Für die verbliebenen Bewohner Neuer Treffpunkt in Kohledörfern

Erkelenz · Das Gerätehaus in Keyenberg könnte zu einer Anlaufstelle umfunktioniert werden. Aufgrund der Baupreissteigerung gibt es mehr Geld für Umsiedler.

Tagebaurand nahe Keyenberg: Aus dieser Perspektive sieht es aus, als stünde der Bagger schon in den Vorgärten der verlassenen Häuser.

Foto: Ruth Klapproth

Während der Erhalt der fünf Erkelenzer Kohledörfer – oder zumindest deren Fläche – mittlerweile gesichert scheint, ist die Situation für die noch verbliebenen Bewohner weiter unbefriedigend. Während die Infrastruktur zunehmend verfällt, immer mehr Gebäude im Besitz von Tagebaubetreiber RWE gelangen und nun vorerst auch die Kirchen geschlossen sind, beklagen viele Bewohner einen fehlenden Treffpunkt – unabhängig von den derzeitigen Corona-Maßnahmen. Ein solcher scheint nun in Keyenberg gefunden zu sein. Wie die Stadt Erkelenz mitteilt, könnte künftig hierfür das alte Feuerwehrgerätehaus genutzt werden.

Dies sei das Ergebnis aus gemeinsamen Gesprächen mit dem NRW-Wirtschaftsministerium, der Bezirksregierung Köln, RWE und der Umsiedlungsbeauftragten Margarete Kranz. Entsprechende Verträge seien allerdings erst noch zu schließen, teilt die Stadt mit.

Aktuell sind bereits mehr als die Hälfte der Menschen aus den Dörfern Keyenberg, Kuckum, Berverath, Ober- und Unterwestrich umgesiedelt, die meisten davon an den Umsiedlungsstandort im Erkelenzer Norden. Ein großer Teil der Verbliebenen wird noch folgen, zwischen zehn und 20 Prozent wollen in den Altdörfern bleiben. Nach der Schließung der entwidmeten Kirchen in Keyenberg, Kuckum und Berverath soll es zudem bei der Pfarrei Christkönig auch Gespräche über eine zukünftige weitere Nutzung geben.

Eine finanzielle Erleichterung könnte es derweil auch für die Umsiedler bei bereits geschlossenen Verträgen mit RWE geben. Diese könnten ob der im vergangenen Jahr teilweise massiv gestiegenen Baupreissteigerungen mehr Geld von RWE erhalten. Einen entsprechenden Antrag hatten die Grünen im Erkelenzer Stadtrat im vergangenen Mai gestellt. Die Stadtverwaltung hatte zwar erklärt, für eine solche Regelung nicht zuständig zu sein, den Antrag aber an die Bezirksregierung Köln weiterzuleiten.

Nachdem die Preise im Bausektor und insbesondere für Holz und Stahl im vergangenen Jahr teils massiv durch die Decke gegangen waren, war die Entschädigungszahlung für viele Umsiedler nicht mehr ausreichend, um ihr neues Haus zu bauen.

RWE habe sich nun bereiterklärt, in bestimmten Fällen für Kaufverträge, die zwischen dem 1. Januar 2020 und dem 1. Oktober 2021 geschlossen wurden und demnach noch von niedrigeren Baupreisen ausgingen, eine höhere Zahlung zu leisten. Entsprechende Anträge sollen Umsiedler bis zum 30. Juni dieses Jahres stellen können. Eine Beispielrechnung sieht bei einer Gesamtentschädigung von 400.000 Euro etwa eine weitere Finanzierungshilfe in Höhe von etwa 6000 Euro vor.

(cpas)