Erkelenz Getrübte Feststimmung

Erkelenz · Die Immerather schrieben gestern ein weiteres Stück Geschichte und feierten das letzte Pfarrfest. Natürlich war die Gefühlslage zwiespältig. Die Initiative „Immerath find’ ich gut“ will daher das Wir-Gefühl stärken.

IMMERATH Mit zwiespältigen Gefühlen feierten viele Immerather Katholiken gestern ihr Pfarrfest. Es war das letzte in Immerath, das letzte vor der Fusion der Pfarrgemeinde St. Lambertus Immerath mit der Pfarre St. Servatius Kückhoven. Um den Zusammenhalt in Dorf und Pfarrei auch in den schwierigen Zeiten der Umsiedlung zu stärken, startete die Gemeinde die Aktion „Immerath find‘ ich gut“: Die Pfadfinderinnen Sankt Georg Immerath verkauften an ihrem Stand Sticker und Aufkleber mit dem Slogan „Immerath find‘ ich gut“.

Besonders für Ältere schwer

„Es ist schwer von einem Fest zu sprechen“, sagte der 64-jährige Klaus Angladages betrübt, der Reibekuchen verkaufte. Er beschrieb die Sorgen, die die Umsiedler bewegen: Hausbesitzer müssten nicht nur mit RWE Power verhandeln, sondern auch die Entscheidung treffen, wohin sie ziehen und ob sie neu bauen sollen. „Wir haben in Immerath sehr viele ältere Menschen“, sagte Pfarrgemeinderatsvorsitzender Theo Küppers (70). „Für die ist die Umsiedlung besonders schwer, sie wollen ja keinem zur Last fallen. Da denken viele über Altersheime und betreutes Wohnen nach.“ Auch Nachbarschaften würden nun auseinanderbrechen, da in Immerath (neu) die Häuser anders verteilt stehen.

„Es wird jetzt eine Reihe von letzten Festen geben und die Frage bleibt, ob alles zusammenwächst“, sagte Gisela Berger (46), die Sprecherin des Bürgerbeirats. „Es ist schade, dass die Gemeinschaft hier auseinander geht“, sagte auch Jennifer Apweiler (32), zahnmedizinische Fachangestellte. „Als Mieterin bin ich aber viel unabhängiger. Wegen meiner Arbeit werde ich aber nicht nach Neu-Immerath ziehen.“

Pfarrer Franz-Josef Semrau versteht seine Gemeindemitglieder, wenn er betont: „Das schwierigste ist die Ungewissheit vor dem Umzug.“ Deshalb sei es besonders wichtig schon im Vorfeld Anknüpfungspunkte zu finden und die Solidarität untereinander zu stärken. „Besonders freut mich deshalb die Aktion der Pfadfinderinnen.“

Die Jugendlichen hatten ein Zelt aufgebaut, um Sticker und Aufkleber unter die Leute zu bringen. Die Leiterinnen der Pfadfinderinnen Traudi Schramm, Anna Erlinghäuser und Juliane Herf standen dort den ganzen Tag Interessierten zur Verfügung. „Die Idee zu den Stickern hatte ich vor zwei Jahren.“, erzählte Gemeindereferent Michael Kock. „Die waren sehr beliebt. Und ein bisschen Engagement für die Gemeinde ist immer gut“, sagte augenzwinkernd.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort