Hohenbusch Klassixx Neuer Opernstar singt in Erkelenz

Erkelenz · Als Madame Butterfly ging der Stern von Barno Ismatullaeva zum Start der Bregenzer Festspiele auf. In wenigen Wochen wird die Usbekin auch bei den Hohenbusch Klassixx in Erkelenz auftreten. Geplant war das zunächst nicht.

 Geisha Cio-Cio-San eingewickelt in die US-amerikanische Flagge: Barno Ismatullaeva überzeugte bei den Bregenzer Festspielen in der Rolle der Madame Butterfly.

Geisha Cio-Cio-San eingewickelt in die US-amerikanische Flagge: Barno Ismatullaeva überzeugte bei den Bregenzer Festspielen in der Rolle der Madame Butterfly.

Foto: Monika Forster

Erkelenz Es war eine Premiere mit Hindernissen: Wegen eines Unwetters hatte die Premiere von Giacomo Puccinis Liebesdrama „Madame Butterfly“ bei den Bregenzer Festspielen nach einer knappen Stunde abgebrochen werden müssen. Doch schon zuvor hatte die Inszenierung vor 7000 Zuschauern auf der imposanten Bregenzer Seebühne für Begeisterung gesorgt. Das lag nicht nur an den Blitzen, die im Hintergrund über den Bodensee zogen, sondern auch an der Hauptdarstellerin Barno Ismatullaeva. In der Hauptrolle als Geisha Cio-Cio-San überzeugte die usbekische Sopranistin und wurde von der internationalen Fachpresse durchweg gelobt. Was das alles mit Erkelenz zu tun hat? Mehr oder weniger zufällig wird Ismatullaeva Ende August, nur sechs Tage nach dem Ende der Bregenzer Festspiele, in der Erka-Stadt singen. Sie tritt bei der Premiere der Hohenbusch Klassixx vor dem ehemaligen Kreuzherrenklosters auf.

Fest steht das erst seit wenigen Wochen, als plötzlich ein Ersatz für Brigitta Kele gefunden werden musste. Die Rumänin, die in Straßburg zufälligerweise erst 2021 ebenfalls die Madame Butterfly verkörperte, musste aus familiären Gründen absagen. „Sie rief mich an und teilte mir traurig mit, dass sie wegen der Geburt ihres Kindes im Frühjahr doch noch nicht so weit wie eigentlich geplant und angestrebt sei, wieder ganz große Oper zu machen. Das gilt es natürlich zu akzeptieren“, erklärt der Erkelenzer Kulturmanager Sascha Dücker, der das Open Air auf Hohenbusch ins Leben gerufen hat.

Dücker musste also jemand anderen von Format finden – und glaubt, dass er mit Ismatullaeva einen echten Coup gelandet hat. Knapp 200.000 Besucher werden die Usbekin bis zum 21. August in Bregenz in der Hauptrolle gesehen haben, das ZDF und viele andere internationale Sender übertrugen am vergangenen Wochenende live von der Seebühne. Für Dücker ist Imatullaeva sogar „ein kommender Weltstar im Operngeschäft.“ Für die „Süddeutsche Zeitung“ singt sie die große Arie „anrührend schön“, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hörte „erdig-warmen Sopran“, die „Neue Zürcher Zeitung“ sah „Leichtigkeit und Kraft, Zärtlichkeit und dramatische Ausbrüche“ sowie „glühende Intensität“.

„Die Kultur GmbH ist überglücklich, das so unkompliziert hinbekommen zu haben“, sagt Sascha Dücker, der in den ersten 20 Jahren seiner beruflichen Karriere selbst als Opernsänger durch die Welt reiste. „Ich hatte meinem Geschäftsführer Gotzen mitgeteilt, dies zu versuchen – natürlich mit der Befürchtung, das nicht stemmen zu können. Aber alle Beteiligten haben sich an den vorgegebenen Rahmen gehalten, sodass wir keinerlei Mehrkosten haben.“ Man sei, so Dücker, „geradezu stolz, jemanden nach Erkelenz zu holen, an dem spätestens seit dem Premieren-Wochenende in Bregenz alle großen Häuser der Welt dran sind, wie mir auch der mit mir befreundete Agent mitteilte.“

Mit der Erstauflage der Hohenbusch Klassixx hatte Dücker Anfang des Jahres versprochen, „Weltklasse“ nach Erkelenz zu holen und ein Event auf die Beine zu stellen, das in der Region seinesgleichen sucht. Neben Ismatullaeva singen noch drei weitere Akteure: Valerie Eickhoff ist der Nachwuchsstar der Düsseldorfer Oper und Preisträgerin des ARD-Wettbewerbs 2021. Zoran Todorovich sang schon in Paris, San Francisco, Tokio und London. Christian Elsner zählt seit Jahrzehnten zu den bekanntesten Tenören des Landes.

Die musikalische Untermalung kommt von der Kammerphilharmonie St. Petersburg unter Leitung von Dirigent Juri Gilbo – ein international besetztes Orchester mit Hauptsitz in Deutschland, das, so Dücker ausdrücklich, nichts mit dem russischen Regime zu tun hat.

Ob Erkelenz eine solche Klassik-Veranstaltung annimmt, war zunächst auch Dücker nicht ganz klar. Der Vorverkauf lief zunächst schleppend, die Kultur GmbH plant nun aber mit mindestens 600 Zuschauern. „Wenn wir eine erfolgreiche Premiere hinlegen, dann wird sich diese Veranstaltung in den kommenden Jahren etablieren“, ist sich Dücker sicher.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort