Schwerpunkt Jugendlichen Gehör Schenken Es ist wichtig, auch einmal ruhig zu sein

Erkelenz · Das Zuhören ist für Detlef Bonsack eine Selbstverständlichkeit. Es gehört zu seinem Beruf dazu. Bonsack leitet mit Gabi Lanze das Jugendzentrum ZaK der Evangelischen Kirchengemeinde Erkelenz an der Mühlenstraße.

 Zeit zum Reden und Zuhören beim Billard-Spiel: Detlef Bonsack mit den beiden ZaK-Besuchern Maike und Florian.

Zeit zum Reden und Zuhören beim Billard-Spiel: Detlef Bonsack mit den beiden ZaK-Besuchern Maike und Florian.

Foto: Jürgen Laaser

"Das Zuhören nimmt einen großen Teil meiner Arbeit ein, die in erster Linie Beziehungsarbeit ist", sagt Detlef Bonsack. "Es kommen immer wieder neue Kinder und Jugendliche zu uns. Wir lernen uns kennen durch das Gespräch, bei dem ich in erster Linie zuhöre." Wenn man einen guten Draht zu den Kindern und Jugendlichen hat, dauert es nicht lange, bis sie von sich aus immer wieder das Gespräch suchen.

Sie haben ihre Sorgen und Nöte, in der Schule, zu Hause, mit den Freunden. "Da brauchen sie jemand, der ihnen zuhört. Und hier ist ein Erwachsener, der sie ernst nimmt, und der die Zeit für sie hat um zuzuhören." Da kommen auch Sachen zur Sprache, über die sie mit den Eltern aus unterschiedlichen Gründen nicht reden würden.

Nicht immer rücken die Gesprächspartner mit dem tatsächlichen Anliegen heraus. Sie reden in gewisser Weise "um den heißen Brei herum". Es sei dann die Kunst, durch Zuhören herauszubekommen, was dahinter steckt, und die Fähigkeit, beim Zuhören die richtigen Fragen zu stellen, führt dazu, dass man doch zum Kern eines Anliegens kommt. "Wir sind ein bisschen wie Familie und für viele ein zweites Zuhause", meint Detlef Bonsack.

Intensives Zuhören ist auch bei den jugendlichen Flüchtlingen gefordert. Sie wollen reden und sie freuen sich, wenn sie einen Zuhörer finden. "Das Zuhören benötigt viel Zeit, die wir ihnen geben." Meistens reden sie über belanglose Dinge. Ihr schweres Schicksal, nämlich die Flucht aus der Heimat, wird erst nach vielen Gesprächen zum Thema, wenn sie erfahren haben, dass derjenige, der zuhört, vertrauensvoll schweigen kann.

Bonsack, seit 26 Jahren in der evangelischen Jugendarbeit aktiv, hat es gelernt und versteht es als Teil seines Berufs zuzuhören. Die Geduld und die Bereitschaft zuzuhören, ist aber nicht bei allen im ZaK gegeben. "Bei unseren jugendlichen Besuchern hat sich im Laufe der Jahre eine Veränderung eingestellt. Sie können nicht mehr so gut zuhören, sie sind abgelenkt, haben zu viele Gedanken im Kopf und unterliegen viel mehr Einflüssen von außen. Besonders bei den Teamsitzungen von Bonsack und Lanze mit den Teamern im ZaK hat er feststellen müssen, dass die Jugendlichen nicht mehr so aufnahmefähig sind. Das konzentrierte Zuhören wird zur Ausnahme. In aller Regel müssen die Reden und Anweisungen kurz und knapp sein. Ein reines Zuhören, das gehe gar nicht mehr, ohne dazwischen zu reden. Man redet sehr schnell durcheinander, bringt nicht mehr die Geduld auf, zu warten, bis man an der Reihe ist.

Nur gelegentlich hören auch die Jugendlichen gespannt und konzentriert zu, wenn nämlich Bonsack ihnen eine Antwort gibt auf eine Frage, die für sie interessant und wichtig ist.

Dann kann es sogar passieren, dass es einmal ganz ruhig wird. "Es ist wichtig, auch einmal ruhig zu sein, um eine Frage oder ein Inhalt sacken zu lassen. Dann wird aus dem Zuhören einfach mal Ruhe."

(kule)
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