Sportplätze im Erkelenzer Land Frühere Kunstrasen-Diaspora blüht auf

Erkelenzer Land · Bis 2009 gab es im Erkelenzer Land keinen einzigen richtigen Fußball-Kunstrasenplatz. Seitdem herrscht aber rege Bautätigkeit. Pioniere waren seinerzeit übrigens die Sportfreunde Uevekoven.

 Der Kunstrasenplatz im Erkelenzer Schulzentrum kurz vor der Fertigstellung im Sommer 2018. Den PLatz nutzen der SC 09 Erkelenz sowie die umliegenden Schulen.

Der Kunstrasenplatz im Erkelenzer Schulzentrum kurz vor der Fertigstellung im Sommer 2018. Den PLatz nutzen der SC 09 Erkelenz sowie die umliegenden Schulen.

Foto: Anke Backhaus

Die Sportfreunde Uevekoven dürfen sich als Pioniere fühlen: Sie waren der erste Verein nicht nur im Erkelenzer Land, sondern im gesamten Kreis Heinsberg, der sich ganz ernsthaft und bis ins kleinste (Finanzierungs-)Detail mit dem Bau eines Kunstrasenplatzes beschäftigte. Bis dahin war der Kreis Heinsberg, ganz anders als benachbarte Kreise und Kommunen, eine völlig kunstrasenfreie Zone. Den offiziellen Startschuss ihres „Projekt 8010“ getauften Unterfangens gaben die Sportfreunde in der legendären Mitgliederversammlung im März 2009.

Bis zur Eröffnung sollte es dann noch gut anderthalb Jahre dauern. Der FC Wegberg-Beeck, der eindeutige fußballerische Branchenführer des gesamten Kreises, überholte die Sportfreunde bei diesem Vorhaben im Sommer 2009 in Rekordzeit: Zwischen Beschlussfassung und praktischer Vollendung des Beecker Kunstrasenplatzes lag gerade einmal ein guter Monat – dank des Engagements des jahrzehntelangen großen Gönners Günter Stroinski.

Seitdem ist die Zahl der Kunstrasenplätze im Erkelenzer Land stetig gewachsen (siehe Info). Im Folgenden werden die aktuellen Vorhaben vorgestellt, geordnet nach den Städten.

Erkelenz Bereits mitten im Bau ist der Platz in Kuckum/Keyenberg (neu). Die von der Stadt Erkelenz für jeden Kunstrasenplatz geforderten 100.000 Euro Eigenleistung der Vereine war für den SV Niersquelle Kuckum auch kein Problem – dank der Entschädigung von RWE Power. „Wir können damit wirklich zufrieden sein“, merkte seinerzeit dazu SV-Vorsitzender Thomas Portz an.

Da Kunstrasenplätze mit dem bislang in erster Linie verwendeten Granulat-Kunststoff aus Umweltgründen nicht mehr errichtet werden, wird der dortige Platz der erste im Erkelenzer Land sein, der mit Kork befüllt sein wird – viele weitere dürften diesem Beispiel folgen.

Der TuS Germania Kückhoven bekommt ebenfalls einen Platz mit künstlichen Halmen. Der TuS hat an den 100.000 Euro aber schon weit mehr zu knabbern. Erst recht in Coronazeiten, in denen es eben noch weit schwieriger als sonst ist, potenziellen Sponsoren beispielsweise Bandenwerbung schmackhaft zu machen. Die Stadt habe daher aber schon signalisiert, dass die 100.000 Euro erst später erbracht werden müssen, heißt es von Vereinsseite.

Geplant ist in Kückhoven ein etwa 60 mal 40 Meter großer Trainingsplatz, der den bisherigen etwas kleineren Aschenplatz ersetzt. Dazu wird eine neue Flutlichtanlage installiert. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 510.000 Euro. Der Großteil davon, 350.000 Euro, wird aus dem Landesförderprogramm „Moderne Sportstätte 2022“ bestritten.

Die „große“ Lösung ist dieser Kunstrasen aber sicher nicht. „Immerhin können wir dort aber bis zur D-Jugend rauf Spiele bestreiten. Und für das Training unserer vielen Mannschaften wird dieser Platz eine große Entlastung bedeuten“, sagt TuS-Vorsitzender Werner Sielschott. Man hoffe, den Platz ab Herbst 2021 nutzen zu können. „Gerade wird erst einmal die Ausschreibung vorbereitet.“ Wäre der große Rasenplatz in einen Kunstrasen umgewandelt worden, hätte das ungefähr mit rund 700.000 Euro zu Buche geschlagen, sagt Sielschott.

Wegberg Gemessen an der Zahl der Fußballvereine (nur noch sieben nach der zur Saison 2019/2020 gegründeten Spielgemeinschaft Merbeck/TuS Wegberg im Seniorenbereich) hat diese Stadt relativ gesehen eindeutig die meisten Kunstrasenplätze: Drei der sieben Klubs verfügen über einen Kunstrasen. Einen vierten hatte die Stadt 2018 für die City geplant: Der Aschenplatz des Hans-Gisbertz-Stadions sollte im Zuge des Projekts „Sport am Beeckbach“ über ein Bundesförderprogramm in einen Kunstrasen umgewandelt werden. In April 2019 kam dann die Nachricht aus Berlin, dass dieses Projekt nicht gefördert werde.


Hückelhoven Ebenfalls drei große Kunstrasenplätze gibt es in Hückelhoven – dazu noch den Bolzplatz in Hilfarth und das DFB-Minispielfeld im Ratheimer Schulzentrum. Ein vierter „richtiger“ Kunstrasenplatz kommt bald hinzu – und zwar in der City. Dort weicht das bisherige Sportgelände im Zuge des Bebauungsplans „Einzelhandel am Parkhof“ für eine derartige Nutzung. Neue Heimat des Sportgeländes wird das Areal Winkelhalde/Grünannahmestelle sein – und dort wird dann auch ein Kunstrasenplatz errichtet.

Im Prinzip verfährt die Stadt da auf dieselbe clevere Art wie schon bei den Kunstrasenplätzen in Brachelen und Baal: Die alten Sportplätze dort wurden in Flächen für Nahversorger und Einzelhandel umgewandelt – was sich die Stadt natürlich gut bezahlen ließ. Vom Erlös errichtete sie an anderer Stelle dann jeweils einen Kunstrasen. Zuzahlung der Vereine: null Euro. Genauso wird’s nun auchbei diesem Platz sein – eine klassische Win-Win-Situation also. Und auch in Ratheim musste seinerzeit der ortsansässige VfJ nichts dazuzahlen – der dortige Kunstrasen wurde komplett aus dem Konjunkturpaket II bezahlt.


Wassenberg Ebenfalls nichts dazuzahlen muss der 1. FC Wassenberg/Orsbeck. Der Sportpark Orsbeck wird für rund fünf Millionen Euro gerade gebaut – in erster Linie als Leichtathletikzentrum. Aber auch die Fußballer dürfen sich freuen, erhalten sie dort doch den ersten Kunstrasen im Stadtgebiet. Wie auch der neue Naturrasen werden beide Plätze zudem mit Flutlicht ausgestattet. „Wir sind sehr dankbar, dass dieses Projekt entsteht“, sagt Manfred Sieg, Vorsitzender des 1. FC.

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