Erkelenz Grabplatten-Zeichen entschlüsselt

Erkelenz · Arnold von Harff (1471 bis 1505) war ein weit gereister Pilger und Ritter, dessen Grabplatte in Lövenich zu finden ist. Ein Forscher entschlüsselte die darauf in Zeichen festgehaltenen Reiseziele von Harffs.

Erkelenz: Grabplatten-Zeichen entschlüsselt
Foto: Uwe Heldens

Es gilt als eines der bedeutendsten Pilgergrabmale nördlich der Alpen, das von Arnold von Harff (1471 bis 1505), Pilger und Ritter vom Heiligen Grab, zu finden in Erkelenz-Lövenich. Zwar ist es nicht an seinem ursprünglichen Platz erhalten, dafür die Grabplatte aber in ihrer vollen Pracht: eine halbplastische Gestalt in ritterlicher Rüstung, ein abgelegtes Schwert, ein Tier zu deren Füßen, Wappen, ein Spruchband und zwei in den Stein gehauene Felder mit symbolischen Hinweisen auf das Leben des Ritters. Professor Dr. Helmut Brall-Tuchel von der Universität Düsseldorf hat die Grabplatte nun tiefergehend untersucht, um deren Symbolik offenzulegen. Seine Forschungsergebnisse fasste der Heimatverein der Erkelenzer Lande auf einer Informationstafel zusammen, die in der Krypta der Lövenicher Kirche St. Pauli Bekehrung angebracht wurde.

Das Lövenicher Pilgergrabmal geht auf den letzten Willen des Ritters Arnold von Harff zurück und wurde ihm zu Ehren von seiner Familie und Freunden veranlasst, deren 32 Wappen den Rand der Grabplatte säumen. "Besonders an der Grabplatte, die ungewöhnlich groß ist, ist das Spruchband", sagt Brall-Tuchel. Schwungvoll umgibt dieses den Kopf der halbplastisch in Sandstein modellierten Gestalt und erklärt dem Betrachter: "In dem Jaere MCCCCC(V) straf der strenge Her Arnolt von Harve, Ritter". Dabei sei mit "streng" gemeint, dass von Harff "tapfer" gewesen sei, betont Brall-Tuchel.

Forschergeist gefragt war bei zwei Tafeln, links und rechts des Kopfes. Der Düsseldorfer Professor erklärt: "Hierauf werden die Pilgerziele von Arnold von Harff bezeichnet." Von 1496 bis 1498 hatte der sich auf eine lange Pilgerreise begeben, die ihn unter anderem bis nach Alexandria und zur Grabeskirche in Jerusalem führte, wo er zum Ritter geschlagen wurde. Helmut Brall-Tuchel berichtet dazu: "Ich habe herausgefunden, dass die östlichen Ziele der Reise auf der linken Tafel und die westlichen Ziele auf der rechten Tafel abgebildet sind. Das größte Rätsel gab mir ein Taukreuz mit unten hängender Glocke auf, von dem Teile weggebrochen sind. Ich fand heraus, dass es für Saint-Antoine-en-Viennois steht, das Stammkloster des Antoniterordens, das von Harff in der Dauphiné besucht hatte." Acht Symbole galt es insgesamt zu enträtseln: "Das Patriarchenkreuz verweist auf Konstantinopel, das Winkelmaß des Apostels Thomas auf Mailapur in Indien, der Drache des Heiligen Georgs auf Beirut, und ein Rad mit Schwert bezeichnet das Katharinengrab auf dem Sinai. Außerdem steht der Petersschlüssel mit Papstkrone für Rom, der Stab mit Flasche für Santiago de Compostela und der Drache des Heiligen Michael für den Mont-Saint-Michel in der Bretagne." Unklarheit herrscht weiterhin bei dem Tier zu Füßen der Ritterfigur, bedauert Helmut Brall-Tuchel und fragt sich: "Ist es ein Löwe oder ein Hund als Symbol der Treue?"

Die Forschungsergebnisse und die Informationstafel nahm Pastor Werner Rombach jetzt in Lövenich entgegen: "Wir sind dankbar dafür - eine schöne Grabplatte ohne Erklärung ist schön, schöner aber ist sie für den Interessierten, wenn er dazu eine Erklärung erhält."

(spe)
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