Erkelenzer Fachmann erklärt Wie Dachbegrünung gegen Hitzesommer hilft

Erkelenz · Immer mehr Städte bezuschussen Pflanzen auf Häusern – auch Erkelenz. Ein Fachmann erklärt, wie Dachbegrünung funktioniert und wie teuer sie ist.

 Ulrich Kühn von Ecoflora zeigt Sedum aus eigener Produktion. Die auch als Fette Henne oder Mauerpfeffer bekannte Pflanze ist für die Dachbegrünung besonders geeignet.

Ulrich Kühn von Ecoflora zeigt Sedum aus eigener Produktion. Die auch als Fette Henne oder Mauerpfeffer bekannte Pflanze ist für die Dachbegrünung besonders geeignet.

Foto: Christos Pasvantis

Der größte Teil eines weiteren von Hitze und Trockenheit geprägten Sommers liegt bereits hinter uns. Gerade in den Innenstädten und dort speziell an versiegelten Stellen, wo es an Pflanzen fehlt, war es an vielen Tagen kaum auszuhalten – und wenn man den Prognosen nahezu aller Klimaexperten glaubt, werden solche Sommer in den kommenden Jahren zur Regel werden. Eine Möglichkeit zur Abkühlung, die immer mehr Städte forcieren, ist die Begrünung von Dachflächen. So auch Erkelenz: Mit dem neuen Förderprogramm für Klimaschutzmaßnahmen ist nun auch eine private Dachbegrünung förderfähig. Bis zu 1000 Euro kann ein Haushalt erhalten, wenn ein Dach begrünt wird.

„Es gibt viele Gründe dafür, warum sich eine Dachbegrünung lohnt“, sagt Ulrich Kühn. Mit seiner Firma Ecoflora sitzt er auf dem Haberger Hof in Erkelenz, zwischen Baal und Lövenich und verkauft alle Komponenten, die Kunden zur Begrünung brauchen. Dachbegrünung hilft gegen die Überhitzung der Innenstädte – denn während Licht von Beton, Ziegeln oder Klinker zu einem großen Teil lediglich abgestrahlt wird, haben Pflanzen viele Vorteile. „Ein begrüntes Dach bindet CO2 und Feinstaub, sorgt für zusätzliche Isolation und hält Regenwasser auf“, erklärt Kühn.

Vor allem der Isolationsaspekt sei sowohl im Sommer als auch im Winter nicht zu unterschätzen, sagt der Unternehmer: „Man sagt, dass es im Sommer in einem Gartenhaus oder in einer Garage, die ja normalerweise nicht besonders gut isoliert sind, einen Temperaturunterschied von sechs bis acht Grad ausmacht, wenn das Dach begrünt ist.“ Im Sommer ist es also deutlich kühler, im Winter seien es hingegen durch die Dämmung sogar bis zu 13 Grad Celsius, die es im Raum wärmer sein könnten. Auch die Wasseraufnahme sei wichtig, vor allem bei Starkregenereignissen. Mehr als 70 Prozent des Wassers, das auf ein begrüntes Dach fällt, fließe nicht direkt, sondern erst stark verzögert ab.

Ecoflora verkauft dabei nur die Komponenten. Anlegen müssen die Kunden den „Dachgarten“ entweder selbst oder ein Landschaftsgärtner oder Dachdecker. „Die Ausführung ist aber leicht. Mit zwei, drei Freunden ist das an einem Tag gut geschafft“, meint Kühn. Im Wesentlichen besteht die Arbeit aus vier Schritten: Zunächst wird auf dem Dach eine Wurzelschutzfolie ausgelegt. Diese soll verhindern, dass die Pflanzen über die Jahre die Dachkonstruktion angreifen. Über die Folie kommen Vegetationsmatten, die jeweils ein mal ein Meter lang und breit sowie 3,5 Zentimeter dick sind. Die Schaummatte ist bereits mit Dünger durchsetzt und speichert bis zu 23 Liter Wasser pro Quadratmeter. Auf die Matten wiederum wird das Substrat aufgetragen, in das Sedumsprossen gesät werden. Sedum, auch als Mauerpfeffer oder Fette Henne bekannt, ist eine besonders geeignete Sukkulentenart, die in ihren fleischigen Blättern viel Wasser speichern kann. „95 Prozent aller Dächer werden mit Sedum bepflanzt, manchmal kommen noch Kräuter und Gräser hinzu, um dem Dach einen ,wilderen‘ Charakter zu verleihen, wenn es den Kunden gefällt“, meint der Experte. Innerhalb weniger Monate entwickelt sich eine geschlossene Sedumvegetation auf dem Dach.

Die Kosten für ein flaches Dach mit maximal 15 Prozent Neigung liegen laut Kühn bei 35 bis 40 Euro pro Quadratmeter – für eine Garage von 18 Quadratmetern also zwischen 630 und 720 Euro, von denen die Stadt Erkelenz bei erfolgreicher Bewilligung 20 Euro pro Quadratmeter fördert. Die Begrünung von Garagen und Gartenhäusern werde mittlerweile immer beliebter, sagt Ulreich Kühn. Große Dachflächen, die häufig deutlich steiler sind, werden bislang hingegen eher selten begrünt. „Je steiler das Dach, desto höher auch die Kosten, da der Aufwand zur Befestigung deutlich höher wird“, sagt er.

Der Pflegeaufwand eines Dachs sei überschaubar: „In der Anwachsphase sollte man das Dach regelmäßig feucht halten. Danach reicht es aber, einmal im Jahr ein bisschen Dünger zu streuen und die Regenabläufe zu kontrollieren“, erklärt Kühn.

Er spüre in den vergangenen Jahren ein wachsendes Interesse an Dachbegrünung: „Die Nachfrage steigt. Da ist im Prinzip alles dabei, vom Vogelhäuschen bis zur großen Industriehalle. Aber es müsste eigentlich noch viel mehr werden, wenn wir unsere Städte und Häuser wirklich abkühlen wollen.“

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