Umsiedlung „Tagebauloch so klein wie möglich halten“

Erkelenz · Die IG Umsiedlung Keyenberg, Kuckum, Unter-/Oberwestrich und Berverath hatte zum Dialog mit Dirk Jansen, BUND-Geschäftsführer, eingeladen. Das Thema: Hat das Hambach-Urteil Auswirkungen auf die Umsiedlung ihrer Dörfer?

 Die Herz-Jesu-Kirche in Kuckum. Sie steht symbolisch für die Ortsmitte des Dorfes. Direkt hinter ihr liegt der legendäre "Ziegenstall".

Die Herz-Jesu-Kirche in Kuckum. Sie steht symbolisch für die Ortsmitte des Dorfes. Direkt hinter ihr liegt der legendäre "Ziegenstall".

Foto: Anke Backhaus

Das Urteil zum vorläufigen Stopp der Rodungen im Hambacher Forst hat die vom Braunkohlentagebau Garzweiler II betroffenen Menschen auf den Plan gerufen. Ihre drängendste Frage: Kann der Tagebau gestoppt werden? Und welche Möglichkeiten gibt es, sich dem Verkauf des Eigentums an RWE Power zu widersetzen. Die IG Umsiedlung Keyenberg, Kuckum, Unter-/Oberwestrich und Berverath, vertreten durch Hans-Josef Dederichs, Mitglied der Grünen-Fraktion im Erkelenzer Stadtrat, hatte zu diesem Thema Dirk Jansen, Geschäftsführer des BUND, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, zu einer Diskussion nach Kuckum eingeladen. Im „Ziegenstall“, im Pfarrsaal der Kuckumer Kirche Herz Jesu also, sprach Jansen zum aktuellen Stand der Dinge.

Eines nahm Dederichs vorweg: „Es muss darum gehen, jedem Umsiedler die Möglichkeit zu geben, an den neuen Standort zu gehen. Niemand aus unserer Gesellschaft darf entfernt werden. Und auch die Menschen am Tagebaurand, die einen Wall vor die eigene Haustür gesetzt bekommen haben plus Versickerungsgrube mit Mückengarantie – auch darum geht es. Letztlich geht es darum, das Tagebauloch so klein wie möglich zu halten.“

Fakt sei, so begann Dirk Jansen, dass das Hambach-Urteil nicht auf den Tagebau Garzweiler II übertragbar sei. „Wohl aber ist es so, dass das Szenario Realität werden wird, nach dem die Kohle, die unter den noch bestehenden Dörfern liegt, nicht mehr gebraucht werden wird.“ Jansen sprach dabei die Klimaschutzziele Deutschlands an. „Ja, da hat sich sicherlich viel getan, dennoch wird Deutschland krachend daran scheitern, kurz- und langfristige Ziele zu erreichen, denn davon sind wir meilenweit entfernt.“ Jansen sieht das Land Nordrhein-Westfalen in einer gewaltigen Schlüsselrolle beim Erreichen der deutschen Klimaschutzziele, da rund zehn Prozent der Emissionen aus Braunkohle stammten, erläuterte er. Umso wichtiger sei es, an der Verkleinerung der Tagebaue festzuhalten. Nicht nur das: „Damit einher geht auch das Schaffen von Perspektiven für die Beschäftigten im Rheinischen Revier.“

 Hans-Josef Dederichs von den Erkelenzer Grünen.

Hans-Josef Dederichs von den Erkelenzer Grünen.

Foto: Frank Thelen
 Dirk Jansen ist Geschäftsführer des BUND.

Dirk Jansen ist Geschäftsführer des BUND.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)
 Das Kuckumer Ortseingangsschild, von Venrath aus gesehen.

Das Kuckumer Ortseingangsschild, von Venrath aus gesehen.

Foto: Anke Backhaus

An die aktuellen Umsiedler gerichtet, sagte Dirk Jansen: „Hier bleibt, als Grundstückseigentümer ,nein’ zu sagen, wenn RWE Power anklopft, um das Grundstück zu kaufen.“ In der Folge, so Jansen weiter, komme es dann zum juristischen Weg, für den die Menschen jedoch einen besonders langen Atem und gute Nerven benötigten. Die Menschen im Pfarrsaal interessierten sich vor allem dafür, welche Kosten auf sie zukommen, würden sie sich für den Rechtsweg entscheiden. Konkrete Aussagen konnte Jansen dabei nicht liefern, da dies vom jeweiligen Fall abhängig sei. Auch die jeweilige Dauer der Verfahren seien nur schwer zeitlich einzugrenzen, antwortete Jansen auf Nachfrage der Umsiedler. Er riet dazu, Landespolitiker wie Ministerpräsident Armin Laschet einzuladen, doch da winkte Hans-Josef Dederichs enttäuscht ab: „Wir haben damals schon erfahren, dass Johannes Rau nicht kam, obwohl er das zugesichert hatte, und auch Hannelore Kraft ließ ausrichten, dass sie nicht herkommt und dies auch in Zukunft nicht zu tun gedenkt.“ Trotzdem: Die betroffenen Bürger zeigten im Dialog mit Dirk Jansen Bereitschaft zum Widerstand. Sie unterstrichen, zusammenstehen zu wollen, und zwar nicht nur als einzelnes Dorf, sondern gemeinschaftlich.

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