Unternehmer im Kreis Heinsberg und der Ukraine-Krieg Frust an der Zapfsäule

Kreis Heinsberg · Der Ukraine-Krieg macht sich auch im Erkelenzer Land bemerkbar: an wachsenden Energiekosten. So reagieren Unternehmen aus dem Kreis Heinsberg auf die stark gestiegenen Spritpreise an der Tankstelle.

 So romantisch wie es der Himmel am Donnerstagabend über der Erkelenzer Tankstelle vermuten lässt, ist es derzeit nicht. Steigende Kraftstoffpreise machen das Autofahren zu einer teuren Angelegenheit.

So romantisch wie es der Himmel am Donnerstagabend über der Erkelenzer Tankstelle vermuten lässt, ist es derzeit nicht. Steigende Kraftstoffpreise machen das Autofahren zu einer teuren Angelegenheit.

Foto: Christos Pasvantis

Den Blick auf die Tankanzeige im Auto fürchten derzeit viele Bürgerinnen und Bürger im Erkelenzer Land. Neigt sich der Sprit dem Ende entgegen, muss zeitnah ein Ort angesteuert werden, der momentan nicht zu den beliebtesten gehört: die Tankstelle. Denn seit dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine sind die Preise an den Zapfsäulen eklatant angestiegen. Die Fahrt zur Tankstelle tut weh, egal, welcher Kraftstoff getankt wird. Manch einer überlegt angesichts dieser Preise, teilweise erheblich jenseits der zwei Euro pro Liter, ob die ein oder andere Fahrt wirklich sein muss. Für manche Privatleute sicher im Bereich des Möglichen – doch wie gehen Unternehmen im Kreis damit um, die auf ihre motorisierte Flotte angewiesen sind?

„Die Mehrkosten, die nun entstehen, bleiben an uns hängen“, sagt Michael Leuer, Leiter der Fahrschule GDT Leuer, die in Erkelenz und in Wegberg eine Filiale betreibt. Das Geld auf die Fahrschüler umzulegen und die Preise zu erhöhen, das sei nicht so ohne Weiteres möglich, sagt er. „Wir haben Verträge abgeschlossen, die müssen wir auch einhalten.“ Für neue Fahrschüler könnten angesichts der hohen Spritpreise auch Preiserhöhungen beim Führerschein warten. Da müsse man auf den Markt achten, sagt Leuer. Es hänge davon ab, wie lange die Preise für Kraftstoff so hoch bleiben. Doch dass die Fahrstunden deutlich teuerer werden, halte er für unwahrscheinlich. 1500 bis 2000 Euro Mehrkosten kommen momentan auf die Fahrschule im Monat zu. Dies würde über die große Anzahl an Fahrschülern ausgeglichen. In den vergangenen Tagen sind die Spritkosten schon wieder etwas zurückgegangen. „Wenn der dauerhaft bei 2,38 Euro pro Liter geblieben wäre, hätten wir darüber nachdenken müssen, ob wir nicht pausieren. Ich hoffe wirklich, dass es nicht so weit kommt“, betont der Fahrschulleiter.

Der Fuhrpark der Firma Transtar aus Wassenberg ist erheblich größer als der der Fahrschule, 290 Fahrzeuge hat das Logistikunternehmen in seiner Flotte. Das bedeutet auch, dass die Mehrkosten deutlich höher sind. „Da sprechen wir über rund 50.000 Euro im Monat – das müssen wir alles vorfinanzieren“, sagt Darko Urosevic von Transtar. Man versuche, das beste aus der Situation zu machen, sagt er. Er sei in ständigem Austausch mit den Auftraggebern. Dort herrsche oft Verständnis für die hohe Belastung des Logistikunternehmens, finanziell entgegenkommen könne aber auch nicht jeder. Sollten Unternehmen wie Transtar nicht mehr in dem Umfang fahren können, wie sie es normalerweise tun, könnte das Auswirkungen auf viele verschiedene Bereiche haben. „Wir fahren zum Beispiel Post, aber auch Milchprodukte. Wenn wir nicht fahren, kommen viele Produkte nicht mehr an“, sagt Urosevic. Die Fahrer versuchen ihr bestes, um hier und da etwas Sprit zu sparen, etwa durch vorausschauenderes Fahren. Die Einsparung mache sich zwar nicht beim Einzelnen bemerkbar, aber in der Summe könne das helfen. Auch werden die Routen nach Möglichkeit so koordiniert, das an günstigeren Tankstellen im Ausland getankt werden kann.

Als Taxiunternehmer ist auch Bernhard Giemza viel unterwegs auf den Straßen im Kreis. „Wir müssen dir Situation so hinnehmen. Wir sind in einer bedrohlichen Lage in Europa. Für ein paar Monate müssen wir da eben durch“, sagt er. Die Mehrkosten, mit denen auch sein Unternehmen zu kämpfen hat, könne er nicht einfach so auf die Fahrgäste umlegen. „Wir sind an den Tarifvertrag gebunden“, betont Giemza. Für den Kreis Heinsberg ist da der Kreistag zuständig. Sollte dieser keine Änderung der Tarifverträge beschließen, dann ändere sich auch nichts an den Preisen für die Kunden. Die Privatfahrten machten ohnehin nur einen kleinen Teil des Umsatzes aus, oft stehen Krankentransporte auf dem Plan. All das, was nun an Mehrausgaben zu Buche schlage, das kürzt er bei sich und seinem Sohn ein. Die Angestellten werden keine Einbußen erhalten. „Wir jammern hier oft auf hohem Niveau. Für mich ist es wichtig, dass Frieden herrscht. Das Geld ist nicht alles“, sagt der Taxiunternehmer.

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