Erkelenz Hoffnung auf ein goldenes Jahrzehnt

Erkelenz · Seit 2009 geht es für Industrie und Handel im Kreis Heinsberg bergauf. Auch für 2018 erwarten die Unternehmer gute Geschäfte. Die IHK Aachen hält es für realistisch, dass ein "Jahrzehnt des Aufschwungs" vollendet werden kann.

Die gute wirtschaftliche Entwicklung in der Region Aachen, Heinsberg, Düren und Euskirchen setzt sich im Herbst weiter fort. Das hat die Industrie- und Handelskammer bei der Herbstumfrage zur konjunkturellen Lage der Unternehmen herausgefunden. "Der Kreis Heinsberg trägt seinen Teil dazu bei, dass es der gesamten Wirtschaftsregion gut geht", sagt IHK-Geschäftsführer Fritz Rötting. "Es geht hier seit dem Jahr 2009 bergauf. Ich halte es deshalb für gut möglich, dass wir insgesamt ein ganzes Jahrzehnt des Aufschwungs erleben werden. Denn auch für 2018 haben die Unternehmer im Kreisgebiet vorrangig positive Erwartungen geäußert."

45 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Kreis Heinsberg bezeichnen ihre Lage aktuell als gut, 15 Prozent als schlecht. Gut geht es vor allem dem Baugewerbe, Großhandel und dem Einzelhandel. Zugleich erwartet die überwiegende Anzahl der Unternehmen eine positive Entwicklung: 27 Prozent rechnen mit besseren Geschäften, 13 Prozent mit schlechteren. Besonders hoch sind die Erwartungen in der Industrie und bei den Dienstleistern. "Auffällig am Kreis Heinsberg ist zurzeit, dass hier die Investitionsbereitschaft höher als im Rest des Kammerbezirks liegt - sogar um 50 Prozent höher", berichtet Rötting auf Anfrage unserer Redaktion. Dieser Wert resultiere vor allem aus den jüngsten Ansiedlungen und Ansiedlungsankündigungen für Erkelenz, Hückelhoven wie auch Übach-Palenberg. Auch bei den Umsatzzahlen des produzierenden Gewerbes habe der Kreis Heinsberg eine sehr gute Entwicklung gemacht.

Die gute Wirtschaftslage könnte in Gefahr geraten. Das sehen Unternehmer wie auch die IHK in Aachen so. Der Fachkräftemangel wird der Umfrage zufolge ein immer stärkeres Problem für die gesamte Wirtschaft. Sechs von zehn Unternehmen sehen dies als größtes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. Die Hälfte der Betriebe, die im Kammerbezirk Aachen an der Konjunkturumfrage teilgenommen haben, kann derzeit offene Stellen längerfristig nicht besetzen, und fast jedes vierte Unternehmen fand im Verlauf des bisherigen Jahres für seine angebotenen Plätze keine Auszubildenden. "In den meisten Fällen, weil sich keine qualifizierten Kandidaten beworben haben", erklärt Michael F. Bayer, der Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen. Und Rötting ergänzt, dass sich der Mangel an Arbeitskräften inzwischen durch alle Branchen sowie vom Azubi bis zur Führungskraft durchzieht: "Das bedeutet Überstunden. Das bedeutet, dass man Aufträge nicht annehmen kann. Das bedeutet aber auch, dass sich die Unternehmen noch stärker darauf konzentrieren müssen, sich für Arbeitskräfte interessant zu positionieren, und dass noch mehr Anstrengungen bei der Ausbildung unternommen werden müssen."

Von einer "guten Lage im Handel wie lange nicht mehr", allerdings "mit rückläufiger Tendenz" berichtet die aktuelle Konjunkturumfrage auch. Weshalb die Erwartungen in diesem Sektor geringer ausfallen als in den anderen, versucht Rötting zu erklären: "Der Einzelhandel merkt zunehmend den Druck vom Internethandel. Außerdem wird es immer schwerer, Unternehmensnachfolger zu finden, was die derzeitigen Inhaber beschäftigt." In kleineren und mittleren Kommunen drohten seiner Ansicht nach weitere Leerstände. Hinnehmen will die IHK Aachen diese Entwicklung aber nicht.

"Derzeit analysieren wir die Struktur des inhabergeführten Einzelhandels in unserer Region und wollen Anfang 2018 mit den Ergebnissen auf die Kommunen zugehen, um in Gesprächen nach Lösungswegen zu suchen", kündigt Nils Jagnow an. Auffällig sei bereits zum jetzigen Zeitpunkt der Analysearbeit, "dass wir ein relativ hohes Durchschnittsalter der Inhaber haben, und dass sich für sie damit verbunden die Nachfolgefrage stellt." Problematisch sei daran, dass "nur wenige Nachfolger in Sicht sind". Oftmals ließen sich weder Familienmitglieder noch Externe dafür gewinnen. "In den nächsten zehn Jahren wird die Leerstandsituation in den Innenstädten noch viel akuter als heute sein." Die IHK sieht ihre Aufgabe darin, an einer Problemlösung mitzuarbeiten.

Handlungsbedarf sieht die IHK Aachen auch bei den Gewerbeflächen. In Erkelenz, Waldfeucht, Selfkant und Übach-Palenberg ist laut Rötting die Nachfrage höher als das Angebot: "Da wird es im Zeithorizont von zehn Jahren sehr knapp." Knapp werden könnte es auch in Wegberg, Hückelhoven und Geilenkirchen. Lediglich in Wassenberg und Heinsberg "entsprechen die Reserven der Nachfrage", sagt Rötting. "Dort wird es noch ein paar Jahre gut gehen." Für die IHK Aachen sei es wichtig, dass die laufende Gebietsentwicklungsplanung bei der Bezirksregierung Köln diese Bedarfe berücksichtige.

(spe)
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