Kaulhausen feiert politisch Wallweinfest als Protest gegen den Tagebau

Erkelenz · Seit drei Jahren wird in Kaulhausen ein Fest an dem Wall gefeiert, der den nahenden Tagebau begrenzen soll. Es ist weiterhin ein Zeichen des Protestes.

 Michael Königs mit der Wallweinkönigin 2018, Janine Weißner, sowie dem Orga- und Aufbauteam für das dritte Kaulhausener Wallweinfest. Die symbolisch vor vier Jahren am künftigen Tagebaurand gepflanzte Weinrebe wächst, gedeiht und trägt inzwischen Früchte.

Michael Königs mit der Wallweinkönigin 2018, Janine Weißner, sowie dem Orga- und Aufbauteam für das dritte Kaulhausener Wallweinfest. Die symbolisch vor vier Jahren am künftigen Tagebaurand gepflanzte Weinrebe wächst, gedeiht und trägt inzwischen Früchte.

Foto: Ruth Klapproth

Auf gemütlichem Beisammensein liegt sicherlich das Hauptaugenmerk des Wallweinfestes in Kaulhausen, doch der politische Aspekt wird von den Bürgern nicht vergessen. Ursprung des Festes ist der Emissionsschutzwall, der zur Abgrenzung des Tagebaus Garzweiler II direkt hinter dem Dorf aufgeschüttet wurde. Bei einer Tagung zur Gestaltung des Tagebaurandes hatte der Erkelenzer Bürgermeister Peter Jansen eine Weinrebe geschenkt bekommen, die dann symbolisch auf dem Hof der Familie Königs eingepflanzt wurde, da dieser direkt an den Wall angrenzt. „Die Weinrebe hat mittlerweile eine Schwester bekommen, damit sie besser wächst“, erzählte Michael Königs, der das Wallweinfest ins Leben gerufen hat, damit der Wall und der Anlass nicht in Vergessenheit geraten.

Momentan liegt die Grenze für den Tagebaurand nur wenige Meter hinter dem Dorf. „Unser großes Ziel ist, dass die Abgrenzung 1500 Meter vom Dorf entfernt liegt“, erklärte Königs. Dies sei die Grenze für Windkraftanlagen und aus Sicht der Bürger auch mindestens die Entfernung für den Tagebaurand. Ein Schaufelradbagger mache deutlich mehr Lärm und Schmutz als ein Windrad. „Wir haben schon erreicht, dass die Landstraße 354n, die am Tagebaurand verlaufen soll, zunächst nur bis Venrath gebaut wird und noch nicht bis zu unserem Dorf“, berichtete Königs. Das Fest bot Gelegenheit, über die Situation unmittelbar mit Politikern ins Gespräch zu kommen. Die Bundestagsabgeordneten Günter Krings (Mönchengladbach) und Wilfried Oellers (Kreis Heinsberg) waren nach Kaulhausen gekommen.

Viele Bürger in Venrath und Kaulhausen seien frustriert. Denn nicht nur in Bezug auf die Grenze des Tagebaurandes hat sich noch nicht viel getan. Das Zukunftsprojekt für die beiden Orte, in dessen Rahmen unter anderem eine Bürgerwiese mit Spielplatz in Kaulhausen entstehen soll, stockt ebenfalls. „Letztes Jahr haben wir die Wiese symbolisch eingeweiht, aber mit den Arbeiten wurde immer noch nicht begonnen“, erklärte Königs. „Das frustriert natürlich. Viele fühlen sich von der Politik allein gelassen.“

Das Wallweinfest hatte sich zu seiner dritten Auflage vergrößert und fand großen Anklang. Erstmals war ein großes Zelt gemietet worden, und vor dem eigentlichen Fest hatte es nachmittags bereits ein Kinderfest am Wall gegeben. Für gute Stimmung und jazzige Klänge am Abend sorgte die Band „Streetlight“. Später wurde eine Wallweinkönigin gewählt: Janine Weißner übergab ihr Amt an Alina Scheunemann aus Kleingladbach.

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