Erkelenzer Land Private Corona-Testzentren sind Chance und Risiko
Erkelenzer Land · Private Anbieter von Corona-Tests gehen zunächst einmal in Vorkasse. Dabei sind es häufig Menschen aus einer Branche, die ohnehin schon unter der Pandemie leidet.
Heute noch ein Parkplatz, morgen schon ein Corona-Testzentrum? Laut Landesregierung gibt es in Nordrhein-Westfalen inzwischen mehr als 6000 Teststellen für die sogenannten kostenlosen Bürgertestungen. Gefühlt werden es täglich mehr. Bei Ärzten, Apothekern und Rettungs- und Hilfsorganisationen – aber auch bei privaten Anbietern.
Um als solcher ein Corona-Testcenter auf die Beine zu stellen, braucht es Mut und das nötige Kleingeld. Denn auch wenn die Initiatoren natürlich hoffen, mit ihrem Angebot Geld zu verdienen, so müssen sie doch erst einmal in Vorkasse gehen, um Personal, Tests, Utensilien und die notwendige Schutzausrüstung zu finanzieren. Bis Geld fließt, dauert es nämlich. „Es wird über die Kassenärztliche Vereinigung abgerechnet, aber wir müssen für zwei Monate vorstrecken“, sagt Michael Frentzen, einer der Geschäftsführer des Kulturgarten, der in Erkelenz ein Drive-in-Testcenter betreibt. Eigentlich ist das Unternehmen in der Veranstaltungsbranche beheimatet, veranstaltet in Erkelenz unter anderem das Electrisize-Festival. Doch die Eventbranche leidet stark unter der Pandemie, fast alle Veranstaltungen können nicht stattfinden.
„Der Dienst an der Gesellschaft steht an erster Stelle“, bekräftigt Frentzen. Man wolle so schnell wie möglich aus der Pandemie raus, um wieder auf vertrauten Wegen den Lebensunterhalt finanzieren zu können. Das gilt nicht nur für die Veranstalter, sondern für alle Berufszweige, die in der Branche verwurzelt sind. Einige von den zahlreichen Mitarbeitern ergreifen nun die Chance und arbeiten in den Testzentren mit. „Viele haben sofort zugesagt und sind froh, dass sie etwas machen können“, sagt Frentzen. Viele haben keinen medizinischen Hintergrund. Sie werden von medizinisch ausgebildeten Mitarbeitern allerdings für tauglich befunden, angelernt und regelmäßig geschult. Auch bei den Schulungen gehen die Anbieter in Vorkasse, ein weiterer finanzieller Aufwand. „Es ist ein Risiko, das wir eingehen möchten“, sagt Frentzen.
Schulungen für die Mitarbeiter, Schutzausrüstung, Utensilien, Personal und natürlich die Tests. Das alles kostet Geld. Bezahlt werden die Kosten vom Bund. Alle schicken am Monatsende eine Rechnung an die Kassenärztliche Vereinigung (KV), das gilt für Arztpraxen, Apotheker und Testzentren gleichermaßen. Die KV kümmert sich schließlich um die Vergütung. Ein Test pro Woche, so viel steht jedem Bürger seit Mitte März mindestens zu. Kontrollieren kann das aber niemand. Theoretisch könne man sich jeden Tag woanders testen lassen, sagt Christoph Zumfeld.
Neben dem Drive-in-Testcenter am Decathlon-Parkplatz betreibt er unter anderem auch ein Testcenter in seiner Gastronomie im Aloha Beach House in Brachelen. Dort können die Interessenten nicht einfach mit dem Auto durchfahren. „Es ist gut, dass beide Varianten angeboten werden“, sagt Zumfeld. Er sehe einen deutlichen Unterschied im Klientel. Während das Drive-in-Testcenter vornehmlich von jüngeren Leuten frequentiert wird, seien es am Kapbuschsee eher ältere, die vielleicht nicht über ein Auto und ein Smartphone verfügen. Auch viele Grenz-Pendler nutzen die Drive-in-Variante, um sich morgens auf dem Weg zur Arbeit testen zu lassen. Seit Samstag gilt im Kreis Heinsberg, dass beim Shoppen im Einzelhandel ein tagesaktueller negativer Test vorgewiesen werden muss. Das wird für eine höhere Nachfrage in den Testzentren sorgen, auch bei den privaten Anbietern.
Dass es immer mehr Testzentren gibt, freut Zumfeld. Doch dadurch werde auch die Nachfrage immer höher, sagt er. Durch die Änderung des Infektionsschutzgesetzes, nachdem nun Betriebe ihren Mitarbeitern Tests anbieten müssen, drängen weitere Interessenten auf den Markt. Das könnte dazu führen, dass einige Testzentren nicht mehr genügend Tests bekämen, befürchtet Zumfeld. Oder die Tests eben deutlich teurer werden. Nicht nur die Preise für die Tests variieren. „Auch bei der Schutzausrüstung gibt es extreme Schwankungen“, sagt Zumfeld. So musste in Jüchen in einem Testzentrum vorübergehend die Terminvergabe gestoppt werden, da die Tests knapp wurden.