Serie 500 Jahre Reformation - Letzter Teil Gottes Wort aber wirkt weiter

Erkelenz · Perspektivwechsel im Jubiläumsjahr in den Kirchenkreisen Aachen, Jülich, Gladbach-Neuss und Krefeld-Viersen: Reformationssynode mit Partnerkirchen, Pilgerwege, Fest der Begegnung, Theater und Predigtwettbewerb der Jugend.

Kreis Heinsberg Der 31. Oktober ist in diesem Jahr bundesweit ein Feiertag. Aus gutem Grund, denn vor 500 Jahren, am 31. Oktober 1517, hat der Reformator Martin Luther mit seinem Thesenanschlag an die Tür der Wittenberger Schlosskirche die damals herrschende Ordnung zur Erneuerung herausgerufen und nachhaltige Veränderungsprozesse angestoßen. Die Reformation vor 500 Jahren hat nicht nur Umbrüche und tiefgreifende Erneuerungen für die Kirchen gebracht, sondern, nach zugegeben auch unfriedlichen und blutigen Zeiten, unbestritten einen wichtigen Beitrag zur Pluralisierung und Demokratisierung geleistet und Kultur, Gesellschaft und Politik nachhaltig geprägt.

Einen erneuten Perspektivwechsel im Jubiläumsjahr wollten wir in den Kirchenkreisen Aachen, Jülich, Gladbach-Neuss und Krefeld-Viersen vornehmen und haben uns dabei als "Kleeblatt" gemeinsam unter den Leitsatz "Gottes Wort kehrt nicht wieder leer zu ihm zurück" gestellt. So steht es in der Bibel (Jesaja 55). Das verspricht Gott seinen Menschen. Diesen Auftrag gibt er uns bis heute: Sein Wort nicht wieder leer zu ihm zurückkehren zu lassen. Es anzureichern, zu füllen, voll zu machen. Uns von Gottes Wort herausrufen und herausfordern zu lassen.

Auf dem Gebiet der vier Kirchenkreise haben wir das erleben dürfen im Jahr des Reformationsjubiläums in vielen Veranstaltungen, die Menschen miteinander und mit Gott zusammengebracht haben. Mit Ideen für Perspektivwechsel. Für einen neuen Blick auf Gott und die Welt und auf sich selbst.

Gemeinsam haben wir eine Reformationssynode gehalten. Neu und bisher einzigartig in der Geschichte der Evangelischen Kirche im Rheinland. In ökumenischer Weite und in Begegnung mit Partnerkirchen aus Indonesien, Tansania, Namibia, Marokko und den Geschwisterkirchen aus der Euregio in Belgien und den Niederlanden, mit denen wir in der Euregionalen Flüchtlingsplattform verbunden sind, sowie Gästen aus dem Bistum Aachen und dem kommunalen Leben haben wir uns bewusst gemacht, dass wir nicht in den Grenzen unserer eigenen Kirche und unseres Landes stehenbleiben können. Gottes Wort ruft uns heraus zu weltweiter Verantwortung füreinander. In der kurzen und aussagekräftigen Schlusserklärung vereinbaren die Partnerkirchen, sich gegenseitig wahrnehmen, füreinander zu beten, aufeinander zu hören und einander helfen zu wollen zur Umkehr zu einem einfachen und verantwortlichen Lebensstil (indonesisch Ugahari). Die Partner wollen sich dabei mit anderen Organisationen für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Gelebte Reformation heute. Perspektivwechsel im Hören auf die drängendsten Nöte der Menschen weltweit.

Perspektivwechsel auch auf gemeinsamen Pilgerwegen durch die vier Kirchenkreise. Zu historischen Orten der Reformationsgeschichte unserer Region ebenso wie bei einer Wanderung auf die Sophienhöhe wie mitten hinein in die Herausforderungen unserer Zeit beim Klimapilgern durch die Tagebauregion.

Und wir haben gefeiert: ein "Fest der Begegnung" im Brückenkopfpark in Jülich, als ein Zeichen für Frieden, Toleranz und Nächstenliebe unter den Kirchen, Religionen und Kulturen. Alt oder jung, Christ oder Muslima, Menschen, denen mehr nach Feiern oder mehr nach Fragen zumute war, alle waren willkommen. 5000 sind der Einladung gefolgt: "zusammen feiern - einander begegnen - miteinander reden!" Darüber hinaus sind die Gemeinden in den vier Kirchenkreisen in unzähligen Veranstaltungen auf Spurensuche gegangen, um die Reformationsgeschichte gegenwärtig werden zu lassen oder sich als lebendiges Zeugnis des Wortes Gottes für heute und morgen zu präsentieren. Beim Theaterspiel in Schwanenberg, dem Predigtwettbewerb für Jugendliche in Heinsberg, der Wanderung durch die Hofkirchen von Wassenberg bis Teveren, in Lutherspielen und Vorträgen, Chor- und Orgelkonzerten, Gemeindefesten und Ausstellungen, beim Konfi-Camp oder auf Fahrten nach Wittenberg und zu anderen historischen Orten der Reformation, haben die Menschen mit Stolz und Freude ihre evangelische Kirche in ökumenischer Vielfalt und Verbundenheit gefeiert. Nicht in gegenseitiger Bekanntgabe der jeweiligen Schuldgeschichte oder Profilierung voreinander, sondern in ökumenischer Verbundenheit haben wir danach gefragt, was heute aus dem Wort Gottes heraus zu reformieren ist, in seiner Kirche, in seiner Welt.

Gottes Wort, das in Jesus Christus Gestalt angenommen hat und lebendig geworden ist und bleibt, Gottes Hinwendung zu uns Menschen, Gottes Liebe, Barmherzigkeit und Gnade, aus der heraus er uns leben lässt, prägen noch immer unseren Glauben und unser kirchliches und öffentliches Leben. Am 31. Oktober schließen wir das Festjahr ab. Gottes Wort aber wirkt weiter.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort