Spannendes aus der Geschichte Persönlichkeiten, die Erkelenz prägten

Erkelenz · Den Erkelenzer Korn hatte im Alten Rathaus niemand auf dem Bildschirm – 14 Menschen, die man kennen sollte, so lautete der Titel eines Vortrages, zu dem der Heimatverein der Erkelenzer Lande eingeladen hatte.

 Pauline Sels, geb. Hofstadt (1828-1908), hinterließ viele Kunstwerke, die im Clemens-Sels-Museum Neuss zu sehen sind.

Pauline Sels, geb. Hofstadt (1828-1908), hinterließ viele Kunstwerke, die im Clemens-Sels-Museum Neuss zu sehen sind.

Foto: CSM

Der End-Erkelenzer war kein Mensch aus Fleisch und Blut, sondern aus (etwas Schrot und) Korn, Erkelenzer Urkorn, der Schnaps. Es war das letzte Bild, das Günther Merkens, Vorsitzender des Heimatvereins der Erkelenzer Lande, auf die Leinwand im Alten Rathaus warf, um zu sagen, dass es Erkelenzer gibt, die man nicht unbedingt direkt auf dem Bildschirm hat. Mehr als 100 Interessenten hatte es in die gute Stube der Stadt Erkelenz gezogen, um etwas über 14 Menschen zu erfahren, die entweder in Erkelenz geboren sind oder gewirkt haben, abseits von den allseits bekannten Anton Raky und Arnold von Harff.

„Kennen Sie den? Erkelenzer, die man kennen sollte!“ – so hatte Günther Merkens seinen Vortrag überschrieben. Genau genommen hätte es auch heißen müssen: „Kennen Sie die…?“, denn unter den Vorgestellten sind auch zwei Frauen. Keine lebenden Menschen, aber welche, die viele der Besucher noch gekannt haben, die sie im Fall von Katharina Hardy auch besucht haben, denn die als herzlich und durchaus resolut bekannte Dame war Wirtin in der Kölner Straße (heute Parfümerie Becker). Miesmuscheln waren ein beliebtes Angebot. Auch wenn die Gaststätte lange geschlossen ist, wirkt Katharina Hardy heute noch: Bei ihrem Tod 1966 vermachte sie der Stadt ihr gesamten Vermögen, mit der Auflage, dass ein (erstes) Altenheim in Erkelenz entstehen möge. Das Hermann-Josef-Altenheim am Schulring symbolisiert heute noch positiv ihr Handeln.

 Franz Frings gründete den Musikverein.

Franz Frings gründete den Musikverein.

Foto: Böttger

Ebenfalls in Stein gemeißelt das Vermächtnis der 1828 in Erkelenz geborenen Pauline Hofstadt, die bei ihrem Tod 1908 als Pauline Sels ihrer neuen Heimat Neuss ein von ihrem verstorbenen Mann Clemens Sels ererbtes Teil-Vermögen in Höhe von 250.000 Mark und eine große Menge an Kunstwerken hinterließ. Das Clemens-Sels-Museum in der Stadt am Rhein, bundesweit renommiert, zeugt heute noch von ihrer guten Tat.

 Der Grabstein von Peter Wimar, Mitarbeiter von Nikolaus Cusanus.

Der Grabstein von Peter Wimar, Mitarbeiter von Nikolaus Cusanus.

Foto: Merkens

Mit Leo Heinrichs erblickte ein offiziell anerkannter katholischer Märtyrer im Erkelenzer Ortsteil Oestrich das Licht der Welt; 1867 als Joseph Heinrichs geboren, in den Franziskanerorden eingetreten, wo er den Priesternamen Leo erhielt. Wegen der unsicheren politischen Lage in der hiesigen preußischen Rheinprovinz („Kulturkampf“) wurde er in die USA, New Jersey, entsandt, wo er 1891 die Priesterweihe erhielt. Am 23. Februar 1908 zelebrierte er in Denver (Colorado) die Sechs-Uhr-Frühmesse, die er kurzfristig mit dem Kollegen Wulstan Workman getauscht hatte. Bei der Ausgabe der Kommunion zog ein sizilianischer Arbeitsloser eine Pistole und erschoss Leo Heinrichs, aus Hass auf Priester. Der Täter wurde erhängt, die Seligsprechung Pater Heinrichs’ eingeleitet, das Verfahren ist wegen fehlender Wunder noch nicht abgeschlossen.

Ebenfalls katholischer Priester war der 1898 in Erkelenz-Terheeg geborene Joseph Emonds, ein pazifistischer Linkskatholik, der unter Lebensgefahr in der Nazizeit zahlreiche Juden versteckte und so ihr Überleben ermöglichte. Israel zeichnete ihn 2013 mit dem Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ aus, sein Name steht in der Jerusalemer Gedenkstätte „Yad Vashem“. Die höchste Ehre, die einem Nichtjuden zuteil werden kann.

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