Auszeichnung für KAB und Amos im Kreis Heinsberg Kettelerpreis für Selbsthilfenetzwerk „Respekt“

Erkelenz · Die Stiftung zeichnet ein Projekt für osteuropäische Frauen und Männer aus, die rund um die Uhr in Privathaushalten aushelfen.

 Den in Erfurt überreichten Kettelerpreis der KAB präsentierten in Erkelenz (v. re.) Rosi Becker, Johannes Eschweiler, Sonja Hanrath und Heinz Backes.

Den in Erfurt überreichten Kettelerpreis der KAB präsentierten in Erkelenz (v. re.) Rosi Becker, Johannes Eschweiler, Sonja Hanrath und Heinz Backes.

Foto: Gabi Laue

„Respekt“ heißt nicht ohne Grund das Netzwerk, das in vier Gruppen im Kreis Heinsberg osteuropäische Pflegekräfte betreut, die als 24-Stunden-Hilfen in Privathaushalten leben und arbeiten. Seit 2017 existiert Beratung und Unterstützung für die 24-Stunden-Betreuungen, gegründet am 25. September in Erkelenz. Das vorbildliche soziale Engagement „für Solidarität im Arbeitsleben“ wurde ausgezeichnet von der Stiftung Zukunft der Arbeit und der sozialen Sicherung (ZASS) der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung Deutschlands (KAB). Der Kettelerpreis wurde in der Brunnenkirche in Erfurt überreicht.

Werden Senioren hilfebedürftig, sollen nicht ins Heim, doch kann die Familie die Pflege nicht leisten, ist die „Polin im Haus“ oft der Rettungsanker. Auch im Kreis Heinsberg leisten einige Frauen Schwarzarbeit, andere werden durch Agenturen vermittelt. „In der Regel werden sie eingestellt als Haushaltshilfe mit leichten pflegerischen Tätigkeiten“, berichtet Rosi Becker, die mit Sonja Hanrath ehrenamtlich für „Respekt“ arbeitet. „Doch es wird erwartet, dass sie 24 Stunden zur Verfügung stehen. Die Frauen leben fast nur im Haushalt, haben keine sozialen Kontakte und einen Rundum-Job ohne Freizeit. Diese Situation ist nicht akzeptabel.“

In der politischen Lobbyarbeit mit Ziel einer Legalisierung der Arbeitsverhältnisse bei gerechtem Lohn ziehen KAB, Betriebsseelsorge des Bistums Aachen und Amos, Verein gegen Armut und Arbeitslosigkeit in der Region Heinsberg, an einem Strang. Unterstützung kommt vom Katholikenrat der Region Heinsberg. 80 bis 100 Frauen werden betreut, rund 20 sind nach Angaben von Betriebsseelsorger Johannes Eschweiler KAB-Mitglied und damit abgesichert, wenn sie arbeitsrechtliche Hilfe brauchen. Zu Treffen mit Sprachunterricht und kleinen Pflegeschulungen holen Rosi Becker und Sonja Hanraths die Frauen aus entfernteren Orten ab. In Erkelenz haben sie die Möglichkeit zu Austausch und Beratung im Amos-Ort der Begegnung („Flachsklause“), Zum Hagelkreuz.

„Für die Frauen, die wir erreichen, sind wir die einzigen sozialen Kontakte“, unterstreicht Rosi Becker. „Ihr einziger Freiraum liegt zwischen 13 und 15 Uhr, oft müssen sie nachts aufstehen, kommen nicht zur Ruhe.“ Johannes Eschweiler nennt es „eines der dicksten Probleme, dass es keine Arbeitsplatzbeschreibung gibt“. Laut Rosi Becker fehlt es vielen Frauen an Selbstbewusstsein, um sich abzugrenzen, es sei ihnen nicht klar, wo ihre Aufgaben sind. In dieser Situation bietet „Respekt“ Hilfe zur Selbsthilfe an, unterstützt Wanderarbeiter und -arbeiterinnen, wo immer nötig. „Wir wollen diese Frauen aus der Nische der Schwarzarbeit und der Rechtlosigkeit herausholen“, betont Johannes Eschweiler. Eine Lösung wäre die Anstellung bei einem Sozialverband. Muss der Staat helfen? „Im stationären Bereich springt für die Refinanzierung der Sozialhilfeträger ein“, bemerkt Rosi Becker.

 Von rechts: Mechthild Hertmann-Schäfers von der Stiftung ZASS, Ministerpräsident Bodo Ramelow, Sonja Hanrath, Rosi Becker, Johannes Eschweiler, Dieter Wagner, Vorsitzender des Kuratoriums, und Rudi Großmann (KAB).

Von rechts: Mechthild Hertmann-Schäfers von der Stiftung ZASS, Ministerpräsident Bodo Ramelow, Sonja Hanrath, Rosi Becker, Johannes Eschweiler, Dieter Wagner, Vorsitzender des Kuratoriums, und Rudi Großmann (KAB).

Foto: KAB

Respekt zollte schließlich die Stiftung ZASS: „Das Projekt leistet so mit vielen ehrenamtlich Engagierten Hilfestellung und kämpft gleichzeitig in Gesellschaft und Politik für eine Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen“, heißt es in der Urkunde zum Kettelerpreis.

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