Erkelenz Jüdisches Leben dokumentiert
Erkelenz · Umfangreich ist der jüngste Band in der Schriftenreihe des Heimatvereins ausgefallen. Hubert Rütten hat darin die Geschichte der Erkelenzer Juden untersucht. Bürgermeister Jansen empfiehlt es den Schulen als Pflichtlektüre.
70 Jahre nach der Reichspogromnacht und 60 Jahre nach der Gründung des Heimatvereins präsentierten dessen Mitglieder jetzt im Alten Rathaus Band 22 ihrer Schriftenreihe der Öffentlichkeit. Das Werk „Jüdisches Leben im ehemaligen Landkreis Erkelenz“ von Hubert Rütten ist das erste, das sich ausschließlich mit den Besonderheiten hiesiger jüdischer Geschichte beschäftigt.
Überblick und Einzelschicksale
Inhaltlich fächert sich der Titel in zwei Teile auf. Der erste Teil gibt einen historischen Überblick zum jüdischen Leben im ehemaligen Landkreis. Thema sei hier nicht nur das Dritte Reich, betonte Rütten. Tatsächlich reicht seine Spurensuche vom Mittelalter über die frühe Neuzeit bis zum Schwerpunkt im 19. und 20. Jahrhundert. Gerade in der letzten Phase haben sich Juden im Kreis angesiedelt, Gemeinden gegründet und wurden auch teils integriert. An der Ecke Patersgasse / Westpromenade gab es beispielsweise eine Synagoge. In den 1920er Jahren begingen Katholiken, Protestanten und Juden gemeinsam den Volkstrauertag. Wichtig sei es ihm gewesen „ohne erhobenen Zeigefinger“, die 1930er Jahre, den Krieg und ihre Auswirkungen auf den Kreis und die jüdische Bevölkerung zu schildern, sagte Rütten. Der zweite Teil des Buches widmet sich denn auch den Familien- und Einzelschicksalen.
In besonderem Maße beweist Rütten hier die Generaltugenden eines Historikers – Akribie, Beharrlichkeit und einen feinen Sinn für Zusammenhänge – wenn er zu allen jüdischen Bewohnern des Landstriches zwischen 1800 und 1945 Informationen zusammenträgt und sie in kurze Biographien fasst. Er wolle mit dieser Arbeit die Menschen und Opfer der damaligen Zeit aus der Anonymität herausholen, sagt der Autor. Angefangen habe seine Neugierde auf das Thema mit den Kranzniederlegungen zur Pogromnacht am jüdischen Friedhof in den 80er Jahren. Fragen über Fragen seien ihm gekommen, die jedoch kein Buch klären konnte. Daraufhin sei er Stammgast in Archiven der Region geworden und das Buch entstanden.
Ausdrücklich bedankte sich Rütten bei seinen Helfern, besonders Willi Wortmann für das Design. Nie zuvor habe man einen Titel der Reihe vor Publikum präsentiert, sagte Günther Merkens, Vorsitzender des Vereins. Das allein zeige schon den Stellenwert, den man dem Buch einräume. „Nie vergessen“, sei das Ziel des Werkes. Bürgermeister Peter Jansen empfahl es bei seiner sehr persönlichen Rede sogar als „Pflichtlektüre“ an Schulen.