Erkelenz Im Internet sehen, wohin das Geld fließt

Erkelenz · Farbige Grafiken, schnelle Navigation - mit einem "interaktiven Haushalt" will Erkelenz für mehr Bürgernähe und Transparenz sorgen. Wofür Geld ausgegeben und wo es eingenommen wird, steht künftig nicht mehr nur auf Papier.

 Früher auf viel Papier gedruckt, künftig leichter im Internet zugänglich: der Haushalt der Stadt Erkelenz.

Früher auf viel Papier gedruckt, künftig leichter im Internet zugänglich: der Haushalt der Stadt Erkelenz.

Foto: Jürgen Laaser

700 Seiten Papier wälzen. Dabei erkennen, welche Ausgaben und Einnahmen sich wie zueinander verhalten. Sich orientieren, wohin das Geld fließt, das die Stadt Erkelenz innerhalb eines Jahres ausgibt. Sehen, wo investiert wird und wo gespart. Für ungeübte Augen ist ein kommunaler Haushaltsplan wenig transparent - ab heute will Erkelenz das ändern. Im Internet schaltet die Stadt einen "interaktiven Haushalt" frei, der das Zahlenwerk näher an die Bürger bringen soll.

Mit wenigen Klicks kann sich jeder den Haushaltsplan für 2015 in Grafiken und Diagrammen anzeigen lassen, Auswertungen auswählen und Vergleichs- und Basisdaten abrufen. Künftig will die Stadt Erkelenz jeden Haushaltsplan dem Bürger in dieser Form im Internet bereitstellen. Bislang tat sie das lediglich mit einem 700-seitigen Dokument, das ausgedruckt einen ziemlich dicken Wälzer ergibt.

Die Stadtverwaltung ist sich bewusst, dass das neue Angebot bei den Bürgern Fragen auslösen kann und bei ihren Mitarbeitern zu Rückfragen führen dürfte. Ziel sei es, sagt Bürgermeister Peter Jansen, mittels des neuen Angebotes mit den Bürgern in einen Dialog zu kommen und, wo nötig, zu einer "Versachlichung von Diskussionen in der Bürgerschaft beizutragen". Immer öfter seien in den vergangenen Jahren interessierte Erkelenzer auf die Stadtverwaltung zugekommen, "die das komplexe Gebilde unseres Haushaltsplans verstehen wollten".

Deshalb sei der heutige Schritt eine logische Konsequenz: "Der Bürger soll nachvollziehen können, was wir mit unserem Geld machen. Wir wollen den Haushalt transparenter und für den Bürger zugänglicher machen." Das Unternehmens IKVS, das auf Vergleichsysteme für kommunale Haushaltsdaten spezialisiert ist, ist Partner der Stadt Erkelenz und stellt das Internetangebot bereit. Gefüttert wird es indes von der Kämmerei, die Norbert Schmitz leitet.

Als "reformorientierte Kommune" sei Erkelenz sehr früh auf IKVS zugegangen, und so sei die Stadt in Nordrhein-Westfalen auch die erste, die den "interaktiven Haushalt" für ihre Bürger freischalte, sagt Christian Baans. Weitere Städte werden folgen, immerhin sind ein Drittel aller nordrhein-westfälischen Kommunen schon dem "Interkommunalen Vergleichssystem" beigetreten, nutzen bereits andere Kennzahl-Vergleichsmöglichkeiten, dieses neue Angebot jedoch noch nicht.

Begeistert von den neuen Möglichkeiten ist Kämmerer Schmitz. Er erhofft sich für die Bürger ein rascheres Verständnis für finanzielle Zusammenhänge in der Kommune: "Ich kann mich schnell, mit zwei drei Klicks, bis in die Tiefe des Haushalts vorarbeiten, wo ich bisher zum Beispiel bis zu Seite 500 lesen musste." Dort beginnen im aktuellen Haushalt die Straßensanierungen, nennt Schmitz nicht grundlos diese Seitenzahl: "Der Bürger, nehmen wir beispielhaft an, er wohnt an der Südpromenade, kann nun einfach herausfinden, was dort die Straßensanierung kostet und wie viel die Anwohner davon zahlen."

Andere wiederum könnten sich für die Investitionen ins Feuerschutzwesen, in die Schulen oder für die Hundesteuereinnahmen interessieren - "all diese Zahlen sind jetzt leichter zu finden", wirbt Stadtkämmerer Norbert Schmitz für einen Klick-Versuch.

(RP)
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