Textil-Recycler Günter Voetz aus Holzweiler Ein Leben lang den Textilien verbunden

Holzweiler · Im Zuge seiner beruflichen Tätigkeit hat Günter Voetz aus Holzweiler eine vielfältige private Sammlung von Bügeleisen, Garnen, Stoffen, Kleidungsstücken und Assemblagen angelegt.

 Die Wolle des gewebten, chilenischen Umhangs wurde aus recycelten Fasern gesponnen.

Die Wolle des gewebten, chilenischen Umhangs wurde aus recycelten Fasern gesponnen.

Foto: Nicole Peters

Die Anregungen, die Günter Voetz auf Geschäftsreisen in anderen Ländern bekommen hat, sind merklich in die private Ausstellung rund um Textilien mit eingeflossen. So lernte er etwa die tschechische Künstlerin Lukesova vor mehr als 30 Jahren kennen – eine Sammlung ihrer Werke in Assemblage-Technik, in die sie Materialien aus seinem Warenlager einarbeitete, hat er sich im Laufe der Jahre zugelegt. Ebenso hat er den kürzlich verstorbenen deutschen Stardesigner Luigi Colani mehrfach getroffen: Dieser schlug ihm unter anderem vor, eine Holzplatte in einen alten Webstuhl einzulegen und ihn so zu einem Schreibtisch umzufunktionieren. Den Hintergrund aller Aktivitäten bildet dabei die Wiederverwertung neuer Textilien, der er sich zusammen mit seinem Team seit 25 Jahren mit seinem Betrieb Vöko Textil-Recycling widmet.

Dabei hat Günter Voetz den Umgang mit den unterschiedlichen Materialien von der Pike auf gelernt. Zunächst kaufte der Textilingenieur der Textilveredlungstechnik Rohstoffe für Garne zum Weben für die VerSeidAG in Krefeld ein. Im Anschluss ist er in die automobile Industrie zur Firma Borgers, die Zubehör wie Himmel oder Hutablagen herstellte, gewechselt: Dort war er als Prokurist und weltweit als Einkäufer beschäftigt. 1994 machte er dann mit seinem jetzigen Unternehmen in Erkelenz den Schritt in die Selbstständigkeit. Einen Eindruck davon, wie vielfältig Produkte aus textilen Rohstoffen wie Natur- oder Chemiefasern sind, vermittelt seine private Sammlung, die er im Zuge seines Arbeitslebens bis heute anlegt. Beispielhaft für die Wiederverwertung, die in die Kunst Einzug gehalten hat, stellen sich die Collagen Lukesovas dar: Neben Teilen eines Tennisschlägers oder einer Trompete arbeitete er dort Netz- oder Stoffstücke oder ein Seil, oftmals mit venezianisch anmutenden Masken sowie Lacke und Ölfarben ein. „Tennisstar“ oder „Strandgut“ lauten entsprechend die vielsagenden Bildtitel.

Darüber hinaus zeigt Günter Voetz anhand vieler Objekte die Vielfältigkeit von Textilien und Stoffen jeglicher Art auf. So verwahrt er in Gläsern Musterfasern. Dazu besitzt er Trägerspulen für Garne aller Sorten sowie Garne auf alten Spulen. Eine besondere Bandbreite an Stoffen werde bei Hüten verwendet, sagt er. Seine Exemplare bestehen aus Zellulose, Hanf, Baumwolle, Wolle oder Synthetik. Ein ausrangierter Fallschirm eines Piloten erinnert an lebenswichtige tragende Eigenschaften von Materialien. Ebenso zeugt eine Gesichtsmaske des russischen Militärs gegen Kälte, die aus Vliesstoff, Polyester und Gummiware besteht, von ihrer positiven Wirkung. Und auch ein Militärhelm aus Kevlar sowie schusssichere Westen überzeugen durch ihre jeweiligen Qualitäten. Dazu gibt es Musterstoffe niederländischer Webereien, Stoffrollen, Teppiche, Taue, Batiken und 120 historische Bügeleisen zu sehen.

 Günter Voetz sitzt an seinem Schreibtisch, den er nach einer Idee des deutschen Designers Luigi Colani mit einem alten Webstuhl realisiert hat.

Günter Voetz sitzt an seinem Schreibtisch, den er nach einer Idee des deutschen Designers Luigi Colani mit einem alten Webstuhl realisiert hat.

Foto: Nicole Peters

Wie aus Alt Neu entsteht, ist an einem Umhang aus Chile nachvollziehbar: Das helle Kleidungsstück mit bunten Streifen wurde aus Wolle gewebt, die wiederum aus recycelten Fasern gesponnen worden war. Das Zerreißen von Stoffen vollzogen die Menschen im letzten Jahrhundert auf Reißstühlen, erzählt der Hausherr. Er besitzt zwei von ihnen. Das gewonnene Material wurde als Füllstoff für Pferdesättel oder Möbel verwendet. Die Arbeiten bildeten den Anfang der Verwertungsindustrie.

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