Austausch unter Architekten Architekten im Gespräch über Stadtgestaltung

Erkelenz · Architekten prägen das Stadtgesicht. In Erkelenz gründeten sie einen Stammtisch, um sich untereinander und mit Gästen aus dem Rathaus auszutauschen.

 Die Erkelenzer Innenstadt von oben: Architekten der Stadt tauschen sich neuerdings vier Mal im Jahr über ihre Fragen, Probleme oder Projekte aus und suchen dabei auch das Gespräch mit Vertretern der Stadtverwaltung.

Die Erkelenzer Innenstadt von oben: Architekten der Stadt tauschen sich neuerdings vier Mal im Jahr über ihre Fragen, Probleme oder Projekte aus und suchen dabei auch das Gespräch mit Vertretern der Stadtverwaltung.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Sie geben der Stadt Erkelenz, jeweils auf individuelle Art und Weise, ein Gesicht, doch ihre eigenen Gesichter kennen sie untereinander größtenteils gar nicht: die Architekten, die im privaten Bausektor oder für die Stadtverwaltung in Erkelenz tätig werden. „Da ist es mir doch tatsächlich passiert, dass ich aus dem Rathaus kommend auf dem Johannismarkt mit einem Kollegen spreche, und wir beide nicht wissen, wie viele Architekten in Erkelenz überhaupt tätig sind“, bekennt Ralf Gerighausen, der spontan die Idee umsetzte, in Erkelenz einen Architektenstammtisch ins Leben zu rufen.

Die Idee stieß auf große Resonanz. Seitdem treffen sich vierteljährlich bis zu 18 Architekten zu einem geselligen Beisammensein. Und auch Vertreter der Stadtverwaltung sind herzlich willkommen, wie etwa der Technische Beigeordnete Ansgar Lurweg oder der Leiter des Hochbauamtes, Marin Fauck. Als „kurzer Dienstweg“ ist das Gespräch beim Stammtisch ausdrücklich nicht zu werten, eher als Austausch von Meinungen, wenn es darum geht, Interessen der Stadt mit Interessen von Architekten abzugleichen. Nicht jede Planung der Kommune deckt sich mit der Planung der Architekten, die im Auftrag von Bauherren und Investoren tätig werden, die ihrerseits anderes im Kopf haben als die Planer im Rathaus.

So ist ein Thema die Nutzung von Häusern in der Kernstadt. Dort gibt es die Vorgabe, dass das Erdgeschoss als Gewerbefläche genutzt wird. In Anbetracht der Wohnungsnot und des Leerstands von Geschäftslokalen kommt schnell Unmut auf. Warum nicht auch im Erdgeschoss Wohnungen statt nicht genutzter Gewerbeflächen?, ist eine Frage, auf die Beigeordneter Lurweg mit Hinweis auf Bebauungsplänen und Baurecht antwortet. „Beides geht nicht“, ergänzt Fauck. Eine komplette Bebauung ohne Gewerbefläche sei nicht zulässig.

Welche Auswirkungen die Gestaltung des Grundstücks des Alten Amtsgerichts auf das Angebot an Gewerbeflächen und Wohnraum in der Innenstadt haben wird, ist ein weiteres Themenfeld. Doch erst muss das Grundstück verkauft werden. Lurweg weist auf das Bieterverfahren in wenigen Wochen hin und auf die Entscheidung, die wohl im Frühjahr 2019 fallen wird. Die Zahl der Interessenten sei gesunken, er aber ist zuversichtlich, dass das Gelände zwecks neuer Bebauung an den Mann gebracht wird. Welchen Sinn soll es machen, in einem Wohnkomplex per Gesetz einen Platz für Spielgeräte freizuhalten, wenn es dort gar keine Kinder gibt? Mit Hinweis auf seine frühere Tätigkeit bei der Stadt Aachen brachte Fauck eine durchaus pragmatische Denkweise ins Spiel: Warum nicht den Spielplatz aufs Dach verlagern?

Spannend könnte es auch beim Hausbau hinsichtlich der Energiesparmaßnahmen und des Klimaschutzes werden. Noch ist das Interesse an energiesparender Bauweise nicht sonderlich groß, auch nicht bei Umsiedlern, ist zu hören. „Unsere kostenlose Energieberatung wird fast gar nicht in Anspruch genommen“, beklagt Lurweg. Hier öffne sich ein Betätigungsfeld für Architekten. Bauherrn auf Energiesparmaßnahmen aufmerksam zu machen, sei ratsam, denn sonst könne in einigen Jahren der Vorwurf von Bauherrn an die Architekten kommen, warum sie nicht über die Maßnahmen aufgeklärt hätten.

Konkrete Bauvorhaben oder bestehende Gebäude spielten beim jüngsten Stammtisch die Nebenrolle. Die durchaus offene Diskussion, die Lurweg gewünscht hatte, gab es bei dem Architektenstammtisch ebenso wie das erkennbaren Bemühen aller, etwas für die Stadt Erkelenz und ihr Gesicht tun zu können. Welche konkreten Auswirkungen folgen, bleibt verständlicherweise offen.

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