren Landschaftsbehörde beim Kreis, Umweltschutzorganisationen und Förster Claus Gingter, bis Jugendhilfeausschuss und Jugendamt grünes Licht gegeben hatten.

Ganz andere Erlebnisse

"Bei den täglichen Ausflügen zu unseren festen Plätzen im Wald begegnen wir häufig Joggern, Fußgängern oder Radfahrern, die sich alle positiv gegenüber unserem Kindergarten äußern", erzählt Bettina Löpers, die Sozialpädagogin ist und die Waldkindergärten in Rickelrath und Doveren mit aufgebaut hat. "Beim Spielen machen wir in der Natur ja nichts kaputt, wir hinterlassen keinen Müll, und Lärm ist kaum zu hören."

Dagegen könnten die drei- bis sechsjährigen Jungen und Mädchen viel lernen, sagt sie: "Die Kinder machen ganz andere Erlebnisse, erfahren ihre Umwelt mit allen Sinnen und entwickeln ein tolles Sozialverhalten, indem der Stärkere dem Schwächeren hilft."

Auch die Förderung der Motorik, Kreativität und Fantasie, die Schulfähigkeit und Sprachentwicklung sind wichtige Ziele der Einrichtung, deren Gruppe ab dem Winter auf 15 und ab kommendem Sommer auf 20 Kinder wachsen wird.

Auf dem ebenen Plateau im Hang spielen die Kinder indes weiter. Vincent (3) läuft mit seiner Becherlupe zu Ramona Recker — darin hat er einen Käfer gefangen. Zusammen schmökern Kinder und Erziher zur Bestimmung des Exemplars auf Matten sitzend in Naturkunde-Büchern, bevor Ramona Reckers den Kleinen aus dem großformatigen Bildband "Das größte Haus der Welt" vorliest. Das passt zu einem Weinbergschnecken-Fund des fünfjährigen Mark zu Beginn der Woche.

Für sie, die bisher nie im Freien mit Kindern gearbeitet hat, sei die Umstellung überhaupt kein Problem, versichert die Erzieherin.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort