Mönchengladbach/Erkelenz Gericht verurteilt Schwarzfahrer zu Haft
Mönchengladbach/Erkelenz · "Erschleichen von Leistungen" nennt der Gesetzgeber, was die Staatsanwältin dem Angeklagten (21) gestern vorwarf. Tatsächlich ist der Erkelenzer im vergangenen Jahr als Schwarzfahrer aufgefallen und musste deshalb vor dem Mönchengladbacher Jugendschöffengericht erscheinen.
Dreimal hatte der 21-Jährige auf der Nachhausefahrt im Zug einen ungültigen Fahrausweis vorgelegt und konnte den Fahrpreis von 24 Euro nicht zahlen. "Ja, da habe ich Mist gebaut. Ich hab nicht nachgedacht", erklärte der Angeklagte mit hochrotem Kopf. "Aber Sie standen doch unter Bewährung", empörte sich die Vorsitzende des Jugendschöffengerichts.
Der arbeitslose Angeklagte, der aus der 8. Klasse entlassen wurde und nie eine Ausbildung gemacht hat, reagierte hilflos. Von einer einjährigen Jugendstrafe hatte er bereits acht Monate verbüßt. Die restlichen vier Monate wurden zur Bewährung ausgesetzt. Doch der Bewährungshelfer, der den jungen Mann in dieser Zeit begleitete, sah sich gestern nicht in der Lage, ihm eine positive Sozialprognose zu geben. Der 21-Jährige hatte Kontakte nicht eingehalten und sich offenbar auch nicht um einen Arbeitsplatz bemüht. Der Angeklagte kümmere sich auch nicht um seine Drogenproblematik, waren sich Bewährungshelfer und Jugendgerichtshilfe sicher. Mit den Drogen habe er immer wieder aufgehört, habe damit aber auch immer wieder angefangen. Die Frage der Richterin, wann er zuletzt geraucht habe, beantwortete der 21-Jährige kleinlaut: "Gestern".
Am Ende forderte die Staatsanwältin für den mehrfach vorbelasteten Schwarzfahrer eine Jugendstrafe von einem Jahr und drei Monaten — als allerletzte Chance. Das Jugendschöffengericht schloss sich dem Antrag der Anklagevertreterin an. Das Urteil enthält eine frühere einjährige Jugendstrafe. Aber Bewährung gibt es für den hartnäckigen Bewährungsversager diesmal nicht mehr. Da waren sich Staatsanwältin und Gericht einig.
