Erkelenz Erleichterung nach Geständnis

Erkelenz · Der frühere Chefarzt des Wegberger Krankenhauses, Dr. Arnold Pier, legte gestern vor Gericht ein Geständnis ab. "Warum hat es so lange gedauert, bis Dr. Pier seine Fehler eingeräumt hat?", fragt Nebenkläger Gerhard Lenzen.

Es waren Worte, auf die Nebenkläger Gerhard Lenzen (51) aus Mönchengladbach vier Jahre lang gewartet hat: Der angeklagte frühere Chefarzt des Wegberger Krankenhauses, Dr. Arnold Pier (54), legte gestern im Schwurgerichtssaal des Mönchengladbacher Landgerichts ein Geständnis ab und wandte sich hinterher auch an die Vertreter der Nebenklage. Pier habe erklärt, dass er sich in seinem Schlusswort unmittelbar vor der Urteilsverkündung noch ausführlicher an die Betroffenen wenden werde, berichtete Lenzen.

Mutter starb im Januar 2007

Pier räumte gestern ein, dass er bei mehreren Operationen Fehler gemacht hat. Sein Geständnis sorgte bei Gerhard Lenzen für Erleichterung. Lenzens Mutter Christel war am 19. Januar 2007 im Alter von 68 Jahren nach mehrwöchiger Behandlung in der Sankt Antonius Klinik Wegberg gestorben. Lenzen war von Anfang an überzeugt, dass im Wegberger Krankenhaus unter der Führung des damaligen Chefarztes Arnold Pier haarsträubende medizinische Fehler gemacht worden sind und seine Mutter während ihrer letzten Tage darunter gelitten hat. Seitdem hatte er nur noch eines im Kopf: Gerechtigkeit für seine verstorbene Mutter.

An den Prozessauftakt im September 2009 erinnert sich Gerhard Lenzen noch gut. Damals saß er neben seinem Rechtsanwalt, als die Verhandlung schon nach wenigen Minuten vertagt wurde, weil Piers Anwälte einen Befangenheitsantrag gegen Richter Lothar Beckers und eine Beisitzerin gestellt hatten. Lenzen hatte eine unglaubliche Wut im Bauch und war den Tränen nahe. "Kaum jemand denkt an die Opfer", sagte er damals.

Das Geständnis von Dr. Pier mache es ihm leichter, den Tod seiner Mutter zu verarbeiten, sagte Gerhard Lenzen gestern. Er sei froh, dass der Mammut-Prozess dank der Verständigung zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft Mönchengladbach und der Verteidigung nun vorzeitig zu Ende gehen soll. Das Gerichtsverfahren, das im September 2009 begonnen hatte, habe alle Beteiligten und Betroffenen schon genug Nerven gekostet, meint Lenzen.

Verständigung angestrebt

Pier drohen dreieinhalb bis viereinhalb Jahre Freiheitsstrafe sowie ein Berufsverbot. Eine Strafe in diesem Rahmen hatte das Gericht als Vorschlag zur Verständigung gemacht. Verteidigung und Staatsanwaltschaft haben ihr Einverständnis mit dem Vorschlag erklärt.

Gerhard Lenzen hofft nun, dass Arnold Pier sich in seinem Schlusswort bei Angehörigen und Betroffenen für seine Fehler entschuldigen wird. Und eine Frage sei auch noch nicht beantwortet: "Warum hat es so lange gedauert, bis Dr. Pier seine Fehler eingeräumt hat?"

(RP)
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