Erkelenz In neuer Funktion Bewährtes fortsetzen
Erkelenz · Knapp 100 Tage ist Peter Boidol als Leiter des Cornelius-Burgh-Gymnasiums im Amt. Zuvor war er fünfeinhalb Jahre lang stellvertretender Leiter unter Michael Auth. Als größten Unterschied sieht er das enorm gewachsene Maß an Verantwortung an.
Als Peter Boidol 1990 aus dem ostwestfälischen Brakel als Lehrer ans Cusanus-Gymnasium kam, kannte er Erkelenz bis dahin nur vom Hörensagen durch seine Mutter – und zwar aus einem höchst bizarren Grund: "Meine Mutter stammt aus Dortmund. Sie erzählte, dass es im Zweiten Weltkrieg in Erkelenz so eine Art Luftüberwachungsstation gegeben haben muss. Denn in Dortmund hieß es häufig 'Erkelenz meldet feindliche Flieger' – das war dann das Signal, dass es Zeit wurde, den Luftschutzkeller aufzusuchen."
Seit 23 Jahren lebt Boidol nun schon in seiner (friedlichen) Wahlheimat – seit dem 1. Februar tut er das in gewisser Weise von einer höheren Warte aus: Da löste er Michael Auth, der sich in den Ruhestand verabschiedete, als Leiter des Cornelius-Burgh-Gymnasiums ab. "Mit ihm habe ich fünfeinhalb Jahre hervorragend zusammengearbeitet", sagt Boidol. Gemeinsam haben sie die Umstellung auf den gebundenen Ganztag organisiert – samt seiner Lernzeiten, die für jeden Schüler sechs Stunden in der Woche betragen. In dieser Zeit erledigen die Jugendlichen ihre Hausaufgaben.
Drei Monate ist Boidol nun im Amt. Als größten Unterschied zu seiner Zeit als stellvertretender Schulleiter sieht er das beträchtlich gewachsene Maß an Verantwortung an. "Die Abläufe waren mir ja alle bekannt. Jetzt wache ich nachts aber schon mal auf und überlege, ob ich bei wichtigen Dingen an alles gedacht habe, alles gut vorbereitet ist", räumt er ein. Neu sei auch, dass er nun nicht nur Beurteilungen von Referendaren, sondern auch von Kollegen schreiben müsse. "Und ganz wichtig: Als Schulleiter muss ich auch die Unterrichtsverteilung fürs nächste Schuljahr organisieren, habe daher alle Kollegen nach ihren Wünschen gefragt. Diese alle unter einen Hut zu bekommen, ist mehr als schwierig." Immerhin umfasst das Kollegium aktuell 80 Lehrer und sechs Referendare, die 1061 Schüler unterrichten.
Gar kein Kopfzerbrechen haben Boidol dagegen die landesweit "berüchtigten" Mathe-Abiklausuren bereitet: "Bei uns gab es keine Probleme." Den Grund liefert er gleich mit: "Aus acht Aufgaben konnten die Lehrer da in einer gewissen Zuordnung auswählen. Unsere sieben betroffenen Mathelehrer waren der einhelligen Meinung, dass zwei dieser acht Aufgabenstellungen etwas missverständlich formuliert waren. Im Sinne der Schüler haben wir diese Aufgaben daher eliminiert – so einfach ist das." Sehr erfreulich falle für die Schule auch die aktuelle Lernstandserhebung in der 8. Klasse aus. "Da liegen wir deutlich über dem Landesdurchschnitt."
Das Verhältnis zum benachbarten Cusanus-Gymnasium, an dem er selbst 17 Jahre unterrichtete, beschreibt er als gut. "Der Konkurrenzgedanke war beim Cusanus zu meiner Anfangszeit dort wesentlich ausgeprägter. Unter der Leitung von Michael Bierbach sind die Spannungen stark abgebaut worden. Generell tun Erkelenz zwei Gymnasien gut – die haben ja unterschiedliche Ausrichtungen."
Ein wesentlicher Schwerpunkt seiner Schule sei der bilinguale Zweig. Daher werde der Englischunterricht ab dem kommenden Schuljahr ab der 5. Klasse auch auf sechs Stunden pro Woche ausgedehnt. Ansonsten möchte Boidol aber "keine neuen Fässer aufmachen", wie er betont. "Wir haben in den vergangenen Jahren viel Neues auf den Weg gebracht, das wollen wir nun erst mal alles festzurren."