Wegberg Erlebnis der Freiheit

Wegberg · Wanderreiten ist für sie "kein schlichtes Handwerk, sondern das höchste Vergnügen auf der Welt". Helmut Baues und Herbert Meeßen sind die "Nomaden zu Pferd", führen in Schwaam einen Reitstall der etwas anderen Art. Die Philosophie: Mensch und Pferd gehen gemeinsam auf die Reise.

Knüppelharte Brötchenreste auf dem Tisch und Cowboysättel an den Wänden. Die traditionell rustikale Atmosphäre vermittelte gleich heimisches Wohlbefinden auf dem "Thomeshof" bei den "Nomaden zu Pferd" in Schwaam.

Die Arbeit steht hinten an

Von weit her kommen die Leute, um hier einen Tag lang vom Alltag freizukommen und das Urlaubsgefühl in vollen Zügen zu genießen. Seit 2000 gibt es den Betrieb, erzählt Helmut Baues, einer der Mitarbeiter des Hofteams, sowie enger Freund und Unterstützer des Inhaber Herbert Meeßen, der gerade auf Reisen ist. Meeßen ging, wie Baues erzählt, nach einem schweren Reitunfall beim "Guru" unter den Wanderreitern, Herbert Fischer, im Westerwald in die Lehre und fand so ein neues Leben, ein Leben als "Nomade zu Pferd". Nicht sesshaft sein und seine Pferde als stützenden Teil des Lebens ansehen — ganz in diesem Sinne bricht Herbert Meeßen mit seinen Tieren zu längeren Reisen auf, wie zurzeit beispielsweise in den Elsass und lebt dabei ganz nach der Cowboyphilosophie bei Lagerfeuer im Einklang mit der Natur.

"Für mich ist jeder Tag Urlaub hier", sagt der gelernte Kaufmann Baues lächelnd. Auch er tauschte sein altes Leben gegen das des Nomaden, nachdem er als Gast den Kontakt knüpfte. "Natürlich gibt es auch Arbeit, aber die Freude daran, den Gästen mit unseren Tieren und Touren Freude und Urlaub zu vermitteln, steht viel mehr im Vordergrund, so dass die Arbeit kaum noch auffällt."

Zurzeit ist es ruhig auf dem Hof, aber schon am Wochenende werden die 16 Pferde des Hofes wieder bereitgemacht für die nächste Tour. Die Tiere werden jung gekauft ohne Vergangenheit, denn für die langen Ritte müssen sie abgehärtet, ausdauernd, angstfrei, ausgeglichen und zuverlässig sein, erklärt Baues. Die Pferde sind hier immer in Gesellschaft der Herde. Daher kommt ihre Ausgeglichenheit. "Wir bemühen uns um eine artgerechte Haltung, die sich in manchem von der eines herkömmlichen Reitstalles unterscheidet."

Der Spruch an der Wand "Das Leben ist zu kurz, um Dressur zu reiten!", sagt alles über das Prinzip des Hofes aus. Die Pferde werden hier nicht abgerichtet, sie leben einfach. "Der Unterschied zwischen Wanderreiten und dem Dressurreiten ist wie der zwischen einem Sprinter und einem Wanderer. Der Sprinter sieht nur das Ziel und das Ergebnis, der Wanderer das Wandern selbst", sagt Baues. Ganz so erscheinen auch die Pferde. Sie zeigen keine Scheu und drängen sich förmlich um die Linse des Fotografen. Nicht schwierig, diesen braunen Augen zu vertrauen und mit ihnen auf die Reise zu gehen.

(RP)
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