Konzert am Tagebaurand Statement für den Erhalt der Dörfer

Keyenberg · Ein 58-köpfiges Sinfonieorchester spielte am Pfingstmontag in Keyenberg auf einem Bauernhof zum Widerstand gegen den Braunkohlentagebau Garzweiler II auf. Das besondere Konzert begeisterte das Publikum.

 Musikalisch ein Zeichen gesetzt: Mehr als 50 Musiker waren am Pfingstmontag in Keyenberg zu Gast und begeisterten das Publikum.

Musikalisch ein Zeichen gesetzt: Mehr als 50 Musiker waren am Pfingstmontag in Keyenberg zu Gast und begeisterten das Publikum.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Die Violinistin hatte es sich in der Dachluke bequem gemacht, der Cellist hatte seinen Platz zwischen Heuballen, der Trompetenspieler saß auf einer Wiese im hochgewachsenen Gras, und zwischen den Anhängern in der Garage hockte der Bratschist. Sie alle musizierten, derweil die Zuhörer an ihnen vorbeiwandelten und den Tönen lauschten.

Die Protestaktion gegen den Braunkohlentagebau Garzweiler II, zu der das Bündnis „Alle Dörfer bleiben“ am Pfingstmontag aufgerufen hatte, wurde für alle Beteiligten zu einem eindrucksvollen und nachhaltigen Erlebnis: Auf dem Hof der Familie Winzen in Keyenberg musizierte ein 58-köpfiges Sinfonieorchester unter der Leitung von Reinmar Neuner vor einem Publikum, das unentwegt auf einem Rundweg der Musik lauschte. Passend zum Anlass stand im Beethoven-Jahr die Pastorale, die Sinfonie Nummer sechs, im Mittelpunkt des Geschehens. Mit der Pastorale habe Beethoven die Natur musikalisch darstellen wollen, erläuterte Michael Bergen, der Organisator des ungewöhnlichen Konzerts. „Wo anders als hier in Keyenberg, wo die Schandtaten an der Natur unmittelbar erkennbar sind, kann ein solche Aufführung stattfinden?“, fragte er rhetorisch. Die Klimaaktivistin Antje Grothus aus Buir hatte den Bratschisten des Beethoven-Orchesters Bonn auf die Idee zu dem Konzert in Keyenberg gebracht, der Kontakt zum Musiker und Keyenberger Norbert Winzen war schnell geknüpft, das Konzert auf dem Hof seiner Familie dank der Unterstützung von „Alle Dörfer bleiben“ schnell konzipiert. Selbst die Corona-Bedingungen konnten die Bemühungen nicht stören; im Gegenteil, die dadurch bedingten Umstände wurden kurzerhand in die Aufführung integriert.

58 Musiker aus Orchestern aus Aachen, Bonn, Köln, Düsseldorf, Krefeld, Mönchengladbach und Solingen erklärten sich spontan bereit, unentgeltlich an diesem naturverbundenen Projekt unter freiem Himmel teilzunehmen. Weit verstreut auf Hof und Wiesen, die Musik über Kopfhörer aufnehmend, musizierte das ungewöhnliche Orchester, das in dieser Form noch nie geprobt, geschweige denn zusammen gespielt hat. „Kein Problem“, sagte die Violinistin des Sinfonieorchesters Aachen. „Die Pastorale kennt jeder Musiker.“ Winzen rang ergriffen nach Worten, als er den Musikern dankte: „Wir werden lange von der Motivation zehren, die wir heute durch die Musik aufgesogen haben.“ Bergen hegt die Hoffnung, „dass wir uns in fünf Jahren hier wiedersehen und uns gratulieren können, weil wir die Bagger gestoppt haben“. Der Raubbau an der Natur müsse ein Ende haben – ganz im Sinne von Beethoven.

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