Hier nahm die Corona-Pandemie ihren Ausgang Virologe Streeck beendet zweite Heinsberg-Studie

Erkelenz · Im Kreis Heinsberg nahm die Corona-Pandemie in Deutschland ihren Ausgang. Der Bonner Virologe Hendrik Streeck hat in Gangelt ein Jahr lang Menschen getestet, Interviews geführt, Daten gesammelt und Infektionswege nachvollzogen.

 Hendrik Streeck, Direktor des Institut für Virologie an der Uniklinik in Bonn, geht durch Gangelt.

Hendrik Streeck, Direktor des Institut für Virologie an der Uniklinik in Bonn, geht durch Gangelt.

Foto: dpa/Federico Gambarini

(cpas/dpa) Der Bonner Virologe Hendrik Streeck beendet am Freitag seine Datenerhebung in Gangelt, die er in zwei Abschnitten für die sogenannte „Heinsberg-Studie“ gesammelt hat. „Wir haben dann ein Jahr lang Daten gesammelt“, sagte der Wissenschaftler am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Köln. Das Material werde dann ausgewertet und relativ bald veröffentlicht. „Wie viele Infektionen gab es? Wie hat sich die Immunität entwickelt? Um diese Fragen geht es“, erläuterte Streeck.

Zu Beginn des zweiten Teils seiner Studie im vergangenen Oktober hatte Streeck erklärt, ihm gehe es vor allem um die Frage, ob sich Menschen, die bereits infiziert waren, erneut mit dem Coronavirus anstecken können. Interessant sei zudem, ob die große Anzahl der Infektionen in der ersten Phase der Pandemie „das Infektionsgeschehen in der Gemeinde Gangelt abbremst“.

Streeck hatte die mehr als 900 Gangelter Einwohner, die bereits im April bei Streecks erster Studie teilgenommen hatten, erneut zu einem Test gebeten. Viele Einwohner waren Streecks Ruf gefolgt.

Die erste Untersuchung in Gangelt sorgte deutschlandweit für Aufsehen, aber auch für Kritik an der Methodik und der Begleitung durch eine PR-Agentur. In Gangelt waren die meisten Menschen hingegen froh über die Studie des Virologen, wie Bürgermeister Guido Willems unserer Redaktion im Dezember sagte: „Die Studie war für uns ein Segen und hat große Erkenntnisse gebracht.“ Streeck habe sich auch wegen seiner persönlichen, direkten Art einen guten Ruf in Gangelt erarbeitet: „Mir erzählen Leute, dass der Professor um 12 Uhr nachts noch angerufen hat, mitgeteilt hat, dass sie positiv getestet sind und wie es nun weitergeht.“

Gangelt war für den Virologen auch deswegen so interessant, weil sich der Ort nach der verhängnisvollen Karnevalssitzung in der Bürgerhalle Langbroich im Februar 2020 zum ersten großen Corona-Hotspot Deutschlands entwickelt hatte. In ebendieser Bürgerhalle hatten in der Folge auch die Tests stattgefunden.

Während die Datenerhebung in Gangelt vor dem Ende steht, ist Hendrik Streecks Team neuerdings in Rheinbach im Rhein-Sieg-Kreis aktiv. In dem Ort werden nun – wie in Gangelt – zum Beispiel Rachenabstriche und Blutproben gesammelt. „Wir haben versucht, einen Ort zu finden, der in Größe und Struktur ähnlich ist zu Gangelt. Das trifft auf Rheinbach zu“, sagt Streeck. Allerdings habe es in Rheinbach keinen Hotspot gegeben. „Wir wollen nun zum Beispiel untersuchen, wie sich die Dunkelziffer im Vergleich zu Gangelt darstellt – also im Vergleich eines Ortes, der einen Hotspot hatte, zu einem ohne Hotspot“, sagt Streeck.

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