Erkelenz Hürden in der Regionalvermarktung

Erkelenz · Parlamentarischer Staatssekretär Peter Bleser aus Berlin hörte sich bei der Lövenicher Metzgerei Esser an, welche bürokratischen Hindernisse bestehen, die ein Mehr an regionalen, rückverfolgbaren Produkten behindern.

 In der Lövenicher Metzgerei Esser sprach Staatssekretär Peter Bleser (hinten rechts) gestern unter anderen mit deren Geschäftsführern Max und Karl-Heinz Esser sowie den Bürgermeistern von Erkelenz und Heinsberg, Peter Jansen und Wolfgang Dieder, und dem Bundestagsabgeordneten Wilfried Oellers (CDU).

In der Lövenicher Metzgerei Esser sprach Staatssekretär Peter Bleser (hinten rechts) gestern unter anderen mit deren Geschäftsführern Max und Karl-Heinz Esser sowie den Bürgermeistern von Erkelenz und Heinsberg, Peter Jansen und Wolfgang Dieder, und dem Bundestagsabgeordneten Wilfried Oellers (CDU).

Foto: Uwe Heldens

Kommen in Wahlkampfzeiten hochrangige Politiker auf das Land, um Vereine, Verbände, Unternehmen oder die Parteibasis zu besuchen, kann es bei diesem einen Zweck bleiben: dem Wahlkampf. Es gibt jedoch auch Besuche, die dauern länger als die geplante Stunde, weil diskutiert wird, Gedanken und Ideen ausgetauscht werden.

 Der Parlamentarische Staatssekretär Peter Bleser trug sich gestern außerdem in das Goldene Buch der Stadt Erkelenz ein.

Der Parlamentarische Staatssekretär Peter Bleser trug sich gestern außerdem in das Goldene Buch der Stadt Erkelenz ein.

Foto: Speen

Gestern besuchte der Parlamentarische Staatssekretär Peter Bleser in Lövenich die Metzgerei von Karl-Heinz und Max Esser, der den CDU-Politiker davon überzeugen konnte, in Berlin noch einmal stärker über einen aus seiner Sicht notwendigen Bürokratieabbau in der Landwirtschaft nachzudenken. Wolle die Politik einen Wandel zu mehr Regionalität bei den landwirtschaftlichen Produkten, bedürfe das der Unterstützung: "Geben Sie Landwirten und Unternehmern mehr Spielraum." Staatssekretär Bleser bat darum, Max Esser möge ihm seine Gedanken einmal schriftlich skizzieren, um darüber in Berlin im Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft beraten zu können.

Max und Vater Karl-Heinz Esser spüren, dass nicht nur immer mehr Kunden an regionalen, dem Tierwohl verpflichteten Produkten interessiert sind. Sie sehen auch, dass immer mehr Landwirte gerne ihre Produktion in diese Richtung neu ausrichten wollen. Die Metzgerei Esser folge diesem Trend mit ihren Lieferanten bereits in unterschiedlicher Weise, wie durch ihre rheinischen Schweine oder rückverfolgbare Eier aus regionaler Landwirtschaft. "Gerne würden diesen Weg mehr Betriebe gehen", sagte Max Esser und fügte in Richtung des aus Berlin angereisten Staatssekretärs zwei Änderungsvorschläge an, allen voran "die komplizierten Genehmigungsverfahren", die beispielsweise den Umbau eines landwirtschaftlichen Betriebs durch Restriktionen im Immissionsschutz erschwerten. Sie bremsten einige positive Entwicklungen aus, und die politisch formulierten Ziele seien dadurch erschwert zu erreichen: "Wir brauchen für die Landwirtschaft nicht mehr Anreize, sondern weniger Bürokratie." Eine Aussage, die bei dem Treffen in Lövenich ähnlich auch Bernhard Conzen, der aus Gangelt stammende Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes, bestätigte. Max Esser warb zweitens dafür, dass Händlern mit regionalen Produkten bei der Geschäftsansiedlung geholfen werden müsse, um im Wettbewerb mit Discountern bestehen zu können, die im Bieten um Verkaufsflächen stets über den Preis und die Mietdauer gewännen.

Bei letzterem Anliegen machte der Staatssekretär wenig Hoffnung, da in der Wirtschaft der Preis regiere. Bei der Frage nach den Immissionsschutzregeln regte Blesen ein Gespräch zwischen dem CDU-Bundestagsabgeordneten Wilfried Oellers, der seinen Besuch in Lövenich initiiert hatte, den kommunalen politischen Kräften sowie der neuen Landesregierung an: "Ich bin auch sehr gerne bereit zu helfen." Zudem bat er Esser, einmal niederzuschreiben, wie aus dessen Erfahrung heraus eine landwirtschaftliche Produktionskette mit abgebauten bürokratischen Hürden aussehe. Dies wolle er in Berlin in den Diskussionsprozess einfließen lassen, denn: "Wir wollen die Führung beim Tierschutz in Europa, aber so, dass die Produktion nicht weggeht - das wird eine spannende Aufgabe der nächsten Jahre." Hilfreiche Ansätze sah Bleser, der Landwirtschaftsmeister ist, bei der Metzgerei Esser, wo "der direkte Kontakt zwischen Landwirt und Vermarkter besteht". Deutschland sei inzwischen beim Erkennen von Problemfällen in der Lebensmittelproduktion schnell, doch "müssen wir in Zukunft noch genauer auf die Lieferketten schauen". Hier setze er auf das Tierwohllabel, das 2018 komme.

(spe)
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