Alt-Bürgermeister Erkelenz trauert um Peter Jansen

Erkelenz · Der Alt-Bürgermeister ist am Montag im Alter von 63 Jahren gestorben. Von 2004 bis 2020 prägte er die Stadt Erkelenz wie kein zweiter. Für seinen Ruhestand hatte er sich viel vorgenommen.

 16 Jahre lang war Peter Jansen Bürgermeister der Stadt Erkelenz. Seinen Ruhestand wollte er mit vielen Reisen und seiner Familie verbringen. Nun ist er mit nur 63 Jahren gestorben.

16 Jahre lang war Peter Jansen Bürgermeister der Stadt Erkelenz. Seinen Ruhestand wollte er mit vielen Reisen und seiner Familie verbringen. Nun ist er mit nur 63 Jahren gestorben.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Immer positiv denken – mit diesem Motto ging Peter Jansen durch das Leben und insbesondere auch durch seine letzten Jahre. Bis zuletzt hatte er noch gehofft. Dennoch ist der Mann, der von 2004 bis 2020 Erkelenzer Bürgermeister war, am Montag, im Alter von nur 63 Jahren nach schwerer Krankheit in seiner Heimatstadt Erkelenz gestorben.

Jansen hatte die Entwicklung der Stadt und insbesondere die Umsiedlungsgeschichte und den Kampf gegen den heranrückenden Tagebau geprägt wie kein Kommunalpolitiker vor ihm. Nur allzu gut erinnert er sich an zahllose Telefonate mit Ministerpräsidenten und anderen Spitzenpolitikern, in denen er ihnen schonungslos und laut klarmachte, was ein Tagebau eigentlich wirklich für die Menschen bedeutet, die deswegen umsiedeln müssen. 30 Prozent seiner Stadtfläche sollte Erkelenz ursprünglich verlieren – dass der Umsiedlungsprozess weitaus weniger geräuschlos ablief, als es mancher Düsseldorfer Politiker oder RWE-Funktionär gerne gehabt hätte, war auch ein Verdienst Jansens, der moderieren musste, wie Tausende Menschen ihre Heimat verloren. Unter seiner Ägide standen darüber hinaus zahlreiche Bauprojekte. Die Stadthalle und das Erka-Bad zählten zu den größten.

Doch nicht nur die große Politik, die wichtigsten Themen, nahm sich Jansen zu Herzen. „Das Ohr an der Basis“ – was Politiker im ganzen Land propagieren, war für den Alt-Bürgermeister Realität. Unvergessen, wie Jansen sich auf seinen ungezählten Abend- und Wochenendterminen beim Gespräch mit seinen Bürgern Bierdeckel schnappte und darauf in den Vereinsheimen, Schützenzelten oder Karnevalssitzungen notierte, was den Menschen auf dem Herzen lag. Montags gab er die Bierdeckel dann in der Morgensitzung an seine Vorstandskollegen weiter. „Wenn du als Bürgermeister bei offiziellen Anlässen oder in Vereinen unterwegs bist, hast du nicht immer Papier dabei. Aber Bierdeckel liegen immer herum“, hatte Jansen mal lachend erklärt.

Als Jansen aus der Politik ausschied, war keine große Feier möglich – Corona stand im Weg. Mindestens genauso gefreut hatte er sich aber über ein 40-minütiges Abschiedsvideo, in dem Dutzende Weggefährten Grußbotschaften sendeten. „Dieser Film ist mir wirklich nah gegangen“, sagte Jansen. „Ich habe ihn auch zu Hause noch zwei-, dreimal mit der Familie geguckt und hatte jedes Mal Tränen der Freude und Rührung in den Augen.“ Erst nach seinem Rückzug habe er realisiert, wie viele gute Bekanntschaften er über die Jahre eigentlich geknüpft habe.

Besonders erfreut und gerührt war der Alt-Bürgermeister schließlich, als er im September 2021 im Immerather Kaisersaal zum Ehrenbürgermeister seiner Heimatstadt ernannt wurde. Kaum enden wollender Applaus begleitete den Moment, als sein Nachfolger Stephan Muckel ihm die Urkunde überreicht hatte. Die großen vier „F“ hätten ihn und sein Leben geprägt, offenbarte Jansen damals. Seine Familie, seine Frau, die Feuerwehr und Freunde.

Jansen, der Vereinsmensch auf ganzer Linie, fühlte sich vor allem der Feuerwehr verbunden – selbst in seiner Amtszeit als Bürgermeister rückte er, wann immer es seine Zeit erlaubte, mit zu Einsätzen aus, um Menschen in Not zu helfen. Jansen wurde bei vielfältigen Aktivitäten der Feuerwehr nicht müde zu erwähnen, wie groß der Stellenwert und die Bedeutung einer Feuerwehr sei, die sich aus ehrenamtlichen Frauen und Männern zusammensetze. Und so war Jansen auch stolz, als er im Mai 2019 seiner Heimat-Löscheinheit in Hetzerath nicht nur ein neues Fahrzeug, sondern auch ein Gerätehaus übergeben konnte. „In meiner Amtszeit als Bürgermeister hat es noch nie Diskussionen rund um die Feuerwehr gegeben. Das ist ein Zeichen der Anerkennung“, sagte er damals.

Seine Trauer zum Ausdruck brachte auch Yannick Duval, Präsident des Partnerschaftskomitees Erkelenz/Saint James. Dass Erkelenz und die französische Stadt Saint James eine enge Partnerschaft pflegen, war schließlich auch ein Verdienst Jansens. Der Franzose Duval sagte zum Tod seines Freundes Peter Jansen am Dienstagnachmittag: „Wir haben einen geliebten Ehrenbürger verloren.“

Schon mit seinem Amtsantritt 2016 stand für Jansen fest, dass er längstens bis 2020 im Amt bleiben möchte. So kam es dann auch, zur Kommunalwahl 2020 trat er für seine CDU nicht mehr an – und Jansen hatte sich gemeinsam mit seiner Frau Gabriele viel vorgenommen für seinen Ruhestand. Fahrradtouren etwa, oder Urlaube mit dem neuen Wohnmobil. Zeit mit der Familie, mit seinen beiden Söhnen, deren Frauen und seinen Enkelkindern verbringen. Am Ende kam es ganz anders. Zunächst war es die Corona-Pandemie, die bereits die letzten Monate des Bürgermeisters im Amt maßgeblich beeinflusste. Dann stürzte Jansen bei Arbeiten am Dach seines Wohnmobils von der Leiter, hatte beide Arme in Gips.

Im vergangenen Jahr erhielt Jansen schließlich die Diagnose zu seiner schweren Krankheit. Er kämpfte, blieb optimistisch, nahm weiterhin an Veranstaltungen wie Konzerten teil – immer positiv bleiben. Je länger er kämpfte, desto schwerer zeichnete Jansen der Kampf gegen seine Krankheit, in diesem Jahr war er kaum noch in der Öffentlichkeit zu sehen. Wohl jeder Erkelenzer hätte ihm einen erfüllten Ruhestand gewünscht, nach 16 Jahren voller Arbeit, Verantwortung und Abendterminen. Für Jansen kam es leider anders.

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