Sterbebegleitung in Corona-Zeiten Alternative Hilfen in Extremsituationen

Erkelenz/Wassenberg · Sterbebegleitung oder seelsorgerische Hilfen: Wo eigentlich intensive persönliche Kontakte nötig sind, müssen in der aktuellen Krisensituation andere Wege her. Wie Trauerbegleiter und Seelsorger kreativ werden müssen.

 Monika Fernandes, Krankenhausseelsorgerin im Hermann-Josef Krankenhaus.

Monika Fernandes, Krankenhausseelsorgerin im Hermann-Josef Krankenhaus.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Dass man trauernden Menschen derzeit nicht in die Augen sehen, ihnen nicht die Hand reichen, sie auch nicht in den Arm nehmen könne, einfach zu zeigen „Ich bin für dich da“ – all’ das mache die Arbeit besonders schwierig und gebe vor allem ein eher schlechtes Gefühl. Katharina Falfasinski ist Koordinatorin beim ökumenischen ambulanten Hospizdienst Regenbogen in Wassenberg. Auch sie und ihr Team erfahren in dieser Zeit eine völlige Veränderung ihrer Arbeit. Die Themen Sterbebegleitung und Trauerarbeit ist von intensiven persönlichen Kontakten abhängig.

„Das meiste läuft gerade nur über das Telefon“, fasst sie die aktuelle und nicht einfache Lage zusammen. Und das gefällt ihr nicht. „Wir können die Menschen nicht mehr persönlich treffen, kommen beispielsweise auch nicht mehr in Seniorenheime“, erklärt die Koordinatorin. Die einzige Alternative lautet also Telefon. „Glücklicherweise merke ich, dass die Menschen auch die Telefongespräche als bereichernd in ihrer extremen Lage empfinden. Das ist schon mal gut. Wir stellen uns gemeinsam die Frage, was wir Gutes tun können. Vielfach versuchen wir, gemeinsam mit den Trauernden schöne Erinnerungen zurückzuholen.“ Allerdings weiß Katharina Falfasinki auch, dass das Abschiednehmen von den Verstorbenen enorm wichtig ist, derzeit aber eben fehlt. Umso wichtiger seien eben die Telefongespräche, „die jedoch für einige Menschen auch eine gewisse Hemmschwelle bedeuten, die es zu überwinden gilt“. Katharine Falfasinski spricht dabei auch von möglichen Videokonferenzen, „doch das ist kalt, weil es nicht persönlich ist, dennoch sind wir auch für diese Variante sehr offen“. Weitere Angebote wie etwa das Trauercafé oder die Trauerwanderung müssen aktuell ausfallen, auch Angebote wie Ausbildungen zu Trauerbegleitern hat der Hospizdienst auf Eis gelegt. „Wir sind zwar keine Seelsorger, aber wir sind für Trauernde und Sterbende da. Wichtig ist, dass die Menschen wissen: Auch in dieser Zeit sind wir für sie da und ansprechbar“, sagt Koordinatorin Katharina Falfasinki.

Monika Fernandes ist katholische Seelsorgerin im Hermann-Josef-Krankenhaus in Erkelenz. Auch sie steht vor einem völlig veränderten Alltag. „Patientenbesuche erfolgen nun auch mit Mundschutz. Zu sehen ist so nicht mehr die Mimik des Gesichts, die in unseren Gesprächen eigentlich so wichtig ist“, sagt sie. In ihrem beruflichen Alltag besucht sie im Krankenhaus vielfach sterbende Patienten, teilweise auch auf der Intensivstation. Das, so erzählt sie, sei nun schwieriger geworden. Körperliche Nähe, einfach die Hand zu halten – das ist nur noch mit strengen Hygienemaßnahmen (wenn überhaupt) möglich. „Ich muss die Menschen und mich selbst schützen, denn ich muss leistungsfähig bleiben“, berichtet Monika Fernandes.

Im Krankenhaus gibt es neuerdings die Seelentröstertütchen. In diesen Papiertüten verpackt sind beispielsweise Gebete und Texte. Wer mag, darf ein solches Tütchen an sich nehmen. Monika Fernandes: „Jeder bekommt Zugang zu den Seelentröstertütchen.“ Die Seelsorgerin hat festgestellt, dass sie viel mehr schreibt als sonst üblich. Da sind zum Beispiel die vielen Ehrenamtlichen, die sich mit ihrem Engagement rund um die Patienten einbringen, ihnen ist der Dienst aktuell nicht möglich. „Auch ihnen schreibe ich Briefe, damit jeder merkt, dass der Kontakt bestehen bleibt, wenn auch in veränderter Form. Das ist sehr wichtig.“ Und weil die Veranstaltungen, die normalerweise in der Krankenhauskapelle stattfinden, derzeit ohne Besucher ablaufen (dazu zählen die Gottesdienste oder Angebote wie die „Geschenkte Zeit“), werden diese kurzerhand in die Patientenzimmer übertragen.

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