Kreis Heinsberg Feuerwehr ohne Dachverband

Kreis Heinsberg · Die Auflösung und Insolvenz des Landesfeuerwehrverbandes NRW schlägt auch im Kreis Heinsberghohe Wellen. Die Freiwilligen Wehren sehen sich brüskiert und die Gefahrenabwehr nicht mehr gesichert.

"Das ist ein gezielter Keulenschlag, der nicht nachvollziehbar ist. Ich weiß nicht, ob die Politiker überhaupt wissen, was sie mit der Zerschlagung des Landesfeuerwehrverbandes Nordrhein-westfalen angerichtet haben. Was nun da ist, ist ein Scherbenhaufen." Kreisbrandmeister Karl-Heinz Prömper fand sichtbar verärgert klare Worte bei der außerordentlichen Delegiertenversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes Heinsberg im Wegberger Forum – allzu sehr zugesetzt hat ihm die Insolvenz des Landesfeuerwehrverbandes (LFV NRW) und damit der Wegfall des Dachverbandes. Vor allem das "Wie" ist den Feuerwehren nicht nur im Kreis Heinsberg mehr als sauer aufgestoßen.

Sanierung teurer als geplant

Den Stein ins Rollen brachte die Tatsache, dass das Schulungshotel Haus Phönix in Bergneustadt sanierungsbedürftig war. Um das Haus mit Fördermitteln des Landes modernisieren zu können, wurde das bis dahin eigenständige Feuerwehrerholungsheim in den LFV NRW integriert. Das Land stellte daraufhin 2,7 Millionen Euro zur Verfügung, und die werden nun zurückgefordert, was wiederum den LFV NRW in die Insolvenz trieb. Als Grund für die Rückforderung, angeordnet von der Bezirksregierung Köln, gibt das Land an, dass im Umgang mit der Zuwendung Fehler gemacht wurden. So soll etwa die Sanierung wesentlich teurer als geplant ausgefallen sein.

Gegen die Rückforderung hat der LFV NRW Klage erhoben, während auch schon der Nachfolgeverband, der Verband der Feuerwehren NRW, auf den Weg gebracht wurde. Aber: Das Landesinnenministerium erkennt den neuen Verband nicht an, solange die Klage nicht zurückgezogen wird. "Das ist der Gipfel der Unverschämtheit und ein Erpressungsversuch", sagte Prömper.

Letztlich sehen sich die ehrenamtlich tätigen Feuerwehrleute brüskiert und die nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr existenziell gefährdet, denn: Bislang sorgte der LFV NRW unter anderem für die Ausbildung und deren Konzeption, zudem war der LFV NRW stets ein verlässlicher Partner, wenn es auch um Einsätze bei der Fußballweltmeisterschaft oder beim Weltjugendtag ging.

Mittlerweile ist der Kreisfeuerwehrverband aus dem LFV NRW aus- und dem neuen Verband beigetreten. Gemeinsam kämpfen sie dafür, Bereiche aus der Insolvenzmasse an den neuen Verband zu geben, darunter befinden sich der Soziale Bereich (zum Beispiel für Hinterbliebene der im Feuerwehrdienst tödlich verunglückten Wehrleute) und die Jugendfeuerwehr. Vertreter wie Bürgermeister und Landtagsmitglieder signalisierten, sich der Schwere der Lage noch nicht bewusst gewesen zu sein. Man sicherte jedoch Gesprächsbereitschaft zu.

(RP)
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